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FÜNFTES KAPITEL. VON TRIPOLIS BIS SOKNA.

Lagerung bei Ain Sarah. - Die Frau des Reisenden, die ihn von Weimar bis Tripolis begleitete, blieb daselbst. - Der Dünengürtel. - Langsamkeit des Kamels als Zugthier. - Aus der Ebene zum Gebirge, dem wahren Ufer des Mittelmeers. - Das dem Diebe abgesagte Kamel. - Der Local-Firman des Generalgouverneurs. - Der seltsame Brief des berühmten Kaimakam Bu Aischa von Beni Ulid. - Rückzug nach Ain Scherschara zum Regierungssitze des Naimakam Mustafa Bei. - Ein Diner bei Mustafa Bei. - Das reizende Thal bei Ain Scherschara. - Ein Abstecher nach den Ruinen eines grossartigen altrömischen Mansoleums. - Mahmud Damadh Pascha, der neue Generalgouverneur und Schwager des Sultans, gibt einem Obersten Befehl, den Reisenden mit 60 Cavaleristen nach Sokna zu escortiren. - Beschreibung dieser Cavalerie und ihres Obersten. - Der oberste Schich der Orfella erscheint und protestirt gegen "die schändlichen Verleumdungen" Bu Aischa's. - Was es mit dem von Bu Aischa geschriebenen Briefe für eine Bewandtniss hatte. - Der Reisende nebst Herrn von Csillagh zum Frühstück beim obersten Schich der Orfella. - Der Reisende nimmt eine Parade über die Truppen der Garnison ab. - Das reizende Thal des Uadi Beni Ulid. - Boudjem, das Hauptquartier der nomadisirenden Orfella. - Die grossen Kamelherden der Orfella. - Eigenthümlichkeit der Kamele. - Der Contrast eines vor zwanzig Jahren erbauten türkischen und eines vor 2000 Jahren erbauten römischen Castells. - Das Targebirge mit mächtigen Versteinerungsschichten. - Der Oberst rüstet sich zu einem Wettrennen mit Pulververschwendung, um der Expedition, sowie den Einwohnern von Sokna ein Schauspiel zu geben.

In Ain Sarah fanden wir einen sehr schönen hochgelegenen und gesunden Lagerplatz. Die Quelle oder vielmehr der Teich und die verschiedenen Sümpfe, in einer Niederung weiter nach Süden liegend und an einer Stelle mit Oliven und einigen Palmen bestanden, bilden zusammen ein von Südosten aus dem Gebirge kommendes Uadi, welches allerdings fast durch die ganze Djefara unterirdisch rinnt, von hier aber durch eine Sumpf- und Tümpelkette sichtbar wird und sich westlich von Tripolis dicht bei einer Oertlichkeit Namens Sensur ins Meer ergiesst. Unser Lager, aus fünf grossen Zelten bestehend, sah äusserst malerisch aus: die Zinktrommeln zum Wassertransport, die vielen Kisten, die beiden Narren, die grosse Schar der Diener und eine ebenso grosse Zahl staunender Hirten gaben ein wirklich effectvolles Bild. Und da nun erst sich zeigte, was noch fehlte und dies dann aus der Stadt nachträglich herbeigeschafft wurde, so bestand zwischen unserm Lager, welches ich meiner Frau zu Ehren Lony-Lager nannte, stets ein reger Verkehr. Am vorletzten Tage campirte meine Frau sogar im Lager und begab sich dann aufs italienische Consulat in das Haus des Marquis de Goyzueta, wo sie an diesem wie an dessen Gemahlin während des zehnmonatlichen Aufenthalts in Tripolis die treuesten Freunde und die gastfreundlichste Aufnahme fand. Tags vor der Reise verabschiedete ich mich in der Stadt von meiner Frau, und am 22., dem Tage des Aufbruchs, kamen noch sämmtliche Consuln, um uns Lebewohl zu sagen, und um neun Uhr morgens nahmen wir für lange Zeit von dem letzten Europäer, der uns auf den Weg brachte, Herrn von Goyzueta, Abschied.

Ziemlich langsam zogen wir südwärts durch die Sümpfe Ain Sarahs und erreichten bald die Tripolis umgebende Zone von Seesand. Die Bewohner der Stadt lieben es, diese Gegend "Il deserto" schlechtweg zu nennen, obschon der Sandstreifen nichts mit den grossartigen Sandformationen der Sahara zu thun hat. Auch sind diese Dünen nicht hoch, die höchsten etwa 30-40 m, und überall zwischen ihnen und auf ihnen findet man eine nach der Lage der Oertlichkeit reiche Vegetation. Diese Dünen dürften verhältnissniässig neuern Ursprungs, aber jedenfalls Product des Meeres sein. Ja, bei der Passivität der Menschen nimmt der aus dem Meere ausgewirbelte Sand wol noch immer an Umfang zu. Wenn ich sage neuern Ursprungs, so möchte ich aber doch meinen, dass dieses Hinderniss bereits zur Zeit der Römer und vielleicht schon tausend Jahre früher bestand. Eigentlich besitzt Tripolis an sich eine günstigere Lage als Leptis, aber die Sanddünen waren für eindringende Karavanen immerhin eine bedeutende Hemmung. Ferner hat Tripolis für kleine Schiffe einen von der Natur gemachten sichern, wenn auch engen Hafen, dagegen bei Leptis[27] mussten die Alten einen solchen erst ausgraben. Aber bei Tripolis standen ausser den Dünen noch die aufsteigenden Berge im Wege, was alles denn bewirkte, dass Oea (Tripolis) im Alterthum mit Leptis magna nicht in Coneurrenz treten konnte. Als bei dieser Stadt einmal der Hafen gegraben, die grossartigen Molen und Docks geschaffen waren, entwickelte sich von hier aus, ohne dass man Dünen zu durchwaten oder ein Gebirge zu übersteigen hatte, die grosse Verkehrsstrasse nach dem Innern.[28] Aber beachtenswerth ist es, dass wie am Ostseestrande sich jetzt über und bei Leptis grosse Sandwellen vom Meere ins Land wälzen, welche die Gebäude schon überschütteten und stets weiter nach Süden dringen. -

Wir durchzogen noch am selben Tage den Dünengürtel, welcher in der Richtung nach Tarrhona zu nur schmal ist. Uebrigens machten wir am ersten Tage blos einen kleinen Weg. Wir waren einige Tage eher aufgebrochen, als ich eigentlich beabsichtigte, aber Desertion unter den Leuten, Ausbleiben in Tripolis zwangen mich, das Lony-Lager aufzuheben. Die Karren hatte ich durch die Dünen leer vorausgeschickt, da der obschon nicht sehr tiefe Sand doch wol für beladene Karren ein zu grosses Hinderniss war. Ist man aus dem Sande heraus, dann betritt man eine sehr schöne Ebene, zum Theil mit Buschwerk, Rtem und Lotus bestanden, zum Theil reichlich mit Artemisia und andern Kräutern bedeckt, welche eine vorzügliche Weide bieten. Aber auch Aecker fehlen nicht, und die schmuzigen Zeltdörfer der Araber rechts und links zeugen von einer verhäitnissmässig starken Bevölkerung.

Am zweiten, Tage des Marsches überzeugte ich mich indess abends, dass die Mitnahme der von Kamelen gezogenen Karren ein Misgriff gewesen war. Man gebraucht zwar die Kamele in ganz Tripolitanien zum Ziehen, nämlich beim Pflügen, und der Sattel, der ihnen zu dem Behufe über die Schulter gelegt wird, heisst sogar auch auf arabisch Sattel (eigentlich Sadul), aber die Vorwärtsbewegung ist so langsam, dass ziehende Kamele gegen tragende auf 3 km einen Kilometer zurückbleiben. Da ein gewöhnlicher Marsch in der Wüste aber mindestens 30 km des Tags beträgt, so würden die ziehenden um 10 km zurückgeblieben sein. Die Fortschaffung war sonst äusserst vortheilhaft, denn ein ziehendes Kamel zog 10 Centner, während die Tragkamele mit nur 2 Centnern beladen waren. Ich hatte den Fehler begangen, dass ich nicht Maulthiere für die Karren mitnahm, dann wäre der Versuch nicht misglückt. Wir erstiegen das Gebirge oder vielmehr das Ufer, und zwar das wahre Ufer des Mittelmeers, durch denselben Pass: den Milrha-Aufstieg, welchen Barth durchzog, und lagerten in beträchtlicher Höhe, um den Weihnachtsabend zu feiern. Während wir nun bei Bir Milrha Zelte aufschlugen, wurde uns abends noch eine reizende Ueberraschung zutheil, indem die Familie von Goyzueta uns durch einen Boten eine reiche Bescherung allerlei guter ess- und trinkbarer Gegenstände schickte. Wir warteten hier einige Tage, da gerade nach Besteigung des Passes die Nachricht einlief, es seien von Herrn Rosenbusch in Malta die von ihm besorgten Doppelflinten angekommen. Demnach schickte ich Abd Allah Naib, den Schich der Diener, zu Kamel zurück, um sie zu holen.

Unsere Kamele weideten während der Zeit unter Aufsicht zweier oder dreier bewaffneter Diener auf den umliegenden Bergen, aber gerade am ersten Weihnachtstag wurde eins derbesten Thiere als gestohlen gemeldet. Zum Glück war gerade am selben Tage nachmittags der Kaimakam von Ain Scherschara gekommen, um uns eine mehrstündige Visite zu machen. Sein gut berittenes Gefolge jagte denn das Kamel dem Dieb, der sich seitwärts in die Büsche geschlagen hatte, wieder ab.

Das Gebirge besteht aus Kalksteinen, während die umstehenden Berge, welche bis 500 m ansteigen, basaltischer Natur sind. Baumwuchs existirt gar nicht mehr, alles ist abgeholzt. Dafür ist hier aber die eigentliche Region der Halfa, welche zwischen den Steinen und wo sie nur irgend Boden findet, hervorwuchert, und überall trifft man Araber, welche mit dem Schneiden der Binse beschäftigt sind.

Die Flinten kamen, und nachdem wir auf dem Gehänge des Gebirgs noch Sylvester gefeiert, ohne indess bis in die Nacht hinein Neujahr abzuwarten, traten wir am 1. Januar die Weiterreise an. Es war ein neblichter Morgen: um diese Jahreszeit, zumal so nahe an der Küste und vollends auf der Höhe nichts Seltenes. Wir hielten uns immer in Südsüdostrichtung und hatten von den Tarrhona, Leuten, welche bei Bir Milrha campirten, einen Führer mitgenommen. Zum ersten mal machten wir an dem Tage einen regelrechten ordentlichen Marsch, d. h. wir legten 30 km zurück. Ich freute mich der guten Haltung der Leute, welche brav marschirten und hoch und theuer sich verschworen, jede Gefahr mit mir theilen zu wollen. So und so oft kamen sie heran und riefen mir laut zu: Wir lassen unser Leben für dich! Nun, ich danke Gott, dass sie nie ernstlich auf die Probe gestellt wurden, denn bis auf vielleicht zwei oder drei waren alle die grössten Feiglinge der Welt und der officielle Regierungsgensdarm, der Kulughli von Tripolis, der Feigste von allen, wie ich leider zu spät merkte; dahingegen war er der gewandteste arabische Adjutant, der mir je vorgekommen ist, obwol zugleich ein grosser Spitzbube.

Der Generalgouverneur hatte erst Schwierigeit gemacht, mir einen einzelnen Saptieh mitzugeben, er wollte wol eine Bedeckung bewilligen, aber keinen einzelnen officiellen Vertreter der Ordnung. Ja, er machte sogar Schwierigkeiten wegen Ausstellung eines Bujuruldi (ein Local-Firman für die Regentschaft), indem er eine von mir unterschriebene Erklärung verlangte, dass, falls mir im Innern irgendetwas zustiesse, die Regierung nicht verantwortlich sei. Merkwürdigerweise hatten nicht nur Dournaux-Duperre und Jaubert eine solche Erklärung gegeben, sondern auch die französischen Missionare, von denen ich vorhin sprach, und zwar auf Zureden des französischen Generalconsuls. Der französische Viceconsul, Herr Ledoux, warnte mich zur rechten Zeit. In der That hätte ich dadurch ja auch meinen Firmanali vollkommen aller Kraft beraubt. Herr von Goyzueta unterstützte mich kräftigst in meiner Weigerung, und als der sonst gute und brave Sabri Pascha sah, dass ich sein Schriftstück nicht unterzeichnen wollte, bekam ich den Bujuruldi und auch den Saptieh.

So erreichten wir in gehobenster Stimmung das Uadi Mader und offenbar etwas früher schon die grosse Heerstrasse, welche von Leptis magna ins Innere führt und die sich nicht nur durch viele Ruinen römischer Castelle, sondern auch durch zahlreiche Trilithen und andere vorgeschichtliche Denkmäler auszeichnet.

Am folgenden Tage frühmorgens schon aufbrechend und immer in einer Gegend von gleich frischem, culturfähigem Charakter wandernd, hatten wir etwa 10 km in selbiger Südostrichtung zurückgelegt, als wir von ferne einen eilig herankommenden Boten bemerkten. Eigentlich nichts Auffälliges in dieser sehr belebten Gegend, wo wir namentlich vielen Halfakaravanen begegneten, denen ich von Zeit zu Zeit einen schnell en route geschriebenen Papierstreifen für meine Frau mitgab, auf welchem weiter nichts stand als: Gruss von G. Rohlfs, am 2. 1. 79, mit Zeit- und Uhrangabe. Von den vielen kleinen Zettelchen ist indess nur einer angekommen, obschon ich doppeltes Weltpostporto im voraus zahlte und ebenso viel oder noch mehr bei Abgabe in Aussicht stellte.

Der jetzt entgegenkommende Bote sprach längere Zeit mit einigen an der Spitze unserer Karavane befindlichen Leuten, dann mit dem Hadj Ssalem, unserm Saptieh. Hierauf, nach sehr ernstem Flüstern, kamen beide zu mir, und der Bote überreichte mir einen Brief an die Adresse des Dr. Nachtigal, denn die Aufschrift lautete: "An unsern vielgeliebten Freund Mylord Edris Efendi, den Preussen!!" Er war offen, und der Träger bestand darauf, er sei für mich und enthalte eine wichtige Botschaft vom Kaimakam von Beni Ulid, welcher der berühmte Bu Aischa sei.

Mit Hülfe der ganzen Karavane, unter deren Mitgliedern sich freilich nur wenige Schriftgelehrte befanden, entzifferte ich folgenden, nachher noch vom Uebersetzer des italienischen Consulats richtiggestellten Inhalt:

"An unsern vielgeliebten Freund Edris Efendi el Brussiani. Nachdem ich in Erfahrung gebracht habe, dass übelberüchtigte Leute von hier, welche wissen, dass du dich in Tarrhona aufhältst, beschlossen haben, einen Ueberfall gegen dich auszuführen, sobald du auf die Strasse der Orfella kämst, habe ich dir einen Ombaschi der Saptieh und einen Schich entgegengeschickt, um dich davon zu benachrichtigen. Da diese beiden Individuen dich unterwegs nicht getroffen, sondern in Erfahrung gebracht haben, dass du noch in Tarrhona bist, bin ich selbst zu Pferd gestiegen, begleitet von mehreren Schiuch, und bin bis zum Gasr Bahman gegangen, wo ich die Cavalerie fand, welche mir sagte, du seiest von Tarrhona noch nicht abgereist.

Folglich sende ich dir diesen Brief, um dich zu warnen und zu rathen, die Strasse der Orfella zu meiden, damit du nicht mit den schlechten Leuten zusammentriffst, welche sich deiner bemächtigen wollen, und gib auch gut Acht, weil es überall schlechte Leute gibt.

L. S. am 8. Moharem 1296.

(1. Januar 1879.) Der Kaimakam der Orfella Muhammed Bu-Aischa."

Ohne mich an den Brief weiter zu kehren, ohne auf die mündlichen Betheuerungen des Ueberbringers zu achten: es lägen einige hundert Orfella am Wege, um uns aufzulauern, ohne auf das Lamentiren des Saptieh Hadj Ssalem zu hören, der mich beschwor, ihn von jeder Verantwortung zu entbinden, liess ich weiter marschiren. Als ich aber ein unheimliches Flüstern unter meinen eigenen Leuten bemerkte und endlich verschiedene andere uns Entgegenkommende - die wahrscheinlich vom Kaimakam oder vom Briefträger instruirt worden waren - die Nachricht bestätigten und aufs bestimmteste aussagten, es lägen 200 Orfella am Wege, welche die Absicht hätten, uns "aufzufressen"[29], hielt ich es doch für gerathen, Halt zu machein. Einen Versuch, westlich abzuschwenken, um mit Vermeidung der grossen Karavanenstrasse Beni Ulid zu erreichen, musste ich aufgeben, da meine Leute erklärten, wir würden auch da nicht den Orfella entgehen. Und alles das erwies sich als Lüge und Täuschung!

Aber ich konnte das nicht wissen, und auf meine Leute, abgesehen von meinen vier deutschen Begleitern, war durchaus kein Verlass. Sie würden vielleicht (?) gegen Neger, gegen Kafir (Ungläubige) zu verwenden gewesen sein, nie aber gegen ihre eigenen Landsleute und Glaubensgenossen. So gab ich denn Befehl zur Umkehr, denn meiner Ueberzeuung nach durfte ich durch einen Versuch, kämpfend den Durchzug zu erzwingen, doch nicht gleich die Existenz der Expedition beim Beginn derselben aufs Spiel setzen.

Wir zogen uns nun noch am selben Abend, die Uidian Mader und Uschtata überschreitend, nach dem Uadi Tessiua zurück. In der Nähe waren mehrere Duar der Tarrhona, sodass wir uns hier schon in Sicherheit befanden, da der Stamm der Tarrhona wegen seiner commerzialen Beziehungen vollkommen in Händen der Regierung ist. Und am folgenden Tage setzten wir unsern Rückzug fort durch die Rummt-Ebene bei der Djebel Smim el Barkat vorbei und durchs Uadi el Hoatem, das ins Uadi Scherschara sich ergiesst, nach dem Gasr gleichen Namens, dem Regierungssitze des türkischen Kaimakam. Zum grossen Erstaunen Mustafa Bei's, dessen Bekanntschaft wir bei Bir Milrha gemacht hatten, trafen wir am 3. Januar nachmittags dort ein und lagerten auf dem linken Ufer von Uadi Scherschara, gerade gegenüber dem Gasr, einer ziemlich zerfallenen, aber auf den Grundmauern eines römischen Castells erbauten Wohnung.

Natürlich hatte ich schon am Tage vorher einen Boten nach Tripolis geschickt mit der Meldung des Vorgefallenen und der Bitte an Marquis von Goyzueta, auf Grund meines Firman eine Bedeckung nach Sokna zu verlangen.

Von Mustafa Bei, dem Kaimakam, wurden wir höchst liebenswürdig empfangen, wie denn überhaupt die Gastfreundschaft der Türken nicht genug anzuerkennen ist. Gleich nach unserer Ankunft gab er uns ein Diner, bei dem zwar Stühle, Tische, Messer und Gabeln fehlten, aber die vorgesetzten Speisen, welche wir mit ihm gemeinschaftlich aus den grossen verzinnten Messingschüsseln assen, machten seinem wie seiner Sklavin Geschmacke alle Ehre. Wir erhielten eine mit frischen Citronen gesäuerte Reissuppe, Backhähnel mit Mandeln und Rosinen, Pillau, Schöpsenbraten und süsse Fladen in Honigbuttersauce, zum Nachtisch Orangen. Vor und nach dem Essen wurde Kaffee getrunken (Araki ward nicht gereicht), während des Essens nur Wasser. Die Cigarette ging fast nicht aus. Unser im Vergleich zu türkischen Diners in grössern Städten oder gar zu koptischen keineswegs übermässig reiches Diner dauerte volle zwei Stunden. Interessant war mir beim Essen ein alter Schich, bei dem ich früher in Messalata, und zwar als Moslim, gewohnt und mit dem ich in der Moschee gebetet und zum Fest gemeinschaftlich ein Lamm geopfert hatte. Er erinnerte sich dessen, schien aber nichts darin zu finden, dass ich nicht mehr Mohammedaner sei, sondern bewahrte nur eine grosse Dankbarkeit für eine von mir erhaltene Medicin. Kaum vom Diner in unserm Lager wieder angekommen, erhielten wir vom Kaimakam eine einstündige Visite. Die armen türkischen Provinzialbeamten! Sie haben nichts zu thun, und ein solches Ereigniss wie unsere Ankunft ist ein wahres Labsal, ein Aufathmen in ihrer trostlosen Existenz.

Das Thal, bei dem wir lagerten, gehörte zu den reizendsten von Tripolitanien. Tief ausgewäschen zog es sich unter grossen Krümmungen von Südost nach Nordost. Die Gehänge, zwar theilweise nackt und der Erde beraubt, waren doch auch gut mit Grün bestanden, und die unzähligen Bilithen und Trilithen, die Mauerreste römischer Castelle und Villen zeugten von einer früher ganz andern Cultur und Blüte. Vor allem wurde aber der Reiz dieses Thals weithin durch den Blick auf fliessendes Wasser erhöht, und wer da weiss, wie sehr es an oberirdisch fliessendem in ganz Nordafrika mangelt, der wird ermessen können, welches Entzücken wir beim Gemurmel dieses heimatlichen Kindes empfanden. Und gleich oberhalb des türkischen Castells bildete der Bach eine der lieblichsten Cascaden, deren Schönheit ich kaum genug anerkenne, wenn ich sie vergleiche mit dem berühmten Minnehaha-Wasserfall in Minnesota, welchen Longfellow mit so begeisterten Worten schildert. Wie träumte es sich schön im Schatten der Farren von Ain Scherschara!

Natürlich mussten wir vor Ankunft einer Antwort von Tripolis einige Tage hier liegen bleiben, und jeder verwandte die Zeit nach seinen ihm obliegenden Pflichten. So machte ich eines Tags einen Abstecher nach dem circa 10 km nordöstlich von unserm Lagerplatz entfernt gelegenen Gasr Doga, einer imposanten römischen Ruine, welche die Mohammedanischen Eroberer später in ein Castell verwandelten, nachdem sie barbarischerweise das daran zerstörten, was sie mit ihren rohen Kräften zu zerstören vermochten.

Das Gasr Doga, ein grossartiges, aus mächtigen Quadern erbautes Mausoleum, hat nach Barth (meine eigenen Messungen sind leider verloren gegangen) 14,25 m Länge auf 9,40 m Breite. Auf drei Stufen ruhend ist das Gebäude fast von Norden nach Süden gerichtet mit 10deg. Abweichung nach Westen. Der Eingang, jetzt vermauert, war von Osten. Das Mausoleum, in mächtiger, aber durchaus proportionirter Form, bekam durch einen von Säulen getragenen, tempelartigen Aufbau eine noch grössere Harmonie. Leider ist dieser oberste Theil vollkommen zerstört. Aber die zahlreichen Säulenschafte, die korinthischen, sauber gearbeiteten Capitäle bezeugen die Existenz dieses Aufbaus, wenn anders nicht die Spuren, wo die Säulen standen, evident nachweisen, dass man es blos, wie Barth meint, mit einem Vestibule zu thun hat. Die noch erhaltenen zwei Stockwerke haben 8,65 m Höhe.

Südöstlich von diesem Grabdenkmal, welches einer genauern Untersuchung würdig ist, liegt etwa 2 km entfernt das grossartige, wahrscheinlich ebenfalls aus der Römerzeit herstammende Ruinenfeld einer ganzen Stadt. Viele alte, fortwährend noch von den Eingeborenen gefundene Münzen und Intagli bestätigen dies vollauf, denn erstere wenigstens tragen meistens das Bildniss eines der römischen Kaiser. Auch hier erkennt man in den Seitenthälern jene Dämme, vor welchen die alten Culturvölker in der Regenzeit das Wasser aufhielten, um es sodann in der trockenen Jahreszeit zur Berieselung der Gärten zu verwenden. Die heutigen Besitzer des Landes aber kennen nicht einmal die Bedeutung jener Quermauern, sondern glauben, es seien Vertheidigungslinien gewesen. - Von den Cromlechs, den Bilithen und Trilithen habe ich andeutungsweise schon gesprochen. Letztere sieht man in unglaublicher Zahl in diesem Theil von Tripolis. Ich möchte zur Erklärung derselben aber dennoch, entgegen der Meinung Barth's[30], annehmen, dass die Zweisteine sowol wie die Dreisteine nichts anderes als die Umfassungsmauern einer Thür gewesen sind, die zu einem Gebäude führte, vielleicht zu einem Grabmal, vielleicht zu einem Wohnhause, dessen andere Mauern aus schlechteren Material bestanden, als diese Quadern, welche Widerstand leisteten, während die andern Mauern zerfielen. So bauten übrigens nicht nur die Alten, sondern auch wir noch heute in allen Städten, in allen Landen. Jedes Fenster, jede Thür wird immer mit einem Material ummauert, welches viel solider ist, als das der übrigen Mauern des Gebäudes. Und keineswegs stehen die beiden Steine so nahe beieinander, dass man sich "hindurchpressen" müsste. Hindurchgehen kann man bequem durch alle, oft sogar zu zweien, und wo sie enger aneinandergerückt wurden, hat man es wol aus Nützlichkeitsrücksichten gethan. An allen Steinen findet man ausserdem Löcher zur Aufnahme der Thürverklammerung und überall in der Nähe der "Senam", wie die Eingeborenen diese Steine nennen, Mauerüberreste. Dasselbe meinte übrigens von Bary auch, denn S. 46 des XV. Jahresberichts der Leipziger Geographischen Gesellschaft sagt er von den Trilithen dieser Gegend:

"Diese aus drei Monolithen bestehenden Monumente bildeten stets einen integrirenden Theil eines rechtwinkeligen Baues, der aus kleinen behauenen Blöcken besteht, die so geordnet sind, dass sie mit ihrer flachen Seite nach aussen gekehrt sind, denn die Blöcke sind nicht immer auf allen Aeiten gleichmässig bearbeitet. In den meisten Fällen fand ich immer drei jener Senam, die ich wegen ihrer Form Thore nennen will, in einer Seite des ursprünglichen Baues, auf dessen gegenüberliegender Seite sich dann ebenfalls drei Thore befanden. In allen Bauten ist die Fronte nach Westen gerichtet; diese lässt sich stets leicht erkennen, denn alle Senam tragen auf der Seite, welche dem Innern des Baues zugewandt ist, Einschnitte für Riegel, und zwar von einem bis zu vier stets von quadratischer Form; ausserdem ist die Frontalseite des Senain stets unbehauen, während alle andern Seiten stets geglättet sind" u. s. w.

Ich glaube, es genügt das Angeführte, um zu beweisen, dass auch von Bary diese Cromlechs für Thore hielt, und jene Annahme hinfällig zu machen, welche in den megalithischen Denkmälern Tripolitaniens Altäre oder andere Gegenstände erblicken wollten. -

Endlich konnten wir unsern unterbrochenen Marsch wieder aufnehmen. Am 6. Januar kam von Tripolis ein Bote von Mahmud Damadh Pascha, welcher mittlerweile als Generalgouverneur Sabri Pascha abgelöst hatte. Mahmud Damadh[31], der Schwager des Sultans, gab einem Cavalerieobersten, welcher mit 60 Cavaleristen auf dem Wege nach Sokna sich befand und schon Bir Milrha erreicht hatte, Befehl, umzukehren und uns nach Sokna zu escortiren. Der Oberst kam herübergeritten, und wir verabredeten, dass wir uns am folgenden Tage zur gemeinschaftlichen Reise nach dem Süden in Tessiua treffen wollten.

So setzten wir uns denn abermals am 7. Januar in Bewegung und der Verabredung gemäss trafen wir am folgenden Tage mit der Cavalerie im Uadi Tessiua zusammen. Es war ein hübsches Bild: von weitem am Horizont auf ihren beweglichen kleinen Rossen die Reiter in ihren wallenden Tüchern und Burnussen, mit ihren langen Flinten, von denen jede ein Bajonnet trug, plänkeln zu sehen! Aber als wir näher kamen, wie ganz anders nahm sich da die Cavalerie aus, welche übrigens nicht der regulären Reiterei, sondern den Baschi Bosuks angehörte. Jetzt sah man die Kleinheit der Pferde, kaum grösser als gute Esel, und so mager, dass man an die Hüftknochen der meisten seinen Mantel hätte hängen können. Und die Leute selbst! Einige waren über 60 und 70 Jahre alt, andere jünger als 15 Jahre, die wenigsten zwischen 20 und 30, die Mehrzahl über 50 Jahre alt. Diese Truppe mit ihren schlechten Gewehren sollte uns schützen! Aber thatsächlich liegen die Verhältnfsse so, dass diese Bande, welche in den Augen der umwohnenden Stämme zum regelmässigen türkischen Heere zählt, durch das Prestige, welches der Sultan selbst noch immer in den Augen der Mohammedaner als oberster Befehlshaber der Gläubigen geniesst, von einem für uns unbegreiflichen Einflusse ist. Factisch aber hätten wir sie eher vertheidigt, als sie uns. Der Hadj Maussur, so hiess der Oberst, der jedoch in Wirklichkeit nur Baschagha war, besass aber von sich eine ungemein hohe Meinung, und am ersten Abend wäre es fast zu Differenzen zwischen uns gekommen, da er durchaus darauf bestand, ich solle inmitten seines grossen Lagers Quartier nehmen, was ich ausverschiedenen Gründen ablehnte, indem ich bestimmt dabei blieb, stets 1000 m entfernt von ihm mein Lager aufzuschlagen. Das hatte nun freilich zur Folge, dass er mein Lager nachts mit Wächtern umstellte, aber die meisten derselben gaben sich bald, nachdem sie "ausgelegt" worden waren, dem Schlafe hin, was ihnen freilich übel bekam, da der Hadj Maussur oder der "Lügenoberst", wie wir ihn auch nannten, recht oft mit seiner Rhinocerospeitsche über sie herfiel, denn das musste man ihm lassen, er für seine Person war der unermüdlichste Wächter. Ich glaube, er schlief des Nachts nie, oder vielmehr die Sorge um unsere Sicherheit liess ihn nicht schlafen. Mahmud Damadh, der mächtige und gestrenge Generalgouverneur, hatte um unsertwillen ja selbst an ihn geschrieben, und viele eingebildete Gefahren - auch er glaubte an die Wegelagerei und liess sie sich überhaupt nie ganz ausreden - machten ihn nur noch besorgter.

Wir erreichten in zwei Tagemärschen das Uadi Dinar, einen nördlichen Nebenfluss des Uadi Beni Ulid, welches in seinem westlichen obern Verlauf Uadi Djenueba heisst und sich später in den Sufedjin[32], einen der mächtigsten Ströme von Tripolitanien, ergiesst. Am Uadi Dinar sieht man vor und bei seiner Einmündung in das Uadi Sufedjin verschiedene Ruinen von Castellen und Burgen, die man theils aus gut behauenen Quadern, theils aus schlechteren Material herstellte; aber der ganze Weg von Tessiua an, wo ebenfalls grosse Ruinen sind, wird eben durch diese Bauten vergangener Zeit als derjenige gekennzeichnet, welcher als Hauptheerstrasse von Leptis magna über Bondjem nach dem Innern führte. Nur möchte ich bei dieser Gelegenheit gegen die Annahme vieler Reisenden warnen, welche jene stolzen Burgruinen, die man von diesem Wege aus rechts und links wahrnimmt, so ohne Unterscheidung den Römern als Urhebern oder Erbauern zuschieben wollen: zwei Drittel derselben, wie eine nähere Besichtigung ergibt, dürften wol aus der Zeit der islamitischen Herrschaft herstammen.

Am folgenden Tage erreichten wir das tief und fast senkrecht eingeschnittene Uadi Beni Ulid, dessen Thalsohle aber in diesem Augenblick vollkommen trocken lag. Wir waren gerade damit beschäftigt, auf einer Erhebung im Flussbett unser Lager zusammen mit dem der Bedeckung einzurichten, als uns der Kaimakam von Ben Ulid, Hadj Bu Aischa, entgegenkam und dringend aufforderte, das rechte Ufer des Uadi zu erklimmen, wo wir in dem Castell oder in unmittelbarster Nähe desselben sicherer lagern könnten. Zugleich kam aber auch der angestammte oberste Schich der Orfella, Hadj Matuh Deiki, herbei und lud uns ein, in der Nähe seines Dorfs zu lagern, indem er zugleich um eine Privatunterredung mit mir bat . Da ich nicht wusste, wem ich folgen sollte, gab der Rath unsers Obersten den Ausschlag, zumal Bu Aischa darauf aufmerksam machte, dass eine möglicherweise hereintosende Ueberschweramung das Lager gefährden könne. Dies, sowie der Rath des Obersten, welcher in der Nähe des Regierungssitzes campiren wollte, bewog auch mich, nach oben zu gehen, wo wir unter den Mauern des türkischen Castells Lager bezogen.

Kaum aber war ich in meinem Zelte, als auch schon der Schich der Schiuch der Orfella zu mir kam und in den heftigsten Ausdrücken gegen die "schändlichen" Verleumdungen Bu Aischa's protestirte. Die ganze Provinz sei ruhig, speciell die Strasse durch Beni Ulid, und ihr Thal noch niemals unsicher gewesen; keiner seiner Leute habe an Wegelagerung gedacht. "Warum hat er denn nicht die Schuldigen ins Castell sperren lassen? Warum hat er uns Schiuch nicht zu Geiseln genommen? Warum hat er keine Untersuchung angestellt?" war die empörte Frage Deiki's, und ich musste ihm recht geben, um so mehr, als Bu Aischa in seinem Castell über eine halbe Compagnie regelmässiger Soldaten verfügte. Lange blieb mir das sonderbare Benehmen Bu Aischa's indess kein Räthsel. Den Schlüssel dazu fanden wir in einem in der Kölner Zeitung abgedruckten Briefe des Dr. Nachtigal, welcher mir - der Brief war von Kuka aus datirt - mittheilte, er habe in seiner Geldverlegenheit von Bu Aischa, der damals und zwar in der Eigenschaft eines tripolitanischen Gesandten mit Nachtigal zu gleicher Zeit in Bornu verweilte, eine kleine Geldsumme entlehnt, wofür er 150 Proc. Zinsen zahlen müsse u. s. w. Ein so hoher Zinsfuss ist für die dortige Gegend etwas Ungewöhnliches, denn im allgemeinen leiht man zu 100 Proc. Da nun Bu Aischa seit seiner Reise nach Bornu in Konstantinopel gewesen war, da er Malta und, irre ich nicht, auch Alexandria besucht hatte, so mochte er wol aus eigener Erfahrung auf das Ungebührliche eines so hohen Procentsatzes aufmerksam geworden sein, und da er in mir den Dr. Nachtigal vermuthete, hatte er sich nicht gescheut, durch das erste beste Mittel mich vom Wege abzulenken, um einer Begegnung mit seinem alten Bekannten auszuweichen. Ein albernes und ungeziemendes Betragen.

Bu Aischa war natürlich aufs höchste erstaunt, nicht Edris Efendi[33], sondern Mustafa Bei vor sich zu sehen, und trotz seiner Freundlichkeit, trotz seiner Unterwürfigkeitsbezeigungen konnte ich es ihm nicht verzeihen, mir diesen Streich gespielt zu haben, während er es andererseits für angezeigt hielt, seine Rolle jusqu'au bout beizubehalten. Am Abend desselben Tags nämlich schickte er mir einen Brief, worin er mich nochmals vor den Orfella warnte und mich bat, nicht weiter südwärts zu dringen; falls ich aber auf meinem Vorhaben bestände, ihm eine Bescheinigung zu geben, wonach er von aller Verantwortung frei sei. Ich war so empört über diese Unverschämtheit, dass ich sein Schreiben, ohne darauf zu antworten, wieder an ihn zurückschickte. Und als der Lügenoberst, offenbar von ihm bestochen, mich aufforderte, die sämmtlichen Orfella-Schiuch als Geiseln für meine Sicherheit mitzunehmen, erwiderte ich ruhig: "Entweder mit dir und deinen Cavaleristen, oder ohne euch und mit den Orfella gehe ich." Die Schiuch der Orfella, um das eigenthümliche Benehmen ihres türkischen Gouverneurs recht zu beleuchten, hatten sich nämlich erboten, falls ich es wünsche, als Geiseln in dem türkischen Castell zurückzubleiben, oder auch mich bis zur Südgrenze ihres Gebiets, d. h. bis Sokna, zu begleiten. Das eine wie das andere lehnte ich ab. Um aber Bu Aischa meine Solidarität mit den Orfella zu bethätigen, nahm ich gern mit Herrn von Csillagh eine Einladung zum Frühstück im Hause des Hadj Matuh Deiki an.

Feierlich wurden wir dann am andern Morgen abgeholt und nach dem auf dem linken Ufer gelegenen Dueira el Husna geleitet, wo Hadj Matuh Deiki uns in das Fremdenzimmer seiner Wohnung führte. Nach altpatriarchalischer Art assen nur wir und der Schich aus der Schüssel, und selbstverständlich nur mit der Rechten (in Tripolitanien, sowie in Aegypten wird häufig auch die Linke zum Essen und zum Zerkleinern der Bissen und Brocken mit herbeigezogen; es ist das ein gegen die Gesetze des Islam verstossender Brauch, den im "Westen" niemand ausüben würde). Hierauf gab man die Schüssel den Anverwandten und später den Dienern, die wiederum noch einen "Anstandsbrocken" für die draussen lungernden Armen übrig liessen. Auch Kaffee in kleinen Tässchen wurde gereicht, aber zuvor so stark mit Pfeffer und Zimmt gemischt, dass der eigentliche Kaffeegeschmack ganz verloren ging. Dieser Brauch ist auf dem Lande in Tripolitanien ganz gewöhnlich.

Natürlich wurde ich vom Commandanten der Garnison eingeladen, seine Soldaten zu inspiciren, bei welcher Gelegenheit ich auch sein Zimmer besichtigte und mich über die kleine Bibliothek freute (fünf oder sechs Bücher), über die wenigen Blumen, d. h. Tomaten und Kürbisse vor dem Fenster, über die saubern Gardinen und die zwei Stühle und den Tisch. Zwei Jahre vegetirte dieser Sohn Stambuls hier in dieser Einsamkeit, immer wieder seine Bibliothek, d. h. die Reglements durchlesend, täglich auf Erlösung und Ablösung hoffend, mehr noch aber seinem Solde entgegensehend, der nun schon, wie er gestand, seit 15 Monaten nicht zur Auszahlung gekommen sei. Das Trostlose dabei war, dass, wie ich auch späterhin erfuhr, Mustafa Bei, d. h. ich selbst, stets Abhülfe schaffen sollte. Diese Leute, namentlich die türkischen Soldaten, und unter ihnen besonders die Offiziere, schienen in ihrer Naivetät zu glauben, ich sei allmächtig. Die Soldaten waren indess gut bekleidet und gut bewaffnet, alle hatten Hinterlader. Viele aber befanden sich auf Urlaub, um sich mit einer Orfella zu vermählen, wozu es einer besondern militärischen Erlaubniss nicht bedarf, wenigstens darf sie der Oberst des Regiments nicht verweigern.

Wenn man die ziemlich kahlen Flächen, welche sich vom Gebirge bis Beni Ulid erstrecken, durchzieht, so wird man aufs angenehmste überrascht durch den Blick auf den üppigen Oelwald des Uadi Beni Ulid. In der That scheint, von oben gesehen, das ganze Thal ein undurchdringliches Grün, eine Matte von Liguster zu sein. Steigt man aber hinab, dann löst sich alles in einzelne Gärten auf, umgeben von mächtigen Dämmen, welche aus grossen Steinen, erratischen Blöcken, aufgebaut sind, um den Humus festzuhalten, wenn die Wasser ihre verheerenden Fluten durchs Thal wälzen.

Die Sohle des Thals hat an dieser Stelle etwa die Breite eines Kilometers und ist durchaus mit gutem Boden versehen. Aber nicht nur vornehmlich Oelbäume gedeihen hier, sondern fast alle übrigen Obstbäume Tripolitaniens, mit Ausnahme der Palme, welche wenigstens nicht gezogen wird. Die Uferwände selbst, etwa 130-150 m hoch, sind steil und abschüssig und zeigen an der Basis die Spuren des durchschiessenden Wassers. Von felsiger Beschaffenheit, ist Kalk das Hauptgestein, während den obern Rand eine blasige, einige Fuss dicke Lavaschicht bedeckt, welche aussieht, als ob sie aus einer strömenden Flüssigkeit, welche erkaltete, entstanden sei.

Die Bewohner des Thals, Orfella, wollen echte Araber sein und reden auch arabisch; aber ihre Sesshaftigkeit, die Bauart ihrer Ortschaften, fast funfzig an Zahl[34], einzelne Namen der Ortschaften, die Namen der Bewohner selbst, ihr ganzer Habitus, berechtigen zu der Annahme, dass wir es hier mit einer starken Vermischung der uransässigen Berber mit den eingewanderten Arabern zu thun haben. Die Orfella sind als rauf- und raubsüchtig verschrien, und ihre Handlungen in neuester Zeit beweisen auch, dass sie sich nicht viel aus der türkischen Autorität machen. Innerhalb ihres Uadi und ihrer Provinz überhaupt verhalten sie sich aber meistens ruhig. Ihre Sesshaftigkeit bürgt schon für ihr gutes Verhalten, da in ihren Ortschaften und Anpflanzungen doch immerhin ein nicht zu unterschätzender Werth steckt.

Die Brunnen im Thale sind ausserordentlich tief, der von mir gemessene hatte eine Tiefe von 40 m[35] und das Wasser desselben war, bei einer äussern Lufttemperatur von 20deg. C., um 4 Uhr nachmittags 25deg. warm. Wir blieben nur einen Tag im Uadi Beni Ulid. Als wir den 11. Januar abreisten, ging es aber doch ohne Begleitung der Orfella nicht ab: Schich Deiki wollte uns wenigstens einen Tag lang das Geleit geben. Gleich südlich von Beni Ulid betritt man Hamada-Terrain, hin und wieder aber von kleinen Uidian unterbrochen, welche alle dem Sufedjin zugehören, oder man, passirt auch kleine Einsenkungen, welche sich im Frühjahr mit Grün zu bedecken pflegen. Das war nun diesmal leider nicht der Fall, die Vegetation blieb überall auf das spärlichste beschränkt, da im Winter 1878/79 durchaus kein Regen fiel. Aber trotzdem hatten den Boden stellenweise Flechten überzogen, welche wie Pilzchen aussahen oder wie Graupen oder grober Gries und von den Eingeborenen "Gim el lutta", d. h. "Weizen der Ebene" genannt werden. Wie Ascherson mir mittheilt, heisst die Flechte lecanora desertorum. Sie sagten, die Pilze seien geniessbar, ich liess daher einige sammeln, und abends hatten wir ein zwar etwas sandiges, aber gutschmeckendes Gericht mehr.

Ohne dass uns irgendetwas Bemerkenswerthes aufstiess, zogen wir nun, immer auf der grossen Heerstrasse bleibend, deren Spuren durch zahlreiche Pfade einer jeden Karavane kenntlich sind, weiter nach Süden, durchkreuzten das Uadi Sufedjin, das Uadi Semsen, Uadi Um el Cheil, und erreichten den wichtigen Ort Bondjem, das Hauptquartier der nomadisirenden Orfella.

Die Gegend hat inzwischen einen andern Charakter angenommen, welchen ich als syrtenhaft bezeichnen möchte. Man weiss nicht, ob man nahe am Meere oder tief inmitten der Sahara sich befindet: die niedrigen Hügel, oft weissglitzernd von Aragonit und kalkigen Bestandtheilen, deuten auf Wüste; die zahllosen Muscheln, namentlich ganze Bänke von Cardium, so frisch aussehend, als ob sie gestern aus dem Meere ausgeworfen wären, deuten auf die Nachbarschaft des letztern. In der That sind wir bei Bondjem fast wieder auf das Niveau des Meeres hinabgestiegen und befinden uns auch hier immer noch in der Region der feuchten Niederschläge des Mittelmeers.

Bondjem ist Mudirat der Türken und hat eine Einwohnerschaft von etwa 150 Seelen, welche vom Handel mit den durchziehenden Karavanen und vom Tauschhandel mit den Hirten der überaus zahlreichen Kamelheerden existiren. Nirgends in Tripolitanien gibt es wol so grosse Kamelheerden wie die der Orfella, und die Brunnen von Bondjem bilden für dieselben den Mittelpunkt. Die Thiere, im allgemeinen ziemlich dumm und immer ernsthaft - ich habe nie ein Kamel lachen sehen, auch nicht einmal ein junges -, sind durch die Gewohnheit so abgerichtet, dass sie ganz allein ohne die Begleitung ihres Hirten den Brunnen zu finden wissen. Eine Heerde von circa 100 Kamelen wird überdies nur von einem Negerburschen beaufsichtigt und weidet häufig 100 km und mehr vom Brunnen entfernt. Manchmal, wenn es an frischen Kräutern in den Gegenden nicht mangelt, begeben sich die Kamele nur einmal im Monat oder noch weniger zur Tränke, während sie in trockener und heisser Jahreszeit öfter ihren Durst stillen. In langen Reihen, ein Thier hinter dem andern, im sogenannten Gänsemarsch, kommen sie dann langsamen Schrittes, ernsthaft und schweigsam daher; sind die Wasserlöcher flach und zur unmittelbaren Tränke geeignet, dann machen sie sich gleich selbst daran, ihren Durst zu stillen; haben die Brunnen oder Löcher aber eine gewisse Tiefe, sodass das Heraufziehen des Wassers menschliche Hülfe erfordert, dann warten sie mit Engelsgeduld, bis jemand ihnen das verlangte Nass spendet.

Der Contrast eines vor circa 20 Jahren erbauten türkischen Castells, jetzt Ruine, und des vor vielleicht 2000 Jahren erbauten römischen, ist äusserst bezeichnend. Das Material des türkischen Forts ist derart schlecht, dass trotz der conservirenden Luft der Sahara nach vielleicht abermaligen zwanzig Jahren keine Spur mehr davon übrig sein wird, dagegen das des römischen so dauerhaft und wohlerhalten, dass man nur die Steine und grossen Quadern aufeinander zu legen brauchte, um es in seiner ursprünglichen Gestalt wieder hervorzuzaubern. Wer weiss, ob das alte Römercastell in Bondjem nicht noch einmal wieder errichtet wird! Die Inschrift, welche über dem nördlichen Thor stand, und deren Träger, ein schwerer Quader, jetzt auf dem Boden liegt, ist vollkommen gut erhalten, die der übrigen Thore aber - denn jedes Thor hat eine Inschrift - ganz unkenntlich oder unter Schutt vergraben. Ueberhaupt muss seit dem Besuche Lyon's und Ritchie's eine grosse Veränderung mit dem Castell vor sich gegangen sein, wenn anders das Bild, welches die Reisenden von Bondjem geben, nur einigermassen getreu ist.

Die Inschrift in Majuskeln lautet.

Imp. Caes. L. Septimio. Severo.

Pio. Pertinaei. Aug. Trpotu. III

Imp. - Csiippet - V - ri -

IIII. et - Septimio - cae -

Aug. O. Anicio. Fausto. Leg. -

Augustorum. Consulari. -

- Ipo. III. Aug. Pu -

Zwischen Bondjem und Sokna erhebt sich der Boden allmählich wieder, und ehe man die Oase Djofra erreicht, hat man den Gebirgsstock Tar zu übersteigen, in welchem sich einige Brunnen mit ziemlich schlechtem Wasser befinden. Den höchsten Berg des Tar-Gebirges, der namenlos war, weil die Eingeborenen alle Berge, die das Gebirge zusammensetzen, Djebel Tar nennen, nannte ich zu Ehren der Berliner Geographischen Gesellschaft "Nachtigal's Berg", "Djebel Bulbel". Obschon wir auch früher schon Versteinerungen gefunden hatten, stiessen wir im Tar-Gebirge zum ersten mal auf eine mächtige Schicht. Die höchsten Punkte im Tar-Gebirge, sind 400 m hoch. Wir liessen hier unsere Cavalerie voranziehen und blieben einen Tag lagern, um Pflanzen, Thiere und Versteinerungen zu sammeln. Reich beladen zogen wir dann am 22. Januar nach Ain Hammam, welcher Brunnen schon zu Djofra gerechnet werden muss.

Ain Hammam, die Taubenquelle, liegt zwischen Dünen, welche oben und unten mit Palmen bestanden sind. Zu unserm Erstaunen fanden wir hier, als wir ankamen, die ganze Cavalerie lagern, da der Baschaga Mansur uns durchaus die Ehre eines Label Barudh, d. h. eines Wettrennens mit Pulververschwendung, geben wollte, wodurch er natürlich zugleich auch den Eingeborenen von Sokna zu imponiren beabsichtigte. Dagegen liess sich nichts machen, denn der Oberst war so erpicht darauf, seine Cavalerie im günstigsten Lichte produciren zu dürfen, dass alles vergeblich gewesen wäre, um ihn davon abzubringen. Und doch sahen Ross und Reiter so kläglich aus! Einer der letztern war sogar seinem Schicksal erlegen; nördlich vom Tar-Gebirge hatten sie ihn, ein Opfer der Anstrengungen, begraben. Wie kann man aber auch siebzigjährige Greise zu Kriegszügen verwenden und noch dazu in der Wüste!

So rüsteten wir uns denn alle, um einen möglichst feierlichen Einzug in Sokna zu halten: die Diener legten neue Hemden an, die buntesten Kleidungsstücke wurden hervorgeholt, und an Pulver liess ich es weder für meine Leute, noch für die Cavalerie fehlen.

[27] Vgl. Barth, "Wanderungen durch die Küstenländer des Mittelmeers", S. 310.

[28] Vgl. Berlioux, "Les anciennes explorations" (Lyon 1879).

[29] Ich setze hier absichtlich die wörtliche Uebersetzung des Ausdrucks "iaklu": aufessen oder auffressen, weil derselbe bei neuern Reisenden die Veranlassung gewesen ist, Stämme der Mensehenfresserei zu bezichtigen, die nie daran gedacht haben. "Wir wollen den und den Stamm aufessen" ist eine bei allen afrikanischen Völkern übliche Redensart.

[30] Barth, I, 79: "Durch alle diese Constructionen ist vollkommen erwiesen, dass diese Bauten nicht zu Eingängen oder Portalen bestimmt sein konnten; denn der Raum zwischen den aufrechten Steinen ist so eng, dass nur der schlankeste Mensch sich eben hindurchpressen könnte."

[31] Da es sich - um eine während des russisch-türkischen Kriegs oft genannte Persönlichkeit handelt, welche einer Palastintrigue zum Opfer fiel - denn die Ernennung Mahmud Damadh's zum Generalgouverneur von Tripolitanien war thatsächlich eine Verbannung -, so glaube ich nicht unterlassen zu dürfen, was die Herren Fanton und Schweiger-Lerchenfeld in ihrem Buche ("Serail und Hohe Pforte", Wien 1879, S. 814) über ihn sagen, mitzutheilen, ohne indess für die Richtigkeit einstehen zu wollen. Mahmud Damadh, der unserer Expedition nur nützlich war, desertirte Ende 1879 von seinem Posten als Generalgouverneur und befindet sieh jetzt auf einer der kleinen Inseln, da er nach Stambul vorläufig nicht zurüekkehren darf. Die Herren Fanton und Schweiger-Lerchenfeld charakterisiren ihn S. 324 so:

"Damadh Mahmud Pascha .... Wir kommen nun auf eine Persönlichkeit zu sprechen, die mit den Miserfolgen im letzten russisch-türkischen Kriege eng verflochten ist, d. h. welche dieselben unmittelbar verschuldet hatte. Es ist dies der Schwager des Sultans Abdul Hamid, Gatte der Prinzessin Dschemile, deren Mutter auch die des actuellen Padischah war. Mahmud's Vater bekleidete unter Abdul Medschid die Stelle eines Zeughaus- und Artilleriedirectors, war aber im übrigen nur seiner Vorliebe zu geistigen Getränken halber ein Liebling Abdul Medschid's, nicht etwa auf Grund besonderer Kenntnisse oder Eigenschaften.... Wenn das Sprichwort gilt, dass der Apfel nicht weit vom Stamme falle, dann ist es jedenfalls auf Mahmud Damadh Pascha, auch Mahmud Dschellaleddin genannt, anwendbar. Damadh Mahmud bekleidete wiederholt Staatsposten, und zwar dreimal den eines Handelsministers, zweimal unter den beiden Grossveziraten Mahmud Nedim's und das dritte mal unter der Regierung Murad's V. Er hat hinsichtlich dieser Amtsthätigkeit schlimme Erinnerungen zurückgelassen, Erinnerungen, die sich auf eine unglaubliche Unfähigkeit beziehen. Grenzenlose Beschränktheit, grobe Unwissenheit bei stark ausgeprägtem Selbstbewusstsein und lächerliche Eitelkeit sind denn auch die Eigenschaften, welche verhängnissvoll genug innerhalb jener Zeit zur Geltung kommen sollten, da der Schwager des Sultans ein eigenmächtiges, unankämpfbares Regiment führte.

Was dieses Regiment zu bedeuten hatte, das empfanden zunächst die verschiedenen ottomanischen Heerführer. Es ist nie vorgekommen, dass einer derselben nach seinen Intentionen hätte handeln dürfen. So oft es sich um eine Bewegung, um eine Massnahme, ja auch nur um eine Idee handelte, trat Damadh Mahmud mit seiner Weisheit dazwischen und meinte, das sei nicht so, sondern anders; dieser oder jener General - Suleyraan, oder Mehemed-Aali, oder Osman - dünke sich als unfehlbarer Stratege, als grosser Taktiker, und doch wisse er (Mahmud) besser, wie die Sachen aufzufassen seien. Erwiesen sich die Generale widerspruchsvoll oder vollends unwillig, da beeilte sich Mahmud, seinen kaiserlichen Schwager aufzusuchen und von ihm ein Irade zu erwirken, der jederzeit eine Ordre enthielt, welche den Vorschlägen der Heerführer diametral entgegenlief."

In diesem Tone geht es über Damadh Mahmud weiter, dem von Herrn Fanton (dieser machte den ganzen Feldzug mit, er war früher Hauslehrer in der kaiserlichen Familie) der Name "Vice-Sultan" beigelegt wurde und der nach ihm sogar im Harem des Sultans grossen Einfluss gehabt haben soll. Damadh Mahmud, welcher Marschall des Reichs, Grossmeister des Artillerie- und des Festungswesens, sowie Präsident des Kriegsrathes war, hatte in der That lange Zeit die oberste Leitung aller Angelegenheiten des türkischen Reichs in seinen Händen. Wie unangenehm musste es daher diesem "Satrap" sein, nach einer Provinz verbannt zu werden, die nichts bot. Er, "der nur in die Hände zu klatschen brauchte, und auf schweren Silberplateaux dampften die köstlichsten Gerichte zur Thür herein, und die hohen Karaffen füllte das edelste Nass Frankreichs und des Rheins". Da war er nun in Tripolis und ritt, wie meine Frau mir schrieb, Visite bei den Consuln, und, wie di e losen Zungen der Tripolitaner hinzufügten, mussten einige Strassen erweitert werden, da er seinen Schmerbauch nieht hindurehschieben konnte. Lange litt es ihn nicht im einsamen Oea.

[32] Der Sufedjin entspringt auf den südlichen Abhängen der Sintanberge und, westlich verlaufend, ergiesst er sich südlich von Mesrata in die grosse Syrte. Die Länge seines Laufs ist wie die der Elbe.

[33] Edris Efendi ist Dr. Nachtigal.

[34] Hier die Namen der Ortschaften, deren Lage ich leider nicht mehr anzugeben vermag, da die hierauf bezüglichen Papiere mit verloren gingen:

Sbedet, Nora, Nemsadia, Sahu, Fuga, Getascha, Djemamla, Sikkeba, Dueira, Menesla, Seahu, Sbeah, Chosim, Slefa, Sba, Ssadet, el Hellema, el Hossena, el Goeida, el Sserara, el Türba, el Auassa, Tlummat, uled Si Sliten, Monassir, uled Bu Ras, el Agib, el Mrharba, Sehu, Komat, Lisahaga, Ssiadat, el Lutofa, el Braghta, Futman, Schemamla. Interessant ist der Name Monassir, welcher häufig unter arabischen Städte- oder Ortsnamen vorkommt und stets auf ein altes christliches monasterium zurückzuführen ist.

[35] In den Mittheilungen der Afrikanischen Gesellschaft, 2. Jahrg., S. 40, hat sich offenbar ein Irrthum eingeschlichen, denn der von mir gemessene Brunnen war 40 m tief; wir mussten zum Heraufwinden des Wassers eigene Taue anschaffen.


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