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I. Tripolis und Ausflug nach Leptis magna.

In der Heimat. Dr. Petermann und Dr. Barth. Zurück nach Tripolis. Afrikareisende. Ausrüstung für die Wüste. Deutschlands Handel nach Nordafrika. Die Generalconsuln Botta und Hermann. Meine Dienerschaft. Probemarsch nach Lebda. Die Oasen Mschia und Tadjura. Der Sandgürtel. Ein nächtlicher Diebstahl und dessen Sühne. Rückweg über Messalata. Die letzten Tage in Tripolis.

Ende des Jahres 1864 kam ich von meiner Reise über den marokkanischen Atlas, durch Tafilet, Tuat und die Sahara gen Osten gehend, in der Stadt Tripolis an. Es war meine Absicht, gleich dort zu bleiben, ohne erst wieder nach Europa zurückzukehren; allein die grosse Sehnsucht, meine Geschwister nach so langer Trennung wiederzusehen, sowie der Umstand, dass ich, alles reiflich erwogen, das Interesse an meiner neu projectirten Reise nach Innerafrika durch persönliche Vorstellung in Berlin, Gotha und Bremen nachdrücklicher als auf schriftlichem Wege zu fördern hoffte, bestimmten mich zur Aenderung dieses Vorhabens. Ein längeres Weilen in Europa sollte mir freilich im Winter 1864-65 nicht beschieden sein.

Kaum hatte ich die Mittelmeerzone verlassen und war in Paris angelangt, als meine damals noch offenen Schusswunden mir derartige Beschwerden verursachten, dass ich daran denken musste, meinen Aufenthalt in Deutschland soviel als möglich abzukürzen. Nach einem flüchtigen Besuche bei meinen Geschwistern in Bremen, eilte ich nach Gotha und konnte hier dem Manne, der sich meiner während der Reise durch Marokko mit so aufopfernder Thätigkeit angenommen hatte, Dr. Petermann, zuerst mündlich meinen Dank abstatten. Eingehend besprach ich mit ihm den Plan, von Tripolis aus aber Rhadames dem Irharhar entlang oder im Thale desselben selbst bis Ideles zu geh en, das Hogar-Plateau zu übersteigen und auf der südwestlichen Seite desselben dem Tachirt folgend zum Niger vorzudringen. Für die Möglichkeit, diese Richtung einzuhalten, hat Bu-Derba's Reise längs des Irharhar den Beweis geliefert. Auch für mich wäre die Tour keineswegs unausführbar gewesen, denn unter dem Schutze Si-Othman-ben-Bikri's hätte ich bis Ideles kommen können, und von da würden seine Verbindungen mit den Tuareg-Auelimmeden mir weitergeholfen haben.

Leider fand dieser Plan bei Dr. Barth in Berlin wenig Anklang jedenfalls nur deshalb, weil er von Petermann, auf meine Aussagen gestützt, entworfen war. Denn der Grund, den Barth anführte, die Sicherheit meiner Person würde dabei aufs höchste gefährdet sein, da man in Tripolis in Erfahrung gebracht, dass ich ein Christ und mein Gebaren nur Maske gewesen sei, erwies sich als hinfällig: ich besuchte später in Rhadames oft die Moscheen, ohne dass jemand in meinen Mohammedanismus Zweifel gesetzt hat. Zudem verhält es sich in Afrika ebenso wie in den andern Welttheilen: die grossen und relativ sichersten Verkehrsstrassen ziehen sich längs der Flüsse, durch die Uadis, Thäler und Depressionen hin. Barth schlug dagegen vor, ich solle durch das Gebiet der Teda nach Uadai und Darfur gehen, und so zu den westlichen Nilzuflüssen zu gelangen suchen. Gewiss ebenfalls ein lohnendes Ziel, aber mindestens ebenso schwer zu erreichen, als über Ideles an den Niger vorzudringen; man denke nur, welche Schwierigkeiten sich dem Dr. Nachtigal in Tibisti entgegenstellten, man erinnere sich der Reise des Mohammed-el-Tunesi, der Ermordung Vogels und Beurmanns!

Indess war es mir doch sehr lieb, dass ich noch mit Barth selbst über so mancherlei conferiren konnte. Mein Bruder Hermann, wegen des kalten Winters ängstlich besorgt um mich wie ein Vater um sein Kind, hatte es sich nicht nehmen lassen, mich nach Gotha und Berlin zu begleiten, und unvergesslich werden uns beiden die Stunden bleiben, die wir bei Barth, dem nun schon seit Jahren Verewigten, und in dessen gastlichem Hause zubrachten. Aber trotz der sorgsamsten Pflege, die mir mein Bruder angedeihen liess, verschlimmerte die Kälte den Zustand meiner Wunden derart, dass ich nun, wollte ich nicht bettlägerig werden, aufs schleunigste wieder ein warmes Klima aufsuchen musste.

So verliess ich denn schon am 23. Februar 1865 Bremen, um über Paris, Marseille und Malta nach Tripolis zurückzukehren. In Paris besuchte ich Malte-Brun, Vivien-St.-Martin, Duveyrier und Maunoir und fand überall die freundlichste Aufnahme. Auch hatte ich das Glück, in Malta, wo man sonst oft wochenlang vergebens auf eine Gelegenheit nach Tripolis warten kann, guten Anschluss zu finden, und am 19. März betrat ich wieder afrikanischen Boden.

Es ist ein eigen Ding um das Unternehmen einer Reise ins Innere von Afrika. Grosse und luxuriös angelegte Reisen sind in diesem Lande eher hemmend als nutzenbringend. Zwar hat die elegant und aufs reichste ausgestattete Barth'sche Expedition, die im Vereine mit denen Vogels, Richardson's und Overweg's mindestens 100000 Thaler kostete ich erinnere nur an die Kutsche, an das Schiff, welches mitgeführt wurde, und an die kostbaren Geschenke im ganzen sehr gute Resultate ergeben; aber diese Expedition zerlegte sich in verschiedene Reisen, die unabhängig voneinander aus geführt wurden. Hingegen scheiterten die Tinnéschen Unternehmungen gänzlich, das eine mal an dem zu grossen Tross, das andere mal an dem bekannt gewordenen Reichthume des Fräuleins. Von der Decken's glänzend ausgerüstetes Unternehmen blieb trotz der aufgewendeten grossartigen Mittel ohne wesentlichen Erfolg. Die Ergebnisse von Baker's Expedition sind, wenigstens soweit sich bis jetzt beurtheilen lässt, keineswegs den kolossalen Summen entsprechen, die sie gekostet hat. Um dieselbe Zeit aber, und fast in denselben, Gegenden hat Dr. Schweinfurth mit sehr bescheidenen Mitteln wichtige geographische Probleme gelöst.

Mir bangte deshalb auch keinen Augenblick davor, im Besitz einer verhältnissmässig so geringen Geldsumme die weite Reise anzutreten. Hatte ich doch meine erste Reise ganz ohne Mittel unternommen und auf der zweiten, durch ein Gebiet, dessen Längenausdehnung ungefähr der Distanz zwischen Lissabon und Memel gleichkommt, nicht mehr als etwa 1000 Thaler gebraucht. Was mir diesmal an Geld zur Verfügung stand, belief sich auf etwa 2500 Thlr. 300 Thlr. hatte mir der bremer Senat bewilligt, 275 Thlr. betrug das Karl Ritter-Stipendium von Berlin das übrige bekam ich theils aus Gotha, aus dem zur Aufsuchung Vogels in Deutschland aufgebrachten Kapital, theils aus meiner Vaterstadt Bremen, wo man eine freiwillige Sammlung zu meinem Besten veranstaltet hatte. An den mit Vogels Namen verknüpften Geldern hefteten übrigens keinerlei beschränkende Bedingungen für mich, und auch sonst waren mir von keinem der Geber irgendwelche Verpflichtungen in Bezug auf die Verwendung der Beiträge auferlegt worden. Hinzufügen muss ich noch, dass die londoner Geographische Gesellschaft, die mich schon einmal grossmüthig durch Verleihung eines Stipendiums ausgezeichnet hatte, mir auch zu dieser Reise ein solches bewilligte.

Mit wie frohen Gefühlen landet der Afrikareisende, nachdem er die Fluten des Mittelmeers durchfurcht, auf dem afrikanischen Continent, den er während der Dauer seiner Reisen gewissermassen als seine Heimat betrachtet! Hier hofft er der geographischen Kenntniss neue Länder, neue Gebirge, Flüsse und Seen zu erschliessen, hier hofft er neue Völker zu finden mit anderer Sitten, anderer Religion. Afrika ist in der That das Dorado der Reisenden.

Quid novi ex Afrika? war schon der Ruf der Alten, und: Was gibt es Neues an Entdeckungen in Afrika? fragen mit Vorliebe auch die modernen Geographen. Namentlich seit dem Anfange dieses Jahrhunderts, seitdem die Park, die Burkhardt, Ruppel, Clapperton, Denham, Lyon und später Barth, Oberweg und Richardson ihre Schritte nach Afrika gelenkt, war das Interesse an der Erforschung Afrikas immer reger geworden. Die Vogel'sche Expedition hatte zum Theil die Heuglin'sche und die Beurmann'sche zur Folge, und indirect war sie auch das treibende Motiv zu meiner Reise nach dem Tschadsee.

Das erste Erforderniss, das ein Afrikareisender, wie überhaupt jeder, der unbekannte Gegenden durchforschen will, von Hause aus mitbringen muss, ist, dass er sich selbst gründlich kenne; denn nur nach einer strengen und unparteiischen Selbsterkenntniss darf man hoffen, sich die genügende Menschenkenntniss anzueignen, und letztere ist nirgends so unentbehrlich als bei Reisen in Afrika, wo es täglich darauf ankommt, fremde Völker und Menschen richtig zu beurtheilen. Gefahren drohen ja nur von einer Seite, von den Menschen. Die klimatischen Einflüsse dieser Gegenden lassen sich wirksam durch Chinin bekämpfen, und die von wilden Thieren kommenden Gefahren sind gleich Null; aber wie schwer ist es hier, den Freund vom Feinde zu unterscheiden, um so schwerer, eine je höhere Stufe der sogenannten Civilisation die Menschen einnehmen! Zweitens muss der Reisende Geduld im höchsten Grade besitzen, alle Arten von Strapazen, Hunger und Durst, selbst Kränkungen und Beschimpfungen ertragen können. Ohne diese Eigenschaften wird niemand in das Innere Afrikas einzudringen vermögen.

Mit den grössten Schwierigkeiten ist immer der erste Schritt, die erste Etappe verbunden, namentlich das Durchkreuzen der Sahara. Wieviel tausend Dinge gibt es da nicht vorzusorgen und zu bedenken. Zu einer Reise durch die Sahara gehört eine Sinnliche Ausrüstung wie zur Seereise auf einem Segelschiffe. So wie der Kapitän eines Segelschiffes nie mit Bestimmtheit vorhersagen kann: an dem und dem Tage werde ich den Hafen erreichen, ebenso wenig kann der Karavanenführer zuverlässig behaupten: an dem oder jenem Punkte wird Wasser zu finden sein, oder in so und so viel Tagen werden wir bei der Oase anlangen. Desgleichen muss wie zu einer Seereise hinlänglicher Proviant mitgenommen werden. Trotz der mehr als tausendjährigen Erfahrungen, wie oft geschieht es, dass die Lebensmittel- und Wasservorräthe nicht ausreichen. Durch den Simum, durch die Hitze geht kein Mensch zu Grunde, aber wie viele verschmachten alljährlich wegen Mangel an Trinkwasser! Was mich betrifft, so hatte ich einen Theil meiner Ausrüstung schon in Deutschland und Frankreich angeschafft: ich kaufte in Paris bei Secretan die nothwendigsten Instrumente, als Aneroïds, Thermometer, Hygrometer, Hypsometer, Boussolen etc., bei Lefaucheux die Waffen für meinen persönlichen Gebrauch, in der Pharmacie centrale in Marseille die Medicamente (an Medicamenten nahm ich mit: Chinin 500 Gramm, Opiumextract 50 Gramm, Brechweinstein 5 Gramm, ferner essigsaures Blei, Jodkali, Ipecacuanha, englisches Pflaster, Heftpflaster, Citronensäure zur Limonadebereitung 2000 Gramm, Hirschhorngeist u. a. m.), und später in Lavalletta Teppiche, wollene Decken, Schwimmgürtel, Gewehre, Munition, Thee, Biscuit, einige Conserven und andere Gegenstände. In Tripolis endlich sollte das noch Fehlende ergänzt werden.

Aber abgesehen davon, dass Eingeborene und Europäer wetteifern, um den europäischen Reisenden, den sie als eine Extrabeute betrachten, zu übervortheilen, hat das Einkaufen in Tripolis für den nicht Eingeweihten seine ganz besondern Schwierigkeiten. Geht man z. B. auf den Markt, um ein Kamel oder irgendeine Waare zu erstehen, so hat der Besitzer keinen Preis dafür, oder er nennt wenigstens keinen. Auf, die Frage. "Wieviel kostet das?" hat er die stehende Antwort: "Biete!" oder: "Wieviel gibst du?" Was soll nun aber der Neuling, dem die dortigen Verhältnisse fremd sind, auf einen Gegenstand bieten, dessen gewöhnlichen Preis er meist auch nicht annähernd kennt?

Und gar vieles fehlte noch zu meiner vollständigen Ausrüstung. Ausser den Dienern, Kamelen und Kameltreibern war für diese Reise durch die wasserlose Sahara zunächst die nöthige Anzahl Schläuche zu beschaffen. Auf gute Schläuche hat man das Hauptaugenmerk zu richten. Als die besten gelten die von sudanischen Ziegen, nicht nur wegen ihrer Grösse, sondern auch wegen der Dauerhaftigkeit des Leders. Ein Schlauch besteht aus dem ganzen, ungenähten Fell einer Ziege oder eines Schafes. Um es ganz zu erhalten, zieht man den Körper des getödteten Thieres durch die Halsöffnung, die später als Mündung dient. Inwendig werden die, Schläuche getheert, damit das Wasser länger vor Fäulniss geschätzt bleibe, und auch damit weniger Wasser durch Verdunstung verloren gehe. Grosse Schläuche halten bis 75 Pfund Wasser.

Sodann mussten Kisten gezimmert, Kochgeschirr für die Leute und für mich Proviant in benöthigter Menge, Tauwerk, Beile und andere Werkzeuge, endlich Waaren, die als Geschenke und Tauschmittel dienen sollten, gekauft werden: Burnusse von Tuch in den schreiendsten Farben, mit Gold gestickt, bunte Taschentücher, feinere und gröbere, Baumwollenzeuge, Maltese genannt, Turbane 80 Ellen lang (man denke sich, welche Zeit dazu gehört um einen solchen Turban, der allerdings aus ganz leichtem Stoffe besteht, um den Kopf zu wickeln!), rothe Mützen, einige Stück Sammt und Seide, Essenzen, echte und unechte Korallen, ganze Centner Glasperlen der verschiedensten Art, circa 5000 Nadeln, wovon man in Tripolis für einen Mariatheresienthaler etwa 6000 Stück bekömmt, natürlich von sehr grober Arbeit. Auch ordinäres Schreibpapier, das von Deutschland kommt, und Hunderte von Messern, ebenfalls deutsches Fabrikat, kaufte ich ein, so dass nach und nach meine Wohnung einem Kaufladen glich. Vor allem mussten dann noch Mariatheresienthaler eingehandelt werden, die man in Malta, Tripolis oder Alexandria zum Durchschnittspreise von 1 1/3 Thaler erstehen kann.

Die Mariatheresienthaler sind für Centralafrika die beliebteste Münze. Sie müssen aber vom Jahre 1780 sein, und auf der Krone der Maria Theresia müssen 7 Punkte, sich befinden. Thaler, die nicht diese Jahreszahl haben oder der 7 Punkte ermangelt, werden von den Sudannegern unbedingt zurückgewiesen. In frühern Jahren hielt man in den Negerländern auch darauf, dass die Thaler ein altes geschwärztes Aussehen hatten, und der Gatroner erzählte mir später, er habe unter Barth das mitgenommene Geld durch Lagerung zwischen Pulver geschwärzt. Den Grund, weshalb in ganz Centralafrika ausschliesslich der österreichische Thaler gang und gebe ist, vermochte ich, nicht zu erfahren.

Ueberhaupt ist Deutschland keineswegs in geringem Maasse an den nach Centralafrika eingeführten Waaren betheiligt. Nicht nur der Mariatheresienthaler ist deutsch, die Waffen aus Hagen und Solingen, die Nadeln aus Iserlohn, Zündhölzchen und Stearinkerzen aus Wien, Tuche aus Sachsen, Papier und kleine Industrieerzeugnisse aus Nürnberg, bekunden, dass die Mehrzahl der in Centralafrika gebrauchten Waaren am billigsten in Deutschland gefertigt werden. Dennoch mangelt es, mit Ausnahme weniger grosser Häuser in Aegypten, gänzlich an directen Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Nordafrika. Zum Theil liegt das wol daran, dass bisher in den nordafrikanischen Staaten der Deutsche vollkommen schutzlos, oder höchstens für seine persönliche Sicherheit auf einen fremden Consul angewiesen war. Kamen aber, wie es vielfach geschehen. ist, deutsche Kaufleute mit Waaren nach Tripolis, oder wollten sie mit den dortigen Geschäftsleuten directe Handelsverbindungen anknüpfen, so blieben ihre Bemühungen jedesmal ohne Erfolg, weil ihnen die fremden Consuln, auf die sie zählen zu können glaubten, alle möglichen Hindernisse in den Weg legten. Ganz natürlich, denn es wäre dadurch ihren eigenen Schutzbefohlenen ein Theil des lucrativen Handels entzogen worden. Mit Unrecht sagen daher die Regierungen Deutschlands. "Weshalb sollen wir nach dem und dem Orte einen Consul hinschicken? Wir haben dort keine, Interessen, es leben keine deutschen Kaufleute da, die unsers Schutzes bedürftig wären." Deutsche Kaufleute können eben nicht hingehen, weil sie gegen die neidischen Umtriebe anderer Nationen keinen Schutz finden.

Ich bewohnte während meines Aufenthalts in Tripolis ein Haus in der Mschia, das ich zu dem Ende von einem Eingeborenen gemiethet hatte. Ein einfaches Haus, nach orientalischer Sitte mit einem grossen Hofraume, auf den sich die Wohnzimmer öffneten, auch mit Küchen-, Keller- und Wirthschaftsräumen versehen; hinter dem Hause war ein kleiner Garten, mit der Aussicht auf das Meer und mit Orangenbäumen bewachsen, welche zu der Zeit gerade blühten, sodass man sich kaum einen angenehmem Aufenthalt wünschen kann. Ich hatte die Wohnung auf dem Lande vorgezogen, um ungestörter zu sein, da ich in der Stadt vor der allzu grossen Liebenswürdigkeit und Umgänglichkeit der Tripoliner wenig Ruhe gehabt hätte.

Die eigentliche Glanzperiode in gesellschaftlicher Beziehung, die Zeit als der Generalconsul Warrington dort herrschte, war allerdings für Tripolis schon vorüber. Beechey, Lyon, Denham, Clapperton und andere haben noch davon profitirt, sie alle wussten nicht genug die Gastlichkeit und die stets wirksame Unterstützung Warringtons zu rühmen. Doch auch die trostlose Oede, welche jetzt Über der europäischen Gesellschaft von Tripolis lagert, hatte damals noch nicht platzgegriffen. An der Spitze des französischen Generalconsulats stand Botta, der geistvolle Verfasser der "Monuments de Ninive" und anderer gelehrten Bücher. Dass der Umgang mit einem so verdienstvollen Reisenden, der die Welt umsegelt, dann in Aegypten und Sennar die eingehendsten Studien gemacht und durch seine Abhandlungen über die assyrischen Keilschriften, die er in Ninive und Khorsabad entdeckte, den ersten Impuls zum Studium der Keilschriften gegeben hatte, äusserst anregend auf mich wirkte, brauche ich wol kaum zu sagen. Dazu besass Botta nicht nur gründliches Wissen, das er leicht und in anziehendster Form mitzutheilen verstand, sondern auch einen durchaus edeln, wahrhaft ritterlichen Charakter. Sohn des berühmten italienischen Geschichtschreibers, folglich seiner Abstammung nach Italiener, war er in Frankreich aufgewachsen und erzogen worden, und seine Gastlichkeit, sein freigebiges, grossmüthiges Wesen stempelten ihn zu einem echten Franzosen. Als Kanzler fungirte neben ihm sein Freund Lequeux, aus Lothringen gebürtig, ein gelehrter Orientalist. Der englische Generalconsul, der alte Colonel Hermann, ein Veteran aus dem spanischen Halbinselkriege, war ein zwar nicht durch Gelehrsamkeit ausgezeichneter, aber höchst liebenswürdiger Mann, dessen Haus ebenfalls von jeher einen gastlichen Sammelpunkt für die europäische Gesellschaft bildete. Leider bestand zwischen den beiden Generalconsuln unversöhnliche Feindschaft, veranlasse durch einen bei der Ankunft Bottas von Colonel Hermann begangenen Etikettefehler; so unbedeutend dieser Anlass schien, hatte er doch zur Folge, dass die beiden Männer während ihrer ganzen Amtsperiode in Tripolis, die über 20 Jahre währte, sich niemals näher traten, nie grüssten und, falls sie nicht vermeiden konnten, am dritten Orte zusammenzutreffen, einander vollständig ignorirten.

Zu den übrigen Mitgliedern der Gesellschaft in Tripolis zählten der amerikanische Consul Mr. Porter und Frau, der österreichische Consul Rossi und Frau, der holländische Mr. Testa und Frau, der spanische Generalconsul mit grosser Familie, verschiedene andere Consuln und Kanzler, einige europäische Doctoren, darunter ein deutscher Pharmaceut, und einige Kaufleute, welche die Consular- und Gouverneurskreise frequentiren durften. Pascha-Gouverneur war zur Zeit Mahmud Pascha, später Marineminister des osmanischen Reiches.

Mit letzterm stand ich auf dem besten Fusse. Er wusste, dass ich meine erste und zweite Reise unter der Maske eines Moslem gemacht hatte, und rieth mir daher sehr ab, die südwestliche Route über Adelis und durch das Land der Tuareg zu wählen, da man mittlerweile erfahren haben müsse, dass ich kein wirklicher Muselman sei, und ich mich daher in jenen Gegenden der grössten Gefahr aussetzen wurde. Ich blieb aber fest bei meinem Entschluss, eben diese Route und zwar zunächst bis Rhadames einzuschlagen, und fuhr zu dem Ende fort mich in mohammedanische Tracht zu kleiden, wohl wissend, dass ich von Rhadames aus nur unter dieser Verkleidung weiter vorzudringen hoffen konnte.

Meine Diener und Leute betreffend, war ich diesmal recht gut bestellt. In erster Linie nenne ich Hammed Tandjaui, meinen erprobten Reisegefährten bei der Uebersteigung des grossen Atlas, sodann Mohammed Schtaui, einen Tripoliner, der, ehedem Diener im neapolitanischen Consulate, wegen eines Mordes nach Amerika verbannt worden war (die türkische Regierung verbannt bisweilen Verbrecher nach der andern Erdhälfte) und nach erfolgter Begnadigung von dort zurückkehrte. Er war wegen seines mürrischen, ungeselligen Wesens und namentlich wegen seines hervorstechenden Geizes eine werthvolle Acquisition für mich, insofern er lästige Besucher durch sein abstossendes Benehmen von meiner Wohnung fern hielt, niemals gemeinsame Sache mit den übrigen Dienern machte und mit meinem Eigenthum, selbst mir gegenüber, auf das allersparsamste umging, weil geizen ihm zur zweiten Natur geworden war. Nächst den Genannten wurden noch drei Farbige, vom Stamme der Kanuri, Haussa und Teda, engagirt.

Als ich die hauptsächlichsten Diener und meine Kamele beisammen hatte, beschloss ich, einen Uebungsmarsch nach dem etwa 15 Stunden östlich von Tripolis gelegenen Leptis magna zu unternehmen. Schon Tags zuvor liess ich mein prächtiges, gleich dem eines türkischen Paschas eingerichtetes Zelt bei Bordj inglesse[1] aufschlagen. Die Kamele waren von den Weiden geholt und standen in der Nähe bereit. Ich wartete nur noch auf die Ankunft des amerikanischen Consuls Mr. Porter, der sich mir bis Leptis anschliessen wollte. Aber im letzten Augenblicke hatte die junge und hübsche Mrs. Porter ihrem alten siebzigjährigen Ehegatten Contreordre gegeben; er liess absagen, und ich tröstete mich über den Verlust seiner Begleitung mit den Vorräthen, Wein, eingemachten Esswaren u. dgl., die bereits für ihn herausgeschickt waren.

Es war am 29. April, als ich mit meiner neuen Ausrüstung den ersten Tagemarsch antrat. Nach zwei kleinen Stunden erreicht man die östliche Grenze der die Stadt Tripolis umgebenden Mschia-Oase, die im Norden vom Meere, im Süden von einem Dünenkranz scharf begrenzt wird. Nur durch einen schmalen, sebchaartigen Landstrich von ihr getrennt liegt die Oase Tadjura, ein Dattelhain von etwa zwei Stunden Länge. Wie die Mschia hat auch Tadjura eine sesshafte Bevölkerung. Ungefähr in der Mitte erhebt sich eine von den Eingeborenen sehr heilig gehaltene Djemma oder Moschee, deren alte, offenbar von Christen herrührende Architektur Beachtung verdient. Barth, der das Innere gesehen, gibt die Zahl der mit korinthischen Capitälen versehenen Säulen auf 48 an. Wahrscheinlich war aber der Imam, welcher Barth hineingelassen hatte, inzwischen durch eine andere Persönlichkeit ersetzt worden, denn mir wurde der Eintritt nicht gestattet.

Beide Oasen sind äusserst fruchtbar und reich an den lieblichsten Naturschönheiten. Die hohen starken Palmen, von den frischen Seewinden gekräftigt, fast möchte ich sagen abgehärtet, vereinigen sich auf dem begrenzten Raume mit üppigen Orangenbäumen verschiedenster Art, mit Granaten-, Oliven-, Feigen-, Pfirsich-, Aprikosen- und andern Bäumen der glücklichen Mittelmeerzone zu einem wahren Blumen- und Fruchtgarten. Ein reizendes Eden hatte Colonel Warrington sich hier am Meeresstrande geschaffen, ein bescheidneres, doch anmuthig blühendes Gärtchen sein Sohn Frederic; aber die Perle aller Gärten, den berühmten Anlagen auf Madeira nicht nachstehend, besass der alte Botta. Botta liebte die Einsamkeit; selten bewohnte er das luxuriös eingerichtete Consulatsgebäude in der Stadt, fast nur wenn er als Repräsentant des Kaisers, der im Auslande gern für den Protector der gesammten katholischen Christenheit galt, bei den prunkvollen Feierlichkeiten in der alten Kathedrale zugegen sein musste. Sonst fesselte ihn sein Landhaus in der Mschia inmitten jenes von einer 20 Fuss hohen Mauer umgebenen köstlichen Gartens. Was nur an seltenen Pflanzen zu erlangen war, nicht nur europäische und nordafrikanische, sondern auch die botanischen Erzeugnisse der andern Erdtheile, wurde hierher versetzt. Die Gewächse des tropischen Amerika wie die Gewürzpflanzen Indiens, Europas lieblich duftende Blumen wie der persische Jasmin oder die Mandarinorange strömten hier ihre Wohlgerüche aus. Es war die Solitude Bottas, wo er nur mit seinem Kanzler Lequeux und einigen Dienern wohnend, in den Erinnerungen eines wechselvollen und ereignissreichen Lebens seine Tage verträumte. Die tripolitaner Gesellschaft bespöttelte diese Zurückgezogenheit, denn niemand hatte dort Verständniss dafür, und eben deshalb mied er soviel wie thunlich ihren Umgang.

Dass jede Reise auch ihre Unannehmlichkeiten mit sich zu bringen pflegt, das sollte ich gleich beim Beginn unsers Probe- und Vergnügungsmarsches erfahren. Bei der Abreise von Bremen erhielt ich von meinem Bruder Hermann einen stattlichen Neufundländer zum Geschenk. Mit vieler Mühe und grossen Kosten hatte ich das prächtige Thier durch ganz Frankreich und über das Mittelmeer nach Tripolis gebracht. Während des Aufenthalts in Tripolis, zumal meine Wohnung nahe am Meer gelegen war, ertrug der Hund die Vertauschung des nordischen Klimas mit dem Süden ganz wohl: er lag eben beinahe den ganzen Tag im Wasser. Nun aber zeigte sich's, dass Bull, so hatte ich ihn genannt, den Anstrengungen einer afrikanischen Reise keineswegs gewachsen war. Schon nach einer Stunde konnte er nicht weiter. Ich versuchte ihn auf ein Kamel zu setzen; aber es ging nicht: seine Antipathie gegen das Kamel schien ebenso gross zu sein wie die, welche das Kamel gegen ihn zu erkennen gab. Kurz darauf war er verschwunden. Sei es dass er sich in ein kühles Haus geflüchtet und dort abgefangen wurde, oder dass er den Schatten eines Palmendickichts aufgesucht, genug er war nicht mehr zu finden, und wir mussten ohne ihn unsern Weg fortsetzen.

Nach Tadjura folgt noch eine Strecke zwar unbebauten, doch ohne Zweifel culturfähigen Bodens, am andern Morgen aber traten wir in jene trostlose Sandregion ein, welche die Oasen Sensur im Westen, Mschia im Süden und Tadjura im Osten umgürtet. Der Sand ist, wie seine sehr lose Lagerung deutlich erkennen lässt, vom Meere ausgeworfen, und zwar erst in jüngster Zeit. Barth, der diese Anhäufungen einmal "shifting sands", ein andermal "lebendige, Sandhügel" nennt, trägt zwar gleichwol Bedenken, sie den Meeresdünen beizuzählen. Wären sie aber kein Product des Meeres, so könnten sie nur durch Zersetzung von Gesteinsmassen an Ort und Stelle entstanden sein, wenn anders Herrn Vatonne's Theorie der Sanddünenbildung irgendwelche Wahrscheinlichkeit für sich hat. Nach derselben Hypothese müssten sie dann einen festen Kern enthalten. Allein in der ganzen Gegend gibt es keine Felsformation, der Grund besteht überall aus alluvialer Anschwemmung, und die hier und da sichtbar werdenden Felsen sind nur grosse, vom Gebirge herabgetriebene erratische Blöcke.

Nach Ueberschreitung zweier Rinnsale, des Uadi Rmla und des Uadi Msid, gelangt man aus der Wüste in einen reichen, fruchtbaren Landstrich, der aber in der Richtung nach Osten immer schmäler wird, da das Gebirge sich hier immer näher zur Küste herandrängt. Man muss über den Sandgürtel hinausgelangt sein, um einen Begriff von dem eigentlichen tripolitanischen Lande und dessen Fruchtbarkeit zu bekommen. Die meisten Europäer aber, die Tripolis besuchen, versäumen dies und glauben, wenn sie bis an. den Rand der Mschia gegangen, hätten sie Afrika, d. h. die "Sandwüste" erreicht. So ist es erklärlich, dass selbst sehr gebildete Leute in Europa sich Afrika als Eine grosse Wüste, als ein endloses Sandmeer vorstellen. Wenn schon bei der Sahara diese Annahme nicht zutrifft, wieviel weniger ist sie auf ganz Afrika anzuwenden, einen Continent, der mehr als den dreifachen Flächeninhalt von Europa einnimmt,

Die Gegend östlich vom Uadi Msid ist mit zahlreichen Duar der Araber geschmeckt und durch grosse Rinder-, Schaf- und Ziegenheerden belebt. Griechen und Römer, Phönizier und vor ihnen andere Völker haben hier ihre Spuren zurückgelassen. Am 2. Mai zogen wir über den Negasi, den höchsten Ausläufer des Gebirgs zwischen Lebda und Tripolis. Noch einige Stunden, und wir befanden uns vor Choms, mit welchem Namen die Türken jetzt den District von Lebda bezeichnen.

Ich liess mein Zelt und das meiner Leute ungefähr in der Mitte zwischen Leptis und dem circa 4 Kilometer "Westlich von der Ruinenstadt entfernten türkischen Serai aufschlagen. Sodann stattete ich dem Kaimmakam - diesen Rang hat der dortige Pascha-Gouverneur - meinen Besuch ab. Er empfing mich sehr freundlich und versicherte, ich könne unbesorgt vor jeder Gefahr an dem gewählten Platze lagern. Die übrigen Tagesstunden wurden der Besichtigung des alten Leptis gewidmet. Von Leptis zurückgekehrt, legten wir uns alle bald zur Ruhe, der wir im Vertrauen auf die Versicherung des Kaimmakam uns sorglos glaubten hingeben zu dürfen, um so mehr als die Kaserne der türkischen Garnison kaum einen Büchsenschuss von unserm Lager entfernt war. - Plötzlich, wir lagen im ersten Schlaf, höre ich Lärm. und meine Diener "Diebe, Diebe!" rufen. Ich springe, meinen Revolver in der Hand, aus dem Zelte und sende einem Davoneilenden mehrere Kugeln nach. Erst als der Flüchtling, durch die Dunkelheit der Nacht begünstigt, meinen spähenden Blicken entschwunden war, wandte ich mich um und fragte, was vorgefallen sei. "Mein Revolver ist fort", schrie Hammed "Mein Säbel!" rief Schtaui; und bei näherer Nachforschung fand sich, dass auch noch einige andere Gegenstände fehlten. Bequem wie die beiden waren, hatten sie nachts ihre Waffen abgelegt (ich selbst schlief fast immer mit dem Revolver im Gürtel), und so konnte ein herbeigeschlichener Dieb, von aussen unter das Zelt langend, sich derselben bemächtigen. Natürlich war für den Augenblick nichts weiter zu thun. Am ändern Morgen aber meldete ich mich zeitig bei dem Kaimmakam. Die verlegene Miene dieses würdigen Beamten verrieth mir, dass er von dem nächtlichen Vorfall bereits Kenntniss habe. Das Schiessen musste von den Schildwachen gehört worden sein; auch hatten schon beim Tagesgrauen Leute aus der Stadt sich vor unsern Zelten eingefunden und mit meinen Dienern verkehrt.

Es wäre unschicklich gewesen, gleich mit der Thür ins Haus zu fallen. Nach den üblichen Begrüssungen unterhielt ich mich daher zuerst über gleichgültige Dinge. hob im Laufe des Gesprächs hervor; welch zuvorkommende Aufnahme Mahmud-Pascha in Tripolis mir habe zutheil werden lassen, und erwähnte, dass ich mit einem Bu-Djeruldi, einem für die Regentschaft Tripolitanien geltenden Regierungspass, ja sogar mit einem Firman-ali des Sultans in Stambul, einem türkischen Ministerialpass, versehen sei. Dabei zog ich die, beiden Documente aus der Tasche. Die Angst des Kaimmakam stieg zusehends, je mehr ich in seinen Augen zu wachsen schien. Hatte er im Anfang geglaubt, einen Tadjar (Kaufmann) vor sich zu haben, so sah er jetzt, dass ich ein bei seiner Regierung hoch angeschriebener Mann sein müsse. Er wagte endlich die Frage, ob ich etwa nicht mit allem zufrieden sei, oder ob ich ihm noch besondere Wünsche auszusprechen hätte. "Mit deiner Aufnahme, deiner Gastlichkeit", versetzte ich, "bin ich sehr wohl zufrieden, sonst würde ich sie nicht durch Geschenke erwidert haben." Auf Anrathen Frederic Warringtons, des treuen Factotums aller Reisenden in Tripolis, hatte ich 6 Flaschen Cognac mitgenommen und dem Kaimmakam zum Präsent gemacht. "Das Essen, das du mir gestern Abend zu schicken die Güte hattest, war so reichlich, dass es nicht bewältigt werden konnte. Aber unter deinen Augen bin ich diese Nacht bestohlen worden, und ich verlange sofortige Ergreifung und Bestrafung des Diebes oder, wenn er nicht zu entdecken ist, als Ersatz für die gestohlenen Sachen die Summe von 125 Frs." Schweisstropfen perlten während meiner Rede auf der Stirn des Geängstigten. Er wusste, dass ich, abgesehen von dem Firman-ali des Grosssultans, in Tripolis nicht nur eine Stütze am Gouverneur, sondern auch an allen dortigen Consuln hatte. Als Hanseat stand ich officiell unter britischem Schutze, aber da die Nationalitäten sich damals noch nicht so feindselig gegeneinander verhielten wie seitdem, konnte ich auf den Schutz auch aller andern europäischen Consuln rechnen. Um mich vorderhand zu beschwichtigen, gab mir der Kaimmakam einen Kadhi (Richter) mit, der den Thatbestand an Ort und Stelle untersuchen sollte. Dieser versammelte die Bewohner der Umgegend und stellte ein langes Verhör mit ihnen an. Da aber natürlich keiner für gut fand sich zu dem Diebstahl zu bekennen, fragte er mich, was ich an seiner Stelle thun würde. Des summarischen Verfahrens mich erinnernd, das ich den Pascha Mohammed-ben-Thaleb in Fes bei einer ähnlichen Gelegenheit anwenden sah, erwiderte ich ihm: "Die Leute sämmtlich einsperren und jeden seinen Theil an der Ersatzsumme bezahlen lassen; sie worden dann unter sich den Dieb schon herausbekommen!" Dem Kadhi schien das Praktische der von mir empfohlenen Massregel einzuleuchten, denn auf seinen Befehl wurden die Leute alle ins Gefängniss abgeführt.

Wer ein solches Verfahren ungerecht, tyrannisch und hartherzig nennen und hinzufügen möchte, gerade die Europäer müssten sich in fremden Ländern, unter den Bekennern einer andern Religion durch Gerechtigkeit und Menschen- oder Nächstenliebe hervorthun, der bedenkt nicht, dass ich eben im Begriffe stand, eine lange gefahrvolle Reise anzutreten, während welcher ich ganz allein auf meine eigene Energie angewiesen war, in einem Lande, wo alles was dem einzelnen europäischen Reisenden begegnet, durch die Fama zehnfach vergrössert, schnell wie ein Lauffeuer von Mund zu Munde sich weiter verbreitet, wo ich also auf die Respectirung meiner Person und meines Eigenthums seitens der Eingeborenen mit äusserster Strenge bedacht sein musste. Hätte ich geduldet, dass man mich hier im Bereiche der türkischen Herrschaft, unter den Augen des Kaimmakam und in fast unmittelbarer Nähe einer vom Militär besetzten Kaserne ungestraft bestahl, was hätte dann in entlegenen Gegenden, die keinerlei gesetzlichen Schutz boten, aus mir werden sollen?

Ich blieb denn auch fest gegenüber allen Versuchen, an meine Grossmuth zu appelliren, und gab auf die Vorstellungen: man könne jetzt in der Erntezeit die Leute nicht im Gefängniss zurückhalten, der Bairam stehe vor der Thür u. s. w., stets nur die eine Antwort: "Entweder den Dieb oder das Geld!" Nächsten Tags erschien der Kadhi wieder, gefolgt von einer Schar lamentirender Eingeborenen. Unter vielen Entschuldigungen, dass es nicht gelungen sei, den Dieb zu ermitteln, brachte mir der Nadhi 50 Frs. und die Leute ein fettes Schaf. Damit waren die gestohlenen Gegenstände freilich noch nicht zur Hälfte ihres Preises ersetzt, denn das Schaf hatte keinen Werth für mich, doch wollte ich die Sache nicht auf die Spitze treiben, sondern erklärte mich für befriedigt. Sogleich wurden die Pforten des Kerkers geöffnet und die Familienväter den Ihrigen zurückgegeben. Auch ich war froh, dass der leidige Handel ein Ende hatte und die Leute nun ihr Bairamfest ungetrübt begehen konnten.

Ich unterlasse es, die Ruinen um Lebda, deren Grossartigkeit mich in Erstaunen setzte, hier näher zu beschreiben, zumal mein Besuch derselben ein so flüchtiger gewesen, denn schon am 5. Mal brach ich wieder auf, um über Messalata nach Tripolis zurückzukehren. Dieser Weg ist reich an romantischen Schönheiten und überraschenden Fernsichten, aber nicht eben bequem und für europäisches Fuhrwerk wol kaum passirbar. Dass ihn einst die Wagen der Phönizier, Griechen und Römer durchfurchten, ist an den tiefeingeschnittenen Gleisen, da wo Fels offen zu Tage liegt, noch deutlich erkennbar. Zahlreiche Ruinen von festen Schlössern, Castellen, Grabmälern und Privatbauten verleihen der Gegend einerseits ein etwas melancholisches Aussehen, während andererseits die mit Gerste, Weizen, Mais oder Taback bebauten Felder, die Obstgärten voll Wein, Feigenbäumen, Johannisbrot, Oliven und Orangen den tröstlichen Gedanken erwecken, dass zwischen jenen Resten verschwundener Geschlechter neue Menschen leben und thätig sind. Auch des wilden Pflanzenschmuckes ermangelt die durch zahlreiche Quellen und Rinnsale bewässerte Berglandschaft nicht. Am Wege stehen wilde Oliven oder die kleinblätterige Eiche, Tamarisken und Oleander umsäumen den Rand der Bäche, und an den Berglehnen, wo sie nicht mit Rasen bedeckt sind, wachsen duftende Artemisia und andere aromatische Kräuter. Seitwärts von der grossen Strasse schneiden Gebirgsthäler ein, die dem Jäger ergiebigen Jagdgrund darbieten. Unmassen von Tauben nisten in Löchern an den Abhängen der steilen Kalkwände. Rebhühner durcheilen die Büsche, und wilde Enten beleben die einsamen Tümpel. Von vierfüssigen Thieren finden sich Hasen und Kaninchen, Füchse und Schakale am häufigsten, hier und da auch Wildschweine, Luchse und kleinere Raubthiere; der Panther und der Löwe aber kommen hier nicht mehr vor.

Wir folgten von Lebda aus zuerst dem südöstlichen Laufe des Uadi Lebda und zogen dann, auf der Berghöhe angelangt, in westlicher Richtung weiter. Die Gegend scheint ziemlich dicht bevölkert zu sein, doch sieht man es den Menschen wie ihren Wohnungen an, dass sie von der tripolitanischen Regierung bedrückt und ausgezogen werden. Die Bevölkerung theilt sich in eine sesshafte und eine nomadisirende; die Nomaden campiren unter schlechten und kleinen Zelten, die sesshaften Bewohner haben elende, kaum irgendwelchen Schutz gewährende Hütten aus roh übereinander gelegten Steinen. Angesichts der herrlichsten Baudenkmäler und verfallener Paläste, die oft nur einer geringen Ausbesserung bedurften, um mehrern Familien als solides und gesundes Obdach zu dienen, fristen diese Leute in erbärmlicher Existenz ihr Leben dahin. Nie fragen sie sich: warum können wir nicht solche Gebäude errichten und bewohnen? Nie regt ein Steindamm, der auf die Umfassung eines ehemaligen Wasserreservoirs deutet, nie der Bogen eines antiken Aquaducts sie zum Nachdenken über die gegenwärtige Armuth des Landes an. Stumpfsinnig schleichen sie vorüber, oder ein Weiser unter ihnen versteigt sich etwa zu der Aeusserung: "Das sind Werke der Rumi, der Christen, die standen mit dem Teufel im Bunde, mit seiner Hülfe erbauten sie jene Schlösser - verflucht seien die Christen!" Und doch ist dieses Volk bildungsfähig und würde unter angemessener Leitung sich gewiss nach und nach aus seiner Lethargie herausarbeiten. Leider kann bei dem Verwaltungssystem der türkischen Regierung auf ein derartiges Emporheben des Volkes wol niemals gerechnet werden. Der Pascha, der von Konstantinopel aus in eine ferne Provinz des Reiches geschickt wird, schaltet dort vollkommen unabhängig und ohne jede Controle. Er betrachtet in der Regel die ihm unterstellte Provinz lediglich als eine Bereicherungsstation, und beeilt sich um so mehr die Bewohner nach Möglichkeit auszupressen, da er keinen Tag sicher ist, sofort von seinem Posten wieder abberufen zu werden.

In dem Gebirgsstädtchen Messalata lud mich zugleich mit einem Effendi der Kaid des Orts ein, sein Haus als Nachtherberge zu benutzen. Nicht ohne Grauen vor der mir bekannten Unsauberkeit eines arabischen Wohnhauses machte ich von dem Anerbieten Gebrauch, und in der That erwies sich in dieser Beziehung, namentlich was die Plage von Flöhen und andern Insekten betrifft, der Aufenthalt unter dem gastlichen Dache als entsetzlich genug. Wie mochte es hier erst im Hochsommer aussehen! Der Effendi entschädigte sich damit, dass er der Arakiflasche fleissig zusprach, die ich ebenfalls nicht verschmähte, denn auf dem Wege von Tripolis nach Lebda war meine grosse blecherne Weinflasche von dem Kamel gegen einen Fels gedrückt und zerquetscht worden. Im übrigen entsprach die reichliche Bewirthung der berühmten Gastfreiheit der Araber. Man wird indessen gut thun, selbst bei den Arabern, dem gastlichsten Volke der Welt, stets das marokkanische Sprichwort im Sinne zu behalten: Am ersten Tage ist der Gast willkommen, am zweiten wird er geduldet, am dritten wünscht man ihn zum Teufel. Auch glaube man nicht, dass der Genuss solcher Gastfreundschaft dem Reisenden billig zu stehen kommt. Besonders in diesem Falle hatte ich doppelte Ansprüche zu befriedigen: sowol die Diener des Kaid wie die des Effendi wollten von mir beschenkt sein; letztere begründeten ihren Anspruch, indem sie sagten, ich sei ein Bei und habe somit die Verpflichtung, jedem Diener eines niedern türkischen Beamten Bakschisch zu geben. Meine Eitelkeit litt nicht, "mich lumpen zu lassen", und so verliess eine hübsche Anzahl Tücher und rothe Mützen meinen Koffer auf Nimmerwiedersehen.

Auf den andern Tag fiel das Bairamfest. Da der marokkanische Brauch, die religiöse Festfeier auf freiem Felde an einer Msala abzuhalten, in Tripolitanien unbekannt ist, begleitete ich den Kaid und den Effendi zum üblichen Gebet in die Moschee. Ich hatte ja noch immer den Plan, über Rhadames und Ideles zum Hogar-Lande vorzudringen, und gab mich deshalb in Tracht und Sitte fortwährend für einen echten Muselman aus. Es gelang mir vortrefflich. Weintrinken ist den Tripolitanern nichts Auffallendes, die seit langem durch die türkische Herrschaft gewöhnt sind, das Trinken von Spirituosen als halb erlaubt zu betrachten; in der Kunst des Gebetmachens aber nahm ich es mit dem frömmsten Faki auf. Hierin hatte ich in Marokko eine gute Schule durchgemacht und mir allerlei kleine Finessen angeeignet, ja ich bin überzeugt, mancher Thaleb aus der Umgegend beneidete mich um meine Fertigkeit im Niederwerfen und Fingerdrehen beim Gebet. Aus der Moschee nach Hause zurückgekehrt, opferte jeder Familienvater, der nur irgend die Mittel dazu erschwingen konnte, ein Lamm. Arme und Bettler gingen von Haus zu Haus; sie werden am Bairamstage mit reichlichem Gaben als gewöhnlich bedacht.

Nachmittags bestieg ich eine Anhöhe vor der Stadt, bei welcher Gelegenheit. ich mit Schrecken gewahr wurde, dass mein Diener das Aneroïd zerbrochen hatte. Glücklicherweise hatte ich noch einige Ersatzexemplare in Tripolis. Die Burgruine, welche, den Berg krönt, ist altspanischen Ursprungs, doch ohne besonderes Interesse.

Am 7. Mai setzte sich meine kleine Karavane wieder in Bewegung, Von Messalata führt der Weg zwischen fruchtbaren Feldern an den Abhängen der Berge entlang zu dem Uadi Gerim, und an diesem abwärts bis zum Ksor Gerim, das am rechten Flussufer hoch auf steilen Felsen sich erhebt. Hier verlässt er nach Westen umbiegend den Gerim, der weiter unterhalb in den Uadi Rmla fliesst, und erreicht bald darauf die weite Djefara-Ebene. In all den Thälern stösst man auf Spuren der einstigen römischen Landwirthschaft. Noch stehen viele jener gemauerten Querwälle, wie sie neuerdings auch für Algerien in Vorschlag gebracht wurden; manche sind von kolossaler Dicke und so gut erhalten, dass sich mit geringen Kosten wieder grosse Wasserreservoire aus ihnen herstellen liessen, mittels welcher diese ertragsfähigen, aber während der heissen Jahreszeit von der Sonne ausgedörrten Ebenen regelmässig berieselt werden könnten. Zufolge des Mangels an Waldungen fällt in Tripolitanien der atmosphärische Niederschlag nicht als sanfter Regen, sondern in heftigen Wolkenbrüchen herab. Um nun trotzdem das Wasser zu sammeln, verschlossen die Römer ein ganzes Thal durch riesige Querwälle, sodass sich kleine Seen bildeten, welche die genügende Bewässerung der Felder während des ganzen Jahres ermöglichten: ein Beweis übrigens, dass schon zu den Zeiten der Römer Tripolitanien fast ebenso holzarm wie jetzt gewesen sein muss.

Wohlbehalten langte ich am 8. Mai wieder in Tripolis an, im ganzen recht zufrieden mit meinem Ausfluge. Zu meiner Freude war unterdessen ein Dampfer von Europa mit Briefen für mich eingelaufen. Dagegen hatte ich den Schmerz, meinen schönen Neufundländer nicht, wie ich gehofft, im Hause, vorzufinden. Die Bewohner der Mschia haben ihn verzehrt, behaupteten die Tripolitaner. Dies bestätigte sich zwar nicht, obschon die Mschia-Bewohner, wie dort allgemein bekannt, allerdings Hunde essen, genug aber das Thier blieb für mich verloren.

Ich beschäftigte mich nun aufs eifrigste mit der Vollendung meiner Ausrüstung, und um der Stadt etwas näher zu sein, bezog ich das reizend gelegene Landhaus des Herrn Labi, eines jüdischen Eingeborenen, der mir dasselbe freundlichst zur Verfügung gestellt hatte; es war so geräumig, dass auch meine sämmtlichen Diener darin Unterkommen fanden.

Von seiten der europäischen Colonie erfreute ich mich fortgesetzt zuvorkommender Aufmerksamkeit; Engländer, Franzosen, Spanier und Oesterreicher wetteiferten gleichsam, mir Liebenswürdiges zu erweisen. Unter andern verkehrte ich viel mit dem Pater Präfect, einem sehr würdigen Manne, der mit bischöflicher Vollmacht der katholischen Kirche in Tripolis vorsteht; wie er häufig mein Gast war, war ich auch meinerseits kein Verächter seiner trefflichen Küche und des guten Klosterweins. Die meiste Sympathie aber flösste mir der französische Generalconsul Botta ein, denn er und sein Kanzler Mr. Lequeux waren die einzigen in der dortigen europäischen Gesellschaft, die für anderes, als, was ausserhalb des gewöhnlichen Lebenskreises liegt, Verständniss besassen. Ich wusste zwischen ihm und dem englischen Generalconsul Hermann stets meine Neutralität zu bewahren. Die beiden hatten sich, wie schon erzählt, nie gesprochen, nie besucht. Als Barth auf der Rückkehr von seiner grossen Reise nach Tripolis kam, nahm er bei Colonel Hermann Quartier, mit dem er von früher her befreundet war. Botta stellte ihm schriftlich ein französisches Kriegsschiff, das gerade in Tripolis ankerte, für die Ueberfahrt nach Europa zur Disposition und lud ihn gleichzeitig zu einem Besuche ein. Aber Colonel Hermann's Eifersucht liess weder das Anerbieten noch die Einladung in Barth's Hände gelangen, sodass dieser sich nicht einmal für die Aufmerksamkeit bei Botta bedanken konnte. Auch zu mir hatte Colonel Hermann einst gesagt "Ich sehe nicht gern, dass Sie die Franzosen frequentiren." Natürlich Dahin ich keine Notiz davon, Und er war taktvoll genug, mich seinen Aerger darüber nicht empfinden zu lassen.

Endlich nahte der Tag der Abreise. Den Abend vorher gab der amerikanische Consul mir zu Ehren noch ein glänzendes Fest. Die sämmtlichen Consuln mit ihren Damen waren erschienen, selbst Mahmud-Pascha erhöhte den Glanz des Abends durch seine Gegenwart, und manche Flasche Champagner ward auf das glückliche Gelingen meiner Expedition geleert. Zum Abschied, ein Theil der Gäste hatte sich bereits entfernt, spielte mir Mrs. Porter die "Adelaide" von Beethoven vor, was ich als ein besonders gutes Omen ansah, denn auch zu meiner zweiten Reise über den Atlas und nach Turat hatten mir musikalische Klänge das Geleit gegeben. Als ich nämlich damals spät abends von El-Aghouat wegritt, tönten fern durch den Palmenwald Melodien aus der "Weissen Dame" zu mir herüber die ein französischer Spahi-Offizier einem Waldhorn entlockte. Bevor die Gesellschaft auseinanderging, ereignete sich noch eine komisches Scene. Mein Diener Hammed-Tandjaui war durch den Abschied von seinen Bekannten in eine wehmüthige Stimmung versetzt worden und hatte dann, um sie zu verscheuchen, ganz gegen seine Gewohnheit etwas zu tief in die Arakiflasche geguckt. Da erschien ihm mein langes Ausbleiben bedenklich. Flugs machte er sich auf und lief von dem Landhause nach der Stadt, in die er, obgleich in Tripolis zur Nachtzeit die Thore geschlossen sind, sich unbemerkt einzuschleichen wusste. Plötzlich trat er nun in einem fast adamatischen Costüm, eine grosse Laterne in der Hand, mitten in den Kreis der eleganten tripolinischen Damenwelt. Grosse Bestürzung zuerst und Ausrufe von "shocking, shocking!" dann aber ein nicht aufhörenwollendes Gelächter, unter welchem man sich trennte und eine gute Nacht wünschte - für mich die letzte in Tripolis.

Früh am 20. Mai war ich reisefertig. Als ich mich angekleidet und meine Geldbörse zu mir stecken wollte, vermisste ich ein 20 Fr.-Stück; ich wusste ganz genau, dass ich tags vorher 100 Frs. aus der Cassette genommen hatte. Niemand anders, dachte ich, als Hammed, dem die Ueberwachung meines Geldes anvertraut war, kann das Stück entwendet haben, und in dem Verdacht, er habe sich seinen Rausch am vorigen Abend, auf meine Kosten angetrunken, schlug ich, ohne auf die Betheuerungen seiner Unschuld zu hören, unbarmherzig auf ihn los. Durch die Ankunft einer Cavalcade aus der Stadt, an ihrer Spitze fast sämmtliche Consuln, welche herauskam, um mir bis zur Grenze der Mschia das Ehrengeleit zu geben, wurde glücklicherweise die Execution unterbrochen, und zu meiner Beschämung fand ich bei wiederholtem Suchen in einer meiner Taschen das vermisste Goldstück. Hammed war ausser sich; erst nach einigen Tagen gelang es mir ihn zu beruhigen. "Ich weine nicht wegen der Schmerzen ", sagte er mehr als einmal, "die mir deine Schläge verursachten; aber ich werde nie vergessen, dass du an meiner Ehrlichkeit gezweifelt hast." Dennoch hat er vergessen und mir die unverdient empfangene Züchtigung nicht nachgetragen: er war und blieb mein treuester Diener, treu, und ehrlich bis zu seinem frühen Tode.

"E-o-a! E-o-a!" schrien die Kameltreiber, dann ihr einförmiges "Ssalam ala rasul oua nebbina" (Heil und Frieden über unsern Gesandten und Propheten) anstimmend. Dazwischen wehklagten Abschied nehmende arabische Weiber oder stiessen ein geltendes "Yu, Yu!" aus. Das letzte Gepäck wurde auf die Kamele vertheilt und befestigt, der Zug vollends geordnet, und um 71/2, Uhr bewegte er sich, das Mittelmeer im Rücken, gemessenen Schrittes landeinwärts.

[1]Bordj inglesse (englisches Fort) liegt eine halbe Stunde östlich von Tripolis, dem Haupteingange des Hafens gegenüber; jetzt ist das Fort Ruine.


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