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XIII. Von Keffi bis an den Bénuë.

Ausmarsch. Der Kogna-Fluss. Ssinssinni und Omaro. Dorf Ego im Ego-Gebirge. Götzenbilder und Götzendienst. Die Städte Atjaua und Udíni. Eine Kunststrasse. Sultan Auno von Akum. Ankunft am Bénuë.

Punkt 12 Uhr mittags schritt ich mit meinen Leuten zu Fuss durch das südöstliche Stadtthor von Keffi Abd-es-Senga. Das Thermometer zeigte +42deg. im Schatten, doch ermässigte ein starker Südostwind, sobald wir ins Freie gelangt waren, die Schwüle der Atmosphäre. Auch auf dieser Seite der Stadt fehlte es nicht an einzeln liegenden, von Fruchtfeldern umgebenen Gehöften, ein Beweis, dass Leben und Eigenthum hier vollkommen geschützt sind. Der schwarze Humusboden unter unsern Füssen war infolge der andauernden Hitze während der trockenen Jahreszeit vielfach geborsten und zerspalten. Das Terrain, anfangs ganz eben, erhob sich nach einer Stunde zu niedrigen Hügeln, über welche hinaus etwa 5 Stunden gegen Nord zu Ost die Umrisse des Gúndoma-Berges, und etwas später auf 3-4 Stunden Entfernung im Süden die des Afo-Gebirges sichtbar wurden. Um 11/2 Uhr kamen wir zu dem Orte Akoki und um 31/4 Uhr an den Fluss Kogna, den ich dicht hinter Hádeli schon einmal überschritten hatte; sein Bett, von Norden nach Süden gerichtet, ist hier durch vortretende Felsen verengt, immerhin aber mochte der Strom noch jetzt, zur Zeit des niedrigsten Wasserstandes, bei 11/2 Fuss Tiefe 200 Meter breit sein; er floss so ruhig und klar, dass man die Fische darin schwimmen und bis auf den kiesigen, viel Marienglas führenden Grund sehen konnte. Wir ruhten eine Weile an seinem kühlen, malerischen Ufer und gingen dann, immer südöstliche Richtung verfolgend, bis zu dem Oertchen Gando-n-Ja-Mussa, das dem Bruder des Sultans gehört, wo man uns daher aufs beste ein fing und beherbergte. Gando ist nur 10 Minuten vom Kogna-Ufer entfernt; der Ort Kogna liegt 1 Stunde weiter nördlich.

Frühmorgens gen Südsüdosten weitergehend, während der Kogna seinen Lauf direct gen Süden wendet, hatten wir in hügeliger Gegend erst angebautes Land zur Seite, traten dann in einen Wald, berührten nach 21/2 Stunden das Dorf Scharo und gelangten 10 Minuten hinter Scharo zu dem Orte Ssinssinni. Der Name "Ssinssinni" heisst wörtlich "Lagerstadt" und wird in der Regel solchen Orten beigelegt, die zeitweise, wie Keffi-n-Rauta, einer grössern Zahl Truppen zum Quartier dienen. Ja-Mussa hatte mir ein Empfehlungsschreiben an den Sultan von Ssinssinni mitgegeben, worin dieser ersucht wurde, uns durch einen sichern Mann nach der Stadt Akum unfern vom Bénuë, die unter seiner Botmässigkeit steht, geleiten zu lassen. Er schickte bereitwillig einen seiner Diener und beschenkte uns überdies mit Brotküchelchen ans Indischem Korn; andern Proviant kaufte ich auf dem Markte für uns ein. Ich visirte von hier aus in Ostsüdosten den Berg Tokóa, der nur etwa 1 1/2 Stunden entfernt ist, uind in Nordnordwesten den etwa 31/2 Stunden entfernten Berg Kogna.

Der Weg nahm jetzt, wieder durch Wald führend, südsüdwestliche Richtung. Das Gehen fing doch bereits an mir schwer zu fallen, da mich meine alte Schusswunde im rechten Beine schmerzte, und kaum konnte ich den Elfenbeinträgern folgen, die, ihre schwere Bürde frei auf dem Kopfe balancirend, rasch als wären sie unbelastet voranschritten. Im Walde erlegten meine Leute eine Schlange von 5 Fuss Länge, die einzige, die ich in Innerafrika gesehen, und schnitten ihr den Kopf ab, um mit dem darin enthaltenen Gift ihre Pfeile zu bestreichen. Nach 2 Stunden 40 Minuten war unser Nachtquartier, der Ort Mallem Omaro, erreicht. Derselbe ist erst vor einigen Jahren von einem Mallem Namens Omaro gegründet worden und dürfte einer der am weitesten nach Süden vorgeschobenen Posten des Mohammedanismus sein.

Schon um 61/2 Uhr traten wir am andern Morgen den Weitermarsch an. Zunächst war der Auëni-Fluss, der von Osten kommend bei Nessraua in den Kogna mündet, zu überschreiten; ein primitiver Steg für Fussgänger verband zwar die beiderseitigen Ufer, indem man einen abgehauenen Stamm von einem Baum zum andern gelegt hatte, doch zogen wir vor, das seichte Bett zu durchwaten. Der Lauf des Auëni bis hierher kann kaum mehr als eine Tagereise betragen, da weiter im Osten das Gebiet des Ssungo-Flusses anfängt; wenn er gleichwol zu Ende der trockenen Jahreszeit noch Wasser hatte, so müssen eine Menge kleiner Zuflüsse sich in ihm vereinigen. Von seinem jenseitigen Ufer an beginnt eine allmähliche Erhebung des sehr unebenen, von vielen Rinnsälen durchschnittenen Bodens. Nach einstündigem Marsche durch Wild in südsüdöstlicher Richtung gelangten wir auf eine baumlose Anhöhe, von der aus ich folgende Berge visiren konnte: in Nordnordosten etwa 3 Stunden entfernt den Tokóa, in gleicher Entfernung gen Osten den Jége, und etwa 2 Stunden südwestlich den Anágoda. Weitere 3 Marschstunden brachten uns an den Fuss des Ego-Gebirges, das sich in einem Bogen von etwa 6 Stunden Länge von Westen nach Süden und dann nach Südosten herumzieht. Wir brauchten 1/2 Stunde zum Erklimmen der bewaldeten steilen Bergwand und erreichten dann nach 1/4 Stunde auf einem kleinen Plateau das von hohen Granitblöcken und undurchdringlichem Gebüsch, durch welches nur ein einziger schmaler Fusspfad führt, wie mit einem natürlichen Wall umschlossene Dorf Ego. Dank der Empfehlung Ja-Mussas wurden wir von dem Sultan des Orts in seine eigene Wohnung aufgenommen und reichlich mit Speisen versorgt.

Die Bewohner dieses einsamen Gebirgsdorfs, etwa 500 an Zahl, sind Afo-Neger von dunkelschwarzer Hautfarbe. Sie feilen sich die Oberzähne spitz und scheren ihr Kopfhaar stellenweise ab, sodass es dazwischen in verschiedenförmigen einzelnen Figuren stehen bleibt. Die Frauen hüllen den Körper in ein Stück Zeug, die Männer aber gehen unbekleidet, nur einen zwischen den Beinen hindurchgezogenen Schurz tragend. Bei den unverheiratheten Burschen sind beide Arme von oben bis unten mit messingenen Spangen, bei manchen auch die Füsse mit Messingkettchen geschmückt und die Hüften mit Perlenschnüren umwunden, ganz wie in Segseg und Bautschi bei den Frauen. Es ist überhaupt eigenthümlich, wie die Weibertracht der einen Gegend in der andern von den Männern getragen wird und ebenso umgekehrt. Ja, trotz der Einfachheit der Trachten ist auch bei den innerafrikanischen Negern keineswegs ein Wechsel in den Moden ausgeschlossen; so kommt es vor, dass dieselbe Sorte Glasperlen, die bei einem Stamme sehr beliebt war, nach einiger Zeit gar nicht mehr von ihm gekauft wird, weil der Geschmack sich inzwischen einer neuen Sorte zugewendet hat.

Wenn ich in den bis dahin von mir durchreisten Ländern Afrikas, in welche alle der Mohammedanismus mehr oder weniger eingedrungen, keinerlei heidnische Götzenbilder gesehen hatte, vielmehr die ganze Religion der dort wohnenden Heiden, ohne irgendwelchen äussern Cultus, blos in einigen abergläubischen Vorstellungen zu bestehen scheint, trat mir hier in Ego mit einemmal der Fetischdienst in seiner vollen Ausbildung entgegen. Am Eingange zur Wohnung des Sultans stand ein von Thon geformter Götze, und ebenso hatte jede Familie, meist auf einer Erhöhung vor der Hütte, ihren eigenen Hausgötzen, gewöhnlich eine Gruppe von mehrern Thongebilden, die mit bunten Lappen, mit Tellern, Schüsseln und allerhand sonstigem Geräth behängt oder auch ganz angekleidet und mit Bogen und Pfeilen versehen waren. Ausserdem gab es in besondern Hütten zur allgemeinen Verehrung aufgestellte Götzen. Die zwei vornehmsten derselben hiessen Dodo und Harna-Ja-Mussa. Dodo, wahrscheinlich das böse PrincIpárepräsentirend, war eine thönerne Thiergestalt mit vier Antilopenhörnern auf dem Rücken und zwei menschlichen Gesichtern, eins nach vorn und eins nach rückwärts gekehrt, von denen das vordere weiss gefärbt war und einen Bart von Schafwolle hatte. Harna-Ja-Mussa stellte eine menschliche Figur ohne Arme in sitzender Stellung vor, mit herausgestreckter Zunge, starkem weissen Wollenbart und zwei Antilopenhörnern auf dem Kopfe. Die Gesichter an beiden Götzen wie an allen, die ich später sah, zeigten nicht den Negertypus, sondern mehr kaukasische, vermutlich den Fellata-Physiognomien nachgebildete Formen. Uebrigens können diese zwei Götzen erst aus neuerer Zeit stammen, denn sie tragen die Namen zweier Anführer der Fellata, die sich bei der Invasion derselben, der eine im Haussa-Lande, der andere in Segseg, durch besondere Grausamkeit gegen die Eingeborenen hervorgethan hatten.

So versetzen ja auch die mohammedanischen Araber die gefürchtetsten Scheusale, wie den Sultan Muley Ismael, unter ihre Heiligen. Verstorbene Afo werden in den Hütten der Götzen begraben, und sind es im Leben berühmte Krieger gewesen, so wird ihr Bild auf das Grab gesetzt und als neuer Fetisch verehrt. Man erfleht von den Götzen ein fruchtbares Jahr, Regen, Sieg über die Feinde, zahlreiche Nachkommenschaft u. s. w. und fürchtet dagegen, dass sie, wenn man ihren Dienst vernachlässigt, das heisst nicht zu gewissen Zeiten das Blut geschlachteter Thiere vor ihnen aussprengt oder sie damit beschmiert, Hungersnoth, Krankheiten, Krieg und sonstiges Unheil über den Stamm verhängen.

Wir verliessen Ego am andern Morgen 61/2 Uhr, gingen in südsüdwestlicher Richtung auf dem Hochplateau weiter und befanden uns nach einer halben Stunde an dessen südlichem Abhange, den wir nun hinabstiegen. Auf dieser Seite hat das Gebirge weit grobkörnigern Granit, und ungeheuere Blöcke davon lagen an seinem Fusse zerstreut. Unten in der Ebene angekommen, die gewellt und gut bewaldet ist, passirten wir mehrere nach Osten laufende Flüsschen. Hier zeigten sich schon zahlreiche Elefantenspuren. Auch Zibethkatzen muss es hier in Menge geben. Ich bekam zwar, da sie ausserordentlich scheu sind, keine zu Gesicht, aber meine Neger finden überall am Wege dürre Grashalme, die mit dem stark riechenden Zibethfett beklebt waren. Das Thier hat nämlich das Bedürfniss, seine Fettdrüse von Zeit zu Zeit zu entleeren, und presst dieselbe dann gegen steife Stengel oder Halme, bis die klebrige Substanz herausfliesst. In der Gefangenschaft wird der Zibethkatze, wie ich an einer frühern Stelle beschrieben habe, behufs Gewinnung des kostbaren Moschus die Drüse alle acht Tage gewaltsam ausgedrückt.

Um 101/2 Uhr vormittags rasteten wir vor der rings mit tiefen Gräben umzogenen Stadt Atjaua, die gegen 5000 Einwohner, alle dem Stamme der Afo angehörig, zählen soll. Von da wandte sich der Weg südlich, er führte, von mehrern gegen Osten oder Südosten fliessenden Rinnsalen gekreuzt, in einer grossgewellten Ebene hin, links und rechts an zerstörten Ortschaften vorbei, den traurigen Zeugen verheerenden Kriege, zu der ebenfalls von 5000 götzendienerischen Afo bewohnten Stadt Udéni, welche wir nach 3 Stunden erreichten. Wie Atjaua ist auch Udéni durch Wallgräben befestigt, doch gelangt man, statt wie dort über einen schmalen Balken, hier über einen etwas breitern hölzernen Steg in die Stadt. Angestaunt von den herbeilaufenden Bewohnern - ich mochte wol der erste weisse Mann sein, den sie zu sehen bekamen -, liessen wir uns gleich zum Sultan führen und wurden bestens von ihm aufgenommen. Der Ort liegt in einem Walde von Oelpalmen, die nicht nur gutes, rothfarbiges Oel liefern, sondern auch Früchte mit einem schmackhaften mandelartigen Kern. In der weitern Umgebung von Udéni wird viel Baumwolle gebaut. Auf dem Markte der Stadt sah ich Fische ans dem Bénuë feilbieten.

Am folgenden Tage legten wir erst 1 Stunde in südlicher, darauf 4 Stunden in südsüdwestlicher Richtung zurück. Die Gegend ist einförmig: grossgewellter Sand- oder Thonboden, sehr dichter, aber niedriger und verkrüppelter Wald. Aus der Thonerde ragen hier wieder viele der merkwürdigen Ameisenbauten in Form von Thürmen und Pyramiden hervor; es waren solche, an denen äusserlich nirgends eine Oeffnung wahrzunehmen ist, deren Inneres aber mit seinem Labyrinth von Gängen und Kammern einem grossporigen Schwamme gleicht. Ungefähr in der Mitte des Wegs befinden sich die Ruinen der von den Fellata zerstörten Stadt Akora, die einen sehr bedeutenden Umfang gehabt haben muss. Bei dieser Trümmerstätte beginnt eine 8 Fuss breite, in schnurgerader Richtung bis zur Stadt Akum führende Kunststrasse; ich erblickte in ihr ein bemerkenswerthes Zeichen fortgeschrittener Civilisation, wie es mir noch in keinem Negerlande begegnet war, um so mehr als man behufs ihrer Anlage auf der ganzen Strecke das dichtverwachsene, knorrige Gehölz hatte aushauen und entwurzeln müssen.

In Akum suchte ich zuerst den Toraki (Steuererheber) des Sultans von Segseg auf, an den ich empfohlen war, den einzigen in dieser Heidenstadt zeitweise wohnenden Mohammedaner. Sodann liess mich der Sultan des Orts, Namens Auno, durch seinen Kaiga-ma begrüssen und zu einem Besuche einladen. Den Eingang zu dessen sehr weitläufiger Wohnung bildete eine mit doppeltem, kirchthurmähnlichen Dache bedeckte und an den äussern Thonwänden mit Arabesken verzierte Hütte. Durch sie hindurch und über mehrere Höfe, wo Sklaven und Sklavinnen, aus langen Pfeifen rauchend, müssig auf dem mosaikartig gepflasterten Fussboden lagen, führte man mich zu einem kleinen innern Raum. Hier hockte Seine schwarze Majestät völlig nackt am Boden; ein blaues Sudanhemd, das über seinen Schos gebreitet war, sollte mir wol blos zeigen, dass er im Besitz von Kleidern sei, wenn er auch nicht für nöthig finde, sie anzulegen. Er sprach und verstand keine andere Sprache als Afo, und ich brauchte daher, um mich mit ihm zu verständigen, zwei Dolmetscher, einen, der das Afo ins Haussa, und einen, der mir das Haussa ins Kanúri übersetzte. Die Unterhaltung betraf zumeist meine Reise. Von verschiedenen Seiten war mir abgerathen worden, an den Bénuë zu geben, weil die an seinen Ufern wohnenden Stämme, namentlich die Bassa, sehr raublustig seien und ich als Weisser unfehlbar dort ausgeplündert, wol gar umgebracht werden würde. Der Sultan, den ich darüber befragte, versicherte mich aber, das sei unwahr, ich könne ohne Gefahr die Reise zum Bénuë fortsetzen. Nach beendigter Audienz wieder über die verschiedenen Höfe geführt, sah ich eine grosse Anzahl nackter Kinder in denselben herumlaufen, schwarze wie bronzegelbe, letztere von FellataMüttern stammend, alle durch Arm- und Beinringe gezeichnet und mit Glasperlen behängt. Es waren die Sprösslinge Sultan Auno's, der sich, wie man mir sagte, einen Harem von gegen 300 Weibern hielt. Sonst leben die Afo-Neger nicht in Polygamie, nur ihre Sultane haben sich das Vorrecht beigelegt, es den mohammedanischen Grossen hierin gleichzuthun.

Als ich am folgenden Tage wieder zum Sultan ging, um mich von ihm zu verabschieden, ward ich Zeuge der Opferungen, welche den zahlreichen Götzen längs dem Hauptgange im Innern des Palastes, wo jeder in einer besondern kleinen Hütte steht, von den Dienern und Hofbeamten dargebracht wurden. Dem vornehmsten Götzen, Boka, schlachtete man ein Schaf, den andern Rühner. Die Opferthiere wurden nach mohammedanischem Brauch durch einen Querschnitt getödtet, ihr dampfendes Blut alsdann vor den Fetischen ausgesprengt oder nebst den Hühnerfedern denselben angeklebt, das Fleisch aber sofort gekocht und von den Opferern verspeist. Zum Schluss zog man paarweis in Procession an den Götzen vorüber, doch ohne sich vor ihnen zu verneigen. Betäubende Musik von Pauken, Trommeln, Becken und Pfeifen begleitete natürlich die Ceremonie.

Wie die Städte der alten Griechen einen Ueberfluss au schönen Marmorstatuen hatten, so ist Akum voll thönerner Götzenbilder, die freilich auf nichts weniger als auf Schönheit Anspruch machen können. Viele sind mit vier bis fünf Fuss hohen Hüttchen überbaut, andere, und dies sind die Kriegsgötter, stehen frei, mit Spiessen, Bogen und Pfeilen versehen, auf thönernen Postamenten. An den Wänden der Tempelhüttchen werden die Weihgeschenke aufgehängt, Früchte, Kleider, Waffen und dergleichen, welche Bittende oder Dankende ihrem Idole widmen. Auch die Hausgötzen haben die mannichfachsten Formen in der Eingangshütte des Hauses z. B., das der Toraki bewohnte, war an der Wand eine Schlange mit einem gehörnten Weiberkopf dargestellt.

Nach dem Umfang der Gräben und wohlunterhaltenen Mauern zu schliessen, muss die Stadt früher weit bevölkerter gewesen sein. In der That hat die Einwohnerzahl abgenommen, seitdem das Gebiet unter die Oberhoheit des Sultans von Segseg kam und dieser hohe Kopfsteuern im Lande erheben lässt; sie mochte sich 1867 auf etwa 10000 belaufen. Vom Bénuë, der hier einen weiten Halbbogen nach Süden zu beschreibt, liegt Akum noch 5 Stunden entfernt. Da es auf dem Wege dahin keine Brunnen gibt, beschloss ich, die Strecke nicht während der Tageshitze, sondern bei Nacht zurückzulegen, sodass wir erst abends um 10 Uhr 20 Minuten ausmarschirten.

Wir hielten südwestliche Richtung ein und befanden uns nach kurzer Zeit in einem hochstämmigen Walde, in dem wir schweigend einer hinter dem andern herschritten. Dann folgte wieder freies Feld mit einem jener beim Einfall der Fellata in Trümmer gelegten Orte, zuletzt aber ein schmaler Waldstreifen von so dichtbelaubten Bäumen, dass kein Mondstrahl hindurchdringen konnte, und wir einander, um uns in der völligen Dunkelheit nicht zu verlieren, an die Hand fassen und so Schritt vor Schritt vorwärts tappen mussten. Plötzlich erglänzte zu unsern Füssen die breite silberne Wasserfläche des in majestätischer Ruhe dahinziehenden Stroms, der die Gewässer aus dem Herzen Afrikas dem Niger und durch diesen dem Grossen Ocean zuführt. Kein Laut unterbrach die nächtliche Stille, und geräuschlos streckten auch wir uns, das Erscheinen der Morgenröthe erwartend, in den weichen Ufersand zum Schlafe nieder.


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