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VIERTES KAPITEL. RÜCKBLICKE AUF TRIPOLIS UND TRIPOLITANIEN.

Tripolis eine sehr verbesserungsfähige Festung. --- Das trotz bedeutend gesteigerter Schiffahrt unveränderte Aussehen der eigentlichen Stadt. - Kaffeehäuser, Karren, Droschken, Esel, Maulthiere, Ledersticker, Flintenfabrikanten. - Kostbare Ausstattung der Gewehre. Die Funduks, d. h. Magazine für Getreide und Halfa. - Die Verbreitungszone der Halfa. - Bedeutend gesteigerte Ausfuhr der Halfa und dadurch Hebung der Stadt. - Der Bericht Nachtigal's über den Reichthum der von ihm bereisten Länder reizt den Khedive von Aegypten zur Bekriegung und Annectirung Dar Fors. - Der deshalb besorgte Sultan von Uadaï schliesst sein Land durch einen militärischen Cordon von Aegypten ab. - Daher auf Seitenwegen Vermehrung des Handels nach Tripolis und noch grössere Hebung der Stadt. - Umgehung des Verbots der Waffenausfuhr aus Aegypten nach Uadaï. - Das nach türkisch-arabischer Sitte einem jeden gestattete Waffentragen die Ursache beständiger Unruhen. - Unter den Ausfuhrartikeln nach Tripolis trotz aller Verbote auch Sklaven. - Die Vermehrung der Sklaven eine Folge der in barbarisch-orientalischen Ländern herrschenden Unsitte, sich mit einer grossen Dienerschaft zu brüsten. - Mohammedanismus, Sklaverei, Polygamie sind unzertrennliche Begriffe. - Das Negerviertel. - Der Palmenhain Mschia. - Der von Konstantinopel aus beliebte häufige Wechsel der Gouverneure fördert nicht die Cultur. - Das Lob des zu bald abberufenen Gouverneurs Sabri Pascha. - Die auffallend rasche Senkung der Küste von Tripolitanien nach der grossen Syrte hin. - Auch Tripolitanien eignet sich für eine europäische Auswanderung. - Die grossen nicht kahlen Ebenen Tripolitaniens begünstigen die Straussenzüchterei. - Der Strauss ist kein eigentliches Wüstenthier. - Künstliche Straussenzüchterei in Algerien. - Es gelang, die Eier durch künstliche Bebrütung zur Reife zu bringen. - Sollte sich nicht die Lüneburger Heide für Straussenzüchterei eignen?

Tripolis hat seit meinem letzten Besuche sowol an Einwohnern als an Handel und Industrie einen bedeutenden Aufschwung genommen. Ausdehnen kann sich die eigentliche Stadt nicht, da sie mit hohen, stellenweise durch Bastionen unterbrochenen Mauern umgeben ist. Ausserdem werden ihre Thore, als ob man sich stets im Kriege befände, nachts geschlossen. Tripolis bewahrte also den Charakter der Festung, obschon die Mauern nichts weniger als fest sind. Mit jeder Feldbatterie würde man sie zusammenschiessen. Die Beibehaltung derselben ist aber insofern wichtig, weil sie als Zollinie gelten und zugleich Sicherheit vor Revolten und Putschen gewähren, die, wenn auch meist schnell von der türkischen Regierung unterdrückt, doch innerhalb der Stadt unbequem werden können. An den Thoren befindet sich denn auch stets eine starke Wache.

Man muss sich daher sehr verwundern, dass die Regierung gar nichts thut, um den Hafen zu verbessern. Oder, Verzeihung! nicht zu verwundern, da ja hier eine türkische in Betracht kommt. Der Hafen ist eigentlich vollkommen wie gegeben, nämlich durch die vom sogenannten spanischen Fort sich ins Meer hineinziehenden Felsriffe. Man brauchte die Zwischenräume nur zu schliessen, die Felsen durch eine Mauer nur etwas zu erhöhen, den Hafen nur zu vertiefen, einen Damm nur anzulegen, und alles wäre gethan. Ist das etwa eine ungerechte Forderung, eine zu grosse, eine zu kostspielige? Wenn man die Summen addirt, welche durch das Scheitern der Schiffe als verloren ins Meer fallen, so kann man nur erstaunen, dass Angehörige der Nationen, welche den meisten Verkehr mit Tripolis haben, nicht schon längst diese Angelegenheit in die Hand nahmen. Nach einer officiellen Zusammenstellung[20] liefen während der Jahre 1868, 1869 und 1870 in den Hafen von Tripolis jährlich im Mittel 427 Schiffe ein, während 414 denselben verliessen; davon fuhren die meisten unter türkischer Flagge, in zweiter Linie kam Italien, das also das grösste Interesse hätte, hier etwas zu unternehmen. Leider scheint aber dieses Land nicht die nöthige Energie hinsichtlich Tripolis zu entwickeln. Aus Marseille meldet man, dass sich eine französische Compagnie zur Verbesserung des Hafens bilden wolle. Vom allgemein menschlichen Standpunkt und im Interesse der Schiffahrt können wir das Unternehmen ja nur mit Freuden begrüssen; aber das wäre ein Schritt mehr zur Annexion Tripolis seiten Frankreichs.

Im Jahre 1875 hatte sich die Zahl der aus- und eingehenden Schiffe in Tripolis schon mehr als verdoppelt.[21] Trotzdem veränderte sich die eigentliche Stadt in ihrem Aussehen wenig. Man führte Beleuchtung ein, aber im übrigen sind die Strassen noch ebenso kothig oder staubig wie vordem, und die Bazarstrassen zeigen ebenfalls noch ungefähr dieselbe Physiognomie, wenn man absieht von der grössern Mannichfaltigkeit europäischer Waaren, namentlich in Fayence und Glas. Neue Häuser, wenn man von europäischen Renovationen absieht, hat Tripolis nicht bekommen, dahingegen entstand nach der Mschia-Seite, vor den Thoren, eine ganz neue Stadt oder Vorstadt, schon jetzt der Mittelpunkt des mercantilen Lebens, mit der Aussicht, im bessern Sinne des Wortes eine wahre Neustadt zu werden.

Wenn man das stark bewachte Bab el Behar verlässt, so kommt man zuerst zu einer ganzen Reihe arabischer, mehr oder weniger gut eingerichteter Kaffeehäuser mit je einer breiten Veranda, unter welcher Stühle, Bänke und Tische stehen. Während des ganzen Tags hocken und sitzen hier Mohammedaner und reich gekleidete Juden, und oft genug auch europäische Tripolitaner. Man raucht Nargileh oder Cigarretten, denn Tschibuk ist fast gar nicht mehr Mode in der Türkei. Auch die Nargileh kommt immer mehr ab, und die Zeit ist fast schon da, wo man nur noch die entsetzlich duftenden, die Finger bräunenden Cigarretten sieht, von deren Inhalt (das bezog sich speciell auf den türkischen Taback) Liebig sagt, dass er dem Fusel gleiche.

Hier ist auch der Halteplatz der tripolitanischen Beförderungsmittel. Eine stattliche Reihe zweiräderiger, mit Pferden oder Maulthieren bespannter Karren wartet der Auftraggeber, um Halfa zum Strand zu fahren. Etwas näher noch halten Droschken, d. h. jene entsetzlichen Fahrzeuge, welche Tripolis von Malta, als dort ausser Lauf gesetzt, bekommen hat. Abseits aber steht das nationalste Fortschaffungsmittel: grosse und kleine Esel nebst Maulthieren. Auch heute bedient sich zu seinen Gängen und Wegen der Eingeborene fast nur der Esel, und auch von den Europäern werden die Langohren gern geritten.

Man geht weiter und kommt zu einer Strasse ganz voll von Lederstickern und Flintenfabrikanten. Beide Zweige haben in Tripolis sich sehr entwickelt. Die Flinten werden, was Läufe und Schloss anbetrifft, in Europa gemacht, aber Schaft und Zierath ist einheimische Arbeit. Jeder Eingeborene, ob arm oder reich, ob alt oder jung, muss nun einmal eine lange Flinte besitzen, und Tripolis hat sich ganz besonders für diesen Arbeitszweig herangebildet. Mit den Flinten hängt aber die Lederindustrie und namentlich die Stickerei auf Leder ganz genau zusammen. Der Flinte darf natürlich ein Tragriemen nicht fehlen, der aus rothem Safflan besteht, welcher für den ärmsten Mann mindestens mit rother Seide, für den Reichen aber mit Gold und Silber bestickt sein muss. Wer ein Gewehr besitzt, verlangt noch einen Ledergürtel, daran lang hängend die Pulvertasche, der Kugelsack und eine Patronentasche befestigt sind, alles mehr oder minder reich gearbeitet. Auch die Pferdesättel werden hier gefertigt, und von den einfachsten ohne jede Stickerei steigt es bis zu solchen, bei denen man das Leder vor lauter Gold- und Silberarabesken nicht mehr sieht; letztere werden mit Hunderten von Thalern bezahlt.

Die grossartigsten Etablissements liegen aber noch etwas weiter weg. Es sind das nebst Comptoiren grosse Funduks oder Magazine zur Aufnahme für Getreide und Halfa. Wenn aber der Getreidehandel von Tripolis immer von Wettereinflüssen abhängig ist, indem man nach einem regenreichen Jahre eine vorzügliche, nach einem weniger regenreichen eine dürftige, oft auch bei anhaltender Dürre gar keine Ernte gewinnt, mehrt sich die Ausfuhr der Halfa von Jahr zu Jahr. Die Halfa ist keineswegs den Einflüssen der Witterung so unterworfen wie Korn, wenn man auch in feuchtem Jahren einen mehr üppigen Wuchs gewärtigen kann. Ausserdem wird sie von den Heuschrecken nicht angegriffen. Die Zone der Halfa, d. h. der Stipa tenacissima, welche am tauglichsten zur Papierfabrikation ist, erstreckt sich in Tripolitanien von der tunesischen Grenze bis ungefähr zu 17deg. östl. L. von Greenwich, während sie südlich wol kaum über 30deg. nördl. Br. hinausreicht. Die Halfa geht fast ausschliesslich nach England.

Wenn man aber bedenkt, wie rapid die Ausfuhr der Halfa angewachsen ist, dann kann man sich nur freuen, dass die Eingeborenen von vornherein einsahen, welche Schätze sie in dieser Pflanze besässen und wie ihnen nur eine rationelle Bewirthschaftung dies Gut zu erhalten vermöge - sie reissen nicht die Halfa aus, sondern schneiden sie.

Die in kürzester Zeit erfolgte Vermehrung des Handels mit Halfa in der Regentschaft erhellt am besten aus folgender Tabelle:

1870 wurden exportirt 1,022200 kg im Werthe von 40000 Frs.

1871 3,630000 295000

1872 11,318000 1,122135

1873 11,727000 1,092950

1874 19,822500 1,558230

1875 33,590025 2,372680

Der Unterschied von 40000 Frs. im Jahre 1870 und 2,372680 Frs. im Jahre 1875 ist sofort in die Augen springend.

Die Landbewohner bringen die Halfa kamelladungsweise nach Tripolis, wo sie Agenten englischer Häuser in Empfang nehmen, oft billiger, oft theuerer. Hundert und noch mehrere Kamelladungen werden sodann in die grossen Hofräume jener Funduks gespeichert und einer vollständigen Aussuchung unterworfen, denn nur die frischen und genügend langen Halme sind tauglich, während man trockene, mit Wurzeln zusammenhängende oder sonst beschädigte Halfa ausmerzt. Hierauf kommt die Halfa unter eine Presse, wird mit eisernen Bändern umspannt und nun wie Baumwollballen verschafft.

Der Halfa hat Tripolis seinen Aufschwung hauptsächlich zu verdanken; aber nicht ausschliesslich.

Diejenigen, welche sich mit der Entdeckungsgeschichte Afrikas vertraut gemacht haben, werden sich erinnern, dass Nachtigal, als er 1873 nach Vollendung seiner Reise nach Uadaï über For, Kordofan und Aegypten nach Europa zurückkehrte, bei seiner Anwesenheit in Kairo dem Khedive eine verlockende Schilderung machte von der Fruchtbarkeit und den Reichthümern der von ihm durcbreisten Länder. Infolge davon liess der Khedive For bekriegen und als glücklicher Sieger das Land seinen Staaten einverleiben.

Ob er ein Recht dazu gehabt, soll hier nicht erörtert werden, Veranlassung zum Kriege seitens Fors lag, wenn ich nicht irre, nicht vor, ebenso wenig seitens Abessiniens, als Munzinger dem Khedive-Bogos eroberte und Schoa Aegypten einverleiben wollte, bei welcher Gelegenheit er fiel.

Erschreckt durch diesen Gewaltact, gab aber der Sultan von Uadaï nun sofort Befehl, allen Verkehr mit Aegypten abzubrechen, und schloss sich von Dar For, also von Aegypten, durch einen militärischen Cordon ab. Aller Verkehr, sogar für Einzelreisende, war unterbrochen. Irgendwo mussten aber doch die Waare ihren Abfluss haben, und daher entstand seit 1873 der rege und ununterbrochene Verkehr mit Tripolitanien, dessen Handelsaufschwung also in ganz directem Zusammenhang steht mit der Reise unsers Landsmannes Nachtigal und mit der Annectirung Dar Fors. Ausserdem hat aber auch der jetzige Sultan von Uadaï, wie es scheint, viel Interesse, um Handel und Wandel zu beleben. Er entsandte schon mehrere Karavanen nach dem Norden, ja sogar nach Aegypten, die aber den Weg über Kufra und Siuah nehmen mussten. Seine sämmtlichen Waffen bezieht der Sultan von Uadaï von Aegypten, trotzdem die Regierung dieses Landes gerade nach euer Seite hin die strengsten Befehle zum Verhindern der Waffenausfuhr erliess. Aber wer würde nicht ein türkisches oder ägyptisches Gesetz zu umgehen wissen, oder wo ist der türkische Beamte, der nicht selbst mit Freuden die Hand dazu böte, dem Gesetze ein Schnippchen zu schlagen?! Namentlich in der Türkei, wo alles immer im Kriege und in den Waffen ist. Eine der grössten und ersten Ursachen bei den ewigen Unruhen im türkischen Staatswesen, und darunter verstehen wir auch Aegypten, muss man nächst der Religion in dem Umstande suchen, dass es jedem Lump gestattet ist, Waffen zu tragen. Wir begreifen deshalb auch die französische Regierung nicht, dass, sie ihren eingeborenen Arabern nach türkisch-arabischer Sitte noch fortwährend gestattet, im Besitze ihrer Feuerwaffen zu bleiben. Mögen diese auch noch so schlecht sein, man sollte doch bedenken, dass eine Schusswaffe in der Hand eines Fanatikers stets ein Damoklesschwert für das Leben eines Franzosen bedeutet. Warum entwaffnen denn die Franzosen die Eingeborenen nicht? Ein psychologisches Räthsel, welches niemand lösen kann! Ganz ebenso verhält es sich im Reiche der Osmanli. Allerorten ist immer Revolution; bald hier bald dort bricht eine Revolte gegen die türkische Herrschaft offen aus wenn diese Kämpfe auch wieder unterdrückt werden, so wird aber immer wieder eine spätere darnach folgen, einmal weil man den Unterthanen die Mittel, d. h. die Waffen dazu in Händen lässt, und dann weil die Ursache, eine lässige Regierung, weiter existirt. Die Türkei will ein civilisirter Staat sein, Civilisation ist aber gar nicht möglich, wo das ganze Volk in Waffen starrt.

Ich weiss sehr wohl, dass es Mohammedanern, Arabern und Türken ein traditioneller, durch lange Zeit geheiligter Brauch ist: der freie Mann dürfe nur in Waffen erscheinen, und das Recht dazu unterscheide ihn von den Sklaven und Frauen. Das war ehemals auch so bei den europäischen Völkern, aber man sah längst ein, dass es zu nichts Gutem führt, wenn jeder bewaffnet geht; man hat daher in den europäischen Staaten, um zu der Stufe der Civilisation zu gelangen, auf der sie sich jetzt befinden, den eigentlichen Principien des Christenthums gemäss viel mehr Gesetze und Gebote über Bord geworfen, als die Mohammedaner sich träumen lassen, und als selbst viele zu christlichen Confessionen sich Bekennende eingestehen mögen.

Nichts stört aber Handel und Gewerbe mehr als jene kleinen Fehden und unsichern Zustände, die eine Folge subjectiver Launen und tyrannischer Anwandlungen sind, denen sich auch die frühern Regenten von Uadaï gern überliessen. Aber wie hervorgehoben, seit 1873 hat von dieser Seite her eine gründliche Aenderung stattgefunden.

So wurde denn auch nach 1873 eine Karavane[22] versuchsweise ausgerüstet, bestehend aus circa 250 Kamelen, welche mit Waaren im Werthe von circa 250000 Frs. nach Uadaï zogen und dafür Elefantenzähne und Straussenfedern (höchst wahrscheinlich auch Sklaven) zurückbrachten, wodurch man 925000 Frs. erzielte. Einige Jahre später organisirte man schon eine Karavane von 800 Kamelen, welche für 850000 Frs. Waaren mitnahm, und seit der Zeit ist zwischen Uadaï und Tripolitanien ein beständiges Kommen und Gehen.

Als Ausfuhrartikel kommen für Europäer nur Federn, Elfenbein, Wachs und nebenbei etwas Goldstaub und einige andere Kleinigkeiten in Betracht; für die Eingeborenen ist aber auch die Zufuhr der Sklaven aus den centralafrikanischen Ländern immer noch ein nicht zu unterschätzender Artikel.

Ich taxire die Anzahl der nach Tripolitanien von Sudan gebrachten Sklaven, nachdem ich Augenzeuge von blos zwei in Audjila von Uadal ankommenden Karavanen gewesen bin, welche Sklaven mit sich führten, doch immer noch auf jährlich 1000-1200, meistens Kinder. Der grösste Theil derselben verbleibt wol in der Regentschaft, aber viele finden doch auch ihren Weg über das Mittelmeer nach Konstantinopel und den übrigen türkischen Provinzen, ohne dass die türkische Regierung es verhindern möchte und ohne dass die europäischen Consuln es verhindern könnten.

Es ist nun einmal in allen barbarischen Ländern Brauch, dass der einzelne, wenn er es vermag, sich von einer viel grössern Zahl dienstbarer Individuen umgeben lässt als in den Kulturstaaten. Theils hat das seinen Grund in dem geringem Leistungsvermögen eines uncultivirten Subjects, das nicht viele Verrichtungen in einer Person zu vereinigen vermag, theils in dem falschen Stolz oder vielmehr in der prunkenden Eitelkeit, den Luxus recht vieler Diener oder Sklaven zeigen zu können. Selbst die in den orientalisch-barbarischen Staaten wohnenden Europäer können oder vielmehr dürfen sich einer solchen widersinnigen Auffassung der Verhältnisse nicht entziehen. Ein reicher Europäer oder auch ein Consul hat daher mindestens sechs Diener zur Verfügung: zwei oder drei Cavassen, einen Koch, einen Leibdiener, einen Pferdeknecht. Und das ist doch das Allergeringste, wobei wir den unentbehrlichen Babdji, den Thorwächter, noch nicht einmal mit rechnen. Ist der Europäer verheirathet oder hat er gar den Rang eines Generalconsuls, so verdoppelt sich leicht die Zahl der Bedienten, ohne dass man auch nur irgendeinen Grund entdecken könnte, den oder jenen als fünftes Rad am Wagen nicht zu entlassen.

Bei vornehmen Türken und Arabern steigert sich aber die Anzahl in noch ganz anderm Masse. Natürlich von jeher und bis auf diese Stunde sind sie es gewohnt gewesen, sich ihr Dienstpersonal für eine verhältnissmässig geringe einmalige Summe zu erstehen, auf Kost und Kleidung nicht viel zu verwenden, sondern nur darauf zu achten, dass dasselbe in möglichst ausgedehntem Masse seine Pflicht thut. Von einer Ablösung ist nie die Rede, nur kleine Geldgeschenke werden von guten Herrschaften gegeben, während schlechte wol ihre Diener oder Sklaven verdingen oder für Geld arbeiten lassen, falls sie selbst ihrer nicht bedürfen. Ein Bei, ein Pascha, ein reicher Efendi, ein sehr begüterter Eingeborener hat aber häufig gegen dreissig Diener oder Sklaven. Einer ist angestellt um Kaffee zu kochen, ein anderer, um ihn zu kredenzen; der bringt das messingene Waschbecken, der andere kommt mit dem Mendil, dem Handtuch; der kredenzt auf einem Teller ein Glas Wasser, jener hat nur den wichtigen Dienst, einen Zahnstocher zu reichen; der ist angestellt, die Nargileh zu reinigen und zu füllen, ein anderer, sie anzuzünden. Kurz, der Leser ersieht aus diesen Andeutungen, dass wenn bei uns ein einziger alle diese Obliegenheiten erfüllt, im Orient dagegen die Arbeit unter viele vertheilt wird, zum Theil, weil dort der einzelne weniger intelligent ist und weniger leistet. Dies hat nun aber die Folge, dass wenn ein vornehmer Türke oder Araber sich an Bord eines Dampfers begibt, einerlei ob türkischer oder europäischer Provenienz, und der über die Mitnahme von 20 oder 50 Schwarzen entsetzte und entrüstete Consul die Mitnahme der Neger inhibiren will, der Eigenthümer die Erklärung abgibt: "Dies sind ja gar keine Sklaven, ich werde doch nicht gegen die Gesetze unseres Sultans handeln; die mich begleitenden Neger und Negerinnen sind meine Diener." Im Nothfall wird es beschworen, der Eid lässt sich einem Christen gegenüber mit einer reservatio mentalis, ja sogar mit einer gewissen Schadenfreude leicht ablegen, und damit ist nun die Sache so weit erledigt, dass die Schwarzen über das Mittelmeer von einem englischen oder einem andern Dampfer nach Konstantinopel geführt und dort verkauft werden. Diese Fälle sind jedermann in Bengasi und Tripolis bekannt, und selbst in Alexandria kommt Gleiches vor.

Uebrigens existirt nicht blos der Sklavenhandel in Tripolis, sondern überall da, wo der Mohammedanismus blüht. Wird man denn ernstlich glauben, dass er in Aegypten aufgehört habe zu existiren? Trotz der gewiss aufrichtigen Bemühungen des Khedive, ihn zu unterdrücken, trotz der energischen Anstrengung Gessi's, ihn mit Stiel und Stumpf auszurotten, geht derselbe innerhalb der dem türkischen Regiment unterworfenen Provinzen ununterbrochen fort. Ich will damit keineswegs, um dies zu erhärten, hinweisen auf die eben erst (im Monat Mai 1880) von Dar For in Siut angekommene Sklavenkaravane, von der man in allen Blättern so viel Aufsehen machte, sondern staune nur über die Naivetät der Europäer, welche einen solchen Vorgang als etwas Abnormes betrachten. Ist denn jemand da, um für Aegypten die Importation der Sklaven via Siuah und den Uah-Oasen zu controliren?! Kann man nicht, wenn man will, heute noch und zu jeder Stunde Sklaven kaufen in jeder Stadt Aegyptens?! Gibt es überhaupt Mohammedanische Provinzen oder Staaten, wo Sklaverei nicht existirte?! Ja, in ganz Nordafrika ist sie noch, auch in Algerien. Wurden im Jahre 1880 etwa Sklaven in Algerien nicht importirt und verkauft?! Man lese darüber doch nur die Berichte Paul Soleillet's, welcher den Umsatz in Sklaven im südlichen, den Franzosen gehörenden Algerien auf jährlich 1200 Köpfe veranschlagt.

Wo Mohammedanismus selbst unter christlicher Regierung besteht, wird immer Sklaverei herrschen. So lange die Franzosen (und auch die Engländer) es nicht in ihrer Macht haben oder es nicht der Mühe werth erachten, ihre Mohammedanischen Unterthanen zu zwingen, die bürgerlichen Gesetze zu beobachten, namentlich die Vielweiberei aufzugeben, so lange wird auch die Sklaverei unter ihnen stattfinden. In Algier, der Hauptstadt von Algerien, einer der modernsten und schönsten Städte am Mittelmeer, existirt in grösster Freiheit Vielweiberei. Die Polygamie aber ist eine Tochter der Sklaverei, beide sind unzertrennlich von einander, wie man dies ja zur Noth aus der alttestamentlichen Bibel beweisen kann, in der übrigens, wie im Koran, weder das eine noch das andere verboten ist.

Geht man noch weiter landeinwärts, vorbei an jenen grossen, mit Halfa gefüllten Fenaduk[23], so kommt man zum Negerviertel, das noch ebenso besteht wie vor Jahren. Dieses Lupanarium ist der Tummelplatz aller zweifelhaften Existenzen, welche sich in Tripolis aufhalten. Tag und Nacht wird dort von der lustigen schwarzen, freigewordenen Bevölkerung gesungen, gespielt, getanzt und eine nicht geringe Quantität von Lakbi (Palmwein) und Schnaps consumirt. Sieht man diese runden, aus Palmblättern und Stroh angefertigten Hütten vor sich, so sollte man meinen, in Centralafrika zu sein. Und hört man dann jene schwarzen Gestalten, hier den einen Haussa, dort den andern Kanuri, den dritten Bagermi oder eine andere Negersprache reden, so wird die Täuschung nur um so stärker. Aber schnell weiter eilend, denn es duftet in und um den Hüttenort gar fürchterlich, betritt man nun das eigentliche Schnapsviertel.

Meistens sind es Malteser, welche hier ihre Geschäftskenntniss entwickeln. Viele dieser Häuser, unter denen sich aber auch einige befinden, wo man Lebensmittel und Kramwaaren erhalten kann, haben aber auch Eingeborene als Besitzer. Man glaubt es kaum, wie geneigt die Eingeborenen sind, die Gesetze Mohammed's hinsichtlich verbotener Getränke zu umgehen. Und da der Verdienst in Tripolis durch, die Halfa-Ausfuhr seit 1870 ein sehr grosser geworden ist, so herrschen dort jetzt Verhältnisse, welche oft an europäische Zustände erinnern. Es kommt vor, dass Eingeborene bis drei Mark täglich verdienen können, wenn gerade viel Halfa am Platz und Dampfer vorhanden sind, um die Ladungen einzunehmen. Dann kommen aber auch wieder Zeiten, in denen es nichts zu verdienen gibt. Von Sparen ist natürlich bei diesen Leuten keine Rede, das meiste Geld wird den Schnapskneipen zugetragen, welche in einer für Tripolis unglaublichen Zahl existiren.

So sieht Neu-Tripolis aus, welches sich jetzt schon bis zu den Palmbäumen der Mschia erstreckt, während dieser von der Natur so gesegnete Garten früher durch eine breite Sandebene von der eigentlichen Stadt getrennt war.

Die Einwohnerzahl vom eigentlichen Tripolis dürfte wol ungefähr dieselbe wie die früher angegebene geblieben sein.[24] Nachtigal und Rae stimmen ungefähr mit meiner frübern Angabe (Nachtigal: 20000, Rae: 18000 Einwohner) von 18000 Seelen überein. Rechnet man aber, wie die Municipalität von Tripolis es thut, die Neustadt mit hinein, dann kann man, ohne zu übertreiben, die doppelte Einwohnerzahl annehmen.

Auch die Mschia, jener Palmhain von Tripolis, gewann ein verändertes Aussehen: nicht nur dass die Bevölkerung welche zwischen und in den Gärten wohnt, an Zahl zunahm, sondern man sieht hier jetzt auch ein "Belvedere" oder "Casa di vino" oder "Qui si vende birra" prangen, was einen Beweis gibt von den Fortschritten der Bevölkerung in den Studien europäischer Getränke. Wenn wir aber absehen von einer italienischen Post, so kann man in geistiger Beziehung kaum einen Fortschritt zum Höhern und Bessern constatiren, der jedoch bei der schnellen materiellen Entwickelung nicht ausbleiben wird. Spricht man doch jetzt schon von Errichtung eines französischen Lyceums in Tripolis. Alles das müssen natürlich die Europäer ins Leben rufen, da die türkische Regierung nichts thut und bei dem von Konstantinopel aus befolgten System nichts thun kann, denn selten kommt es wol vor, dass ein Gouverneur länger als ein Jahr am Ruder bleibt.

Mancher übernahm gewiss sein Amt mit dem besten Willen, zur Hebung der Stadt und des Landes alle Kräfte einzusetzen, aber gerade wenn er seine Kenntniss über dieselbe erweitert, wenn er sich mit allen Bedürfnissen vertraut gemacht hat, wird er abberufen. So erging es Sabri-Pascha, der gewiss von den besten Absichten beseelt und einer jener weissen Raben war, der kein unrechtmässieres Gut sich aneignete. Gerade als er im Begriff stand, einige nothwendige Verbesserungen auszuführen, wurde er nach Konstantinopel zurückberufen. Er hatte namentlich die Versorgung der Stadt mit gutem Wasser im Auge - denn Tripolis besitzt nur Cisternen, in denen man das Regenwasser auffängt, und Brunnen mit Salzwasser - und wollte längs des Strandes von der Stadt bis zu den Gärten eine fahrbare Strasse herstellen lassen. Wenn nicht die Europäer eingreifen, bleiben dies wol stets fromme Wünsche. Und doch wäre die baldige Herstellung einer erhöhten festen Strasse längs des Strandes sehr wichtig, da das fressende Meer das ganze Ufer unterspült und wegwäscht. Bei Flut, namentlich wenn diese sich durch den aufstauenden Nordostwind noch mehr erhöht, kann man schon gar nicht mehr den Strandweg zur Mschia benutzen, ganz trockenen Fusses überhaupt nicht mehr hingelangen.

Wie man es auch erklären will, die Thatsache existirt, dass sich die ganze Küste von Tripolitanien bis zur tiefst eingesefinittenen Stelle der grossen Syrte senkt. Und zwar auffallend schnell. Vor dreissig Jahren konnte man noch ausserhalb der Stadtmauer längs des Wassers vom Hafen bis zur Kasbah und von da bis zum Strande trockenen Fusses gehen. Jetzt erlaubt das die See, welche ihre Wellen bis an die Mauern schlägt, nicht mehr. Im Jahre 1878 konnte ich selbst noch von der Stadt bis zur Mschia trockenen Fusses wandeln, nur ganz vereinzelte hohe Fluten machten dies unmöglich, 1879 aber musste man immer auch bei niedrigster Ebbe das Meer durchwaten. Ich wüsste nicht, ob irgendwo auf der Erde eine so schnelle Senkung beobachtet wird. Leider fehlen darüber in Tripolis alle bestimmten, durch Zahlen nachweisbaren Beobachtungen. Es wäre daher sehr wünschenswerth, durch Einlassung einer Scala an einer Felswand auf Zahlen beruhende Beobachtungen anstellen zu lassen. Namentlich wünschenswerth würde eine correspondirende Scala sein, die man auf dem vor Tripolis im Meere sich befindenden Riffe anbrachte. Dass ein grosser Theil der ehemaligen Hafenbauten von Leptis magna sich unter Wasser befindet, habe ich schon an andern Orten hervorgehoben Abgesehen von einwandernden maltesischen und italienischen Elementen, erfreut sich Tripolitanien gerade keines grossen europäischen Zuzugs. Die Malteser, englische Unterthanen, haben meistens Schnaps- und Victualienläden, treiben aber auch lohnende Gartenwirthschaft in der Mschia. Die in Tripolis lebenden Italiener sind Schuster, Schneider, Barbiere, Schlosser etc. und gehören meist einem soliden Handwerkerstande an. Alle andern Nationen haben vereinzelte Repräsentanten, die aber kaum in Betracht kommen.

Und doch könnte Tripolis das Ziel einer europäischen Auswanderung werden, namentlich für die am Mittelmeer wohnenden Völker. Landerwerb ist den Europäern jetzt gestattet und grosse Strecken guten Landes würden für ein Billiges zu haben sein. Das Klima ist auch keineswegs so heiss, wie man gewöhnlich annimmt, und gehört jedenfalls zu dem gesündesten an der ganzen Nordküste von Afrika. Die mit der Zucht und Pflege der Oelbäume, Feigen, Orangen etc. vertrauten Südeuropäer finden nicht nur diese Cultur schon vor, sondern auch einen reichlichen Palmenbestand. Die Versendung feiner Datteln, wie das von Tunis und Algier aus geschieht, hat in Tripolis noch niemand in die Hand genommen. Der Boden der Djefara würde sich zur Baumwoll- und Tabackcultur vorzüglich eignen.

Vor allem aber möchte ich darauf aufmerksam machen, dass nirgends so gut wie hier Straussenzüchterei, Straussengärten angelegt werden könnten. Die grossen, aber nicht kahlen Ebenen, das günstige Klima bieten allein schon nicht hoch genug anzuschlagende Vortheile. Die Wenigsten werden überhaupt wissen, dass schon jetzt der grösste Bedarf der Federn aus künstlichen Straussenzüchtereien stammt. Der Strauss in der Wildheit geht immer mehr der gänzlichen Ausrottung entgegen. Nördlich von der Sahara kommt er nur noch ganz vereinzelt vor. Der Strauss ist überhaupt kein Wüstenthier, aber auch kein eigentlicher centralafrikanischer, sondern ein Vorwüstenvogel. Südlich vom 6.deg. nördl. Br. und nördlich vom 6.deg. südl. Br. (dies ist natürlich nur eine ungefähre Angabe, aber ich glaube nicht, dass südlich von Benue Strausse vorkommen) scheinen keine Strausse sich einzufinden, während sie in den Steppen und Mimosenwäldern im Süden der Sahara sich noch haufenweise aufhalten, ebenso in den angrenzenden Gegenden der Kalahari, im Namaqua-, Damara- und Transvaalland noch reichlich anzutreffen sind. Nach einem vorzüglich geschriebenen und im "L'Afrique"[25] publicirten Aufsatz über Strausse und Straussenzucht entnehmen wir, dass der Umsatz in Straussenfedern im ganzen circa 25 Mill. Frs. jährlich beträgt. Davon entfallen auf

Capland 15,000000 Frs.

Aegypten 6,000000 Frs.

Tripolis 2,500000 Frs.

Marokko 500000 Frs.

Syrien 150000 Frs.

Senegalien 87000 Frs.

Algerien 12500 Frs.

Hieraus sieht man, dass der bedeutendste Federexport aus dem Capland stattfindet, und dieser ist ein stets steigender. Daher kommt es auch, dass die Straussenfedern, trotzdem der Consum seitens der Damen und der Generale der europäischen Armeen jetzt ein geradezu enormer ist, nicht theuerer, sondern billiger werden. Im Jahre 1858 führte Capland 1852 Pfd. Federn aus, 1874 aber schon 36829 Pfd.

In Algerien scheint man zuerst künstliche Straussenzucht 1859 versucht zu haben, indem Herr Hardy[26], Director des Versuchsgartens zu Algier, sich den Preis von 2000 Frs. verdiente, welchen Herr Chagot in Paris ausgesetzt hatte für den, dem es gelänge, Strausse in der Gefangenschaft aufzuziehen. Etwas später erzielten ebenfalls Demidoff in Florenz, Graelles in Madrid, Suguet in Marseille und Bouteille in Grenoble günstige Resultate. Im Jahre 1866 machte Herr Kinnear am Cap die ersten Versuche, und während man mit nur wenigen Vögeln anfing, hat die Capcolonie deren jetzt mindestens 30000, die man künstlich aufzog.

Auf dem Capland hat man die Strausse so gewöhnt, dass sie auf den grossen Besitzungen frei herumlaufen. Herr Cudot, der sich mit algierischer Straussenzucht beschäftigte, meint, für ein Paar genüge ein eingefriedigter Raum von 100qm. Jedenfalls wird man gut thun, den Straussen so viel Raum zu gewähren wie möglich, und der ist ja mehr als zur Genüge in Tripolitanien vorhanden. Aber namentlich dort würde eine Einfriedigung sehr zu empfehlen sein, übrigens auch gar nicht so kostspielig kommen, da man sie aus Pfählen, welche durch Draht verbunden werden, herstellen kann. Die einzige von mir gesehene künstliche Straussenzucht befand sich in Magomineri im Königreich Bornu, wo in einem verhältnissmässig engen Raume dreissig künstlich aufgezogene weibliche Strausse mit einem Straussenhahn lebten. Die Strausse fressen alles, man kann dieselben aber in Ermangelung anderer Nahrungsmittel mit 10 kg Heu und 1 kg Korn pro Tag gut ernähren, und rechnet als Reinertrag an Federn von einem Vogel jährlich 200 Frs., während zur Anschaffung eines Strausses 800-1000 Frs. erforderlich sind.

Da nie alle Eier von den Straussen ausgebrütet werden, obwol beide, Männchen und Weibchen, abwechselnd das Brutgeschäft betreiben, so ist es von grosser Wichtigkeit, dass es gelang, die Eier durch künstliche Bebrütung zur Reife zu bringen. Nach der "Afrique explorée et civilisé" hat Herr Douglas von Hilton während mehrerer Jahreszeiten, Stunde für Stunde, alle Stadien der Bebrütung beobachtet und genau Acht gegeben auf den erforderlichen Wärmegrad nebst der allmählichen Entwickelung des Küchelchens. Während der ersten 18 Tage soll nun die Temperatur 39,85deg. betragen, während der folgenden 14 Tage 38,70deg., und von nun an 36,60deg.. Das von Herrn Douglas mit dem von Herrn Thiek hergestellten Brutapparat erzielte Resultat ist derart günstig, dass er von 15 Eiern fast regelmässig 14 kräftige Sträusslein erhielt. Im Jahre 1876 hielt er mehr als 300 Strausse, welche alle von fünf Paaren abstammten. Erst mit dem dritten Jahre wurden die jungen Strausse ertragsfähig.

Da erwiesenermassen bei uns in Deutschland in den zoologischen Gärten die Strausse auch Eier legen - ich erinnere nur daran, dass bei der Nachtigal-Feier im zoologischen Garten von Berlin sämmtliche Anwesende mit im Garten ausgebrüteten Strausseneiern bewirthet wurden -, so möchte ich die Frage aufwerfen, ob die Ebenen der Lüneburger Heide nicht vielleicht auch zu Straussenzüchtereien in grossem Massstabe benutzt werden könnten. Natürlich müsste im Winter für warme Schuppen gesorgt werden. Aber allmählich würde sich vielleicht der Strauss auch an unsere kältern Lüfte gewöhnen, sodass er nach Jahrhunderten ohne Schutz in freier Luft würde existiren können.

[20] Bollettino consolare italiano, Vol. XII, fascicolo 4.

[21] Herein kamen 1141, aus liefen 1094, davon behaupteten ebenfalls die Italiener den zweiten Rang mit 230 und 229 Schiffen. Auch ein deutsches Schiff kam 1875 und lief aus.

[22] Bollettino consolare italiano,- Vol. XII, p. IV.

[23] Fenaduk ist Plural von Funduk, Waarenhaus, auch Wirthshaus.

[24] Vgl. Rohlfs: "Von Tripolis nach Alexandrien" (1871), S. 88.

[25] "L'Afrique explorée et eivilisée, journal mensuel, par MM. G. Magnie et Ch. Faure" (Genève, Jules Sandoz) 1, 235: L'élevage des autruches au Cap et en Algérie.

[26] Siehe aueh Brehm's "Thierleben", VI, 192.


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