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NEUNTES KAPITEL. DIE OASEN AUDJILA UND DJALO.

Kühler Empfang in Audjila. - Kurzer Aufenthalt daselbst. - Die Oase Djalo. - Feindseligkeit der Einwohner. - Im Ort Areg Steinwürfe auf den Reisenden. - In der Midjeles Vorlesung des Firman ali. - Eine ergötzliche Scene. - Kein Führer nach Uadaï. - Ein Achtzigjähriger will seinen Sklaven stellen und verlangt dafür ein Verjüngungsmittel. - Die einheimischen Diener, ausser Omar und Ali Gatroni, verweigern ohne Führer die Mitreise nach Kufra. - Das Hündchen des Reisenden. - Der zum Orkan anschwellende Samum und unmittelbar darauf ein Sturzregen. - Die unerträgliche Lage. - Der Reisende, welcher in Audjila bleibt, ersucht Herrn Stecker, mit der ganzen Karavane nach Bengasi zu ziehen. - Audjila. - Die ungezogene Strassenjugend. - Zunahme der Moscheen, dagegen Abnahme der Bevölkerung und der Palmen. - Der befreundete Schich Ibrahim el Fadhil. - Der Reisende nimmt Unterricht in der Audjila-Sprache. - Die kaiserlichen Geschenke sind in Sokna angekommen. - Eine Sklavenkaravane von Uadaï. - Wegelagerer, um die kaiserlichen Geschenke abzufangen. - Höhe der Oasen Audjila und Djalo. - Ein Bericht Stecker's aus Bengaei an die Afrikanische Gesellschaft in Berlin. - Tarrhoni bringt die kaiserlichen Geschenke. - Sammlung von Spinnen und Wespen. - Der Reisende begibt sich nach Bengasi unter den Schutz einer von dort ihm zugesandten Escorte. - Die kaiserlichen Geschenke bei Ibrahim el Fadhil in Verwahrsam. - Helices desertoram. - Ankunft in Benaasi.

Es war am 2. April, als wir gerade um Mittag die Oase Audjila betraten. Mit Erstaunen kamen die Neger, welche in dem Palmenhain arbeiteten, herbeigelaufen. Man erwartete allerdings tagtäglich eine Djalo-Karavane von Bornu, aber nimmermehr eine zumal von Westen kommende Christenkaravane. Nach einer Stunde waren wir beim Orte selbst, welcher sich in seiner Physiognomie, seit meinem frühern Besuche daselbst, auch nicht im mindesten verändert hatte.

Aber welch ein Unterschied gegen den Empfang im Jahre 1869! Vor 10 Jahren war ich, von Bengasi kommend, nur von einem Deutschen und zwei eingeborenen Dienern begleitet, aufs beste vom Schich Barku und der ganzen Einwohnerschaft aufgenommen worden. Und jetzt ein so kaltes und gleichgültiges Betragen, dass es sich nur wenig von Feindseligkeit unterschied! Ich liess nordwärts von der Stadt Lager aufschlagen, schickte die Kamele auf die schlechte Belbelweide (Belbel, anabasis articulata) und bemühte mich, Lebensmittel für uns, Stroh und Gerste für die Kamele einkaufen zu lassen. Aber trotzdem ich für die angesehensten Bewohner (mit Ausnahme des Schich lbrahim el Fadhil) Empfehlungsbriefe mitgebracht hatte, darunter auch einen für meinen ehemaligen Gastgeber, Schich Burku, konnte ich nichts erreichen. Schich Burku, alt geworden, schien sich meiner nicht mehr zu erinnern, die übrigen wollten nichts von mir wissen, und mit genauer Noth gelang es unsern sellenser Freunden, durch ihre Vermittelung Brennholz zu kaufen, sodass wir uns etwas kochen konnten. Dass dies zurückhaltende Benehmen seitens der Vornehmen der Oase seine Wirkung auf die ohnehin fanatisirte und eingebildete Masse des Volks nicht verfehlte, bedarf wol kaum der Erwähnung. Wir wurden verhöhnt, verspottet und mit Zudringlichkeiten gemartert. Nur einer von allen Audjilensern machte eine rühmliche Ausnahme, ein gewisser Si Mohammed Snussi[67]; freilich war sein Mitleid mit uns wol nicht ganz frei von Eigennutz - er hatte seit Wochen aus Mangel an Taback nicht geraucht und wünschte dies Kraut von uns zu bekommen -, aber er brachte aus freien Stücken abends Brot, welches seine Mutter gebacken hatte, und wofür er nicht nur reichlich Taback, sondern auch noch Pulver, Taschentücher und einen rothen Fes bekam.

Unter diesen Umständen blieb ich nur einen Tag in Audjila, denn ich sah ein, dass hier nichts zu erreichen war. Der Einfluss der Snussi hatte innerhalb der zehn Jahre so gewirkt, dass die früher so vorurtheilsfreien Audjilenser jetzt vollständig dem Banne dieser Christenhasser erlegen sind. So zogen wir denn am 4. April weiter und erreichten, nach einem Marsch von 24 km die Schwester-Oase Djalo. Hier war jetzt der Sitz der türkischen Regierung, hier durfte ich doch auf freundlicheres Entgegenkommen hoffen, wenn ich auch hier vor zehn Jahren, was die Aufnahme betrifft, trübe Erfahrungen genug gemacht hatte, da die ungezogene Jugend es an Beschimpfungen nicht fehlen liess.

Aber wie war hier die Aufnahme! Wir kamen vom Regen in die Traufe. Wenn die Audjilenser nur aus religiösem Fanatismus sich verschlossen und zurückhaltend gegen uns benahmen, kam bei den Modjabra[68] noch ein anderes Motiv hinzu, nämlich die Furcht, dass unsere Reise nach Uadaï ihre commereialen Beziehungen zu diesem Lande würde schädigen können. Ich hatte Omar, einen der 9 eingeborenen Diener, voräusgeschickt an den türkischen Beamten Hammed Bei, welcher jetzt den Titel und Rang eines Kaimakam fährt, mit der Bitte, mir womöglich eine Wohnung zur Verfügung zu stellen; natürlich gegen entsprechende Geldentschädigung. Dicht beim Orte Areg angekommen, liess ich meine Karavane halten, und da hatten wir dann, auf die Rückkehr Omar's wartend, Unglaubliches von den Verhöhnungen der alten wie der jungen Bewohner zu leiden. Und als Omar endlich kam und die Weisung brachte, die Expedition nach dem Gasr zu führen, und mich aufforderte, mit ihm durch den Ort selbst zu gehen, um so schneller zum Gasr zu gelangen, während die Karavane um den Ort herum marschiren sollte, wäre ich mitten im Orte fast gesteinigt worden.

Beim Durchschreiten des Orts folgte uns bald eine Bande von Strassenjungen, welche durch Johlen, Heulen und Schimpfen ihr Misfallen zu erkennen gaben, dass ich es gewagt hatte, ihre elende Stadt zu betreten. "Christenhund", "ungläubiges Schwein", "Heide" u. s. w. waren die Ehrentitel, womit man mich belegte, und da ich mein kleines Hündchen, welches sie mit ihren Steinwürfen schon halbtodt geängstigt hatten, auf den Arm nahm, um es so vor den rohen Mishandlungen zu sichern, fingen sie an, mich selbst mit Thonstücken und kleinen Steinen zu bewerfen. Drehte ich mich um, zerstoben sie nach allen Richtungen, setzte ich meinen Weg fort, waren sie mir gleich wieder auf den Fersen, und je weiter ich ging, desto mehr wuchs die Meute, und auch Erwachsene fingen an, sich an dieser für sie so lustigen Unterhaltung zu betheiligen. Vergebens suchte mich Omar mit seinem Körper zu decken, indem er hinter mir herging; auch er wurde beworfen. Als ich aber dann zu gleicher Zeit zwei Steinwürfe bekam, wovon einer, faustgross, mich so am Hinterkopf traf, dass aus meinen Augen Funken sprühten, wurde mir die Sache zu arg; mich gegen ein Haus wendend, um Deckung zu gewinnen, zog ich meinen Revolver und drohte zu schiessen, falls noch ein Steinwurf fiele. Alle stoben davon.

Einige der ältern Leute jedoch, denen die Sache und die Folgen bedenklich erscheinen mochten, nahmen sich jetzt meiner an und geleiteten mich nach dem türkischen Gasr.

Am Eingange des kleinen Gebäudes, das diesen stolzen Namen führte, kam mir schon der Kaimakam[69] entgegen und wusste nicht, wie er sich genug entschuldigen sollte wegen des rohen Benehmens der Jugend der Modjabra; "aber", fügte er gleich hinzu, "ich kann nichts thun, ich bin hier vollkommen machtlos". Hammed Efendi meinte es wirklich gut mit uns. Er bat mich, mein Lager (er bewohnte ein Haus an der Nordostseite von Areg) dicht bei seiner Wohnung aufzuschlagen, um so desto sicherer vor Belästigung zu sein, ja, er bot mir sogar seine Wohnung an, worauf ich jedoch nicht einging, da mein Lager nicht ohne Aufsicht bleiben konnte.

Ich veranlasste aber doch gleich am andern Morgen eine Sitzung der Midjeles und drohte, indem ich mich über das Betragen der Jugend beschwerte, mit Strafe, die sicher nicht ausbleiben würde. Alsdann liess ich vom Kaimakam meinen Firman ali verlesen. Das machte zwar grossen Eindruck auf die Leute, sodass wir von den beiden Orten Lebbeh und Areg in reichlichem Masse bewirthet wurden - eine solche officielle Bewirthung schliesst symbolisch ein Willkommen in sich -, aber eigentlich erzielten wir damit doch nichts.

Da ich hier kein Mittel unversucht lassen wollte, um nach Kufra und Uadaï zu kommen, so bezog ich regelrecht Lager, denn die eifersüchtigen und fanatischen Modjabra liessen sich auf Vermiethen eines Hauses durchaus nicht ein. Selbst der freundliche Schich von Lebbeh, ein Sohn des Schich Yunis, der Hamilton und auch mich früher so zuvorkommend aufgenommen hatte, konnte es nicht über sich gewinnen, mir eine seiner vielen Wohnungen ausräumen zu lassen. Und weil mein Lagerplatz dicht beim Gasr den glühenden Sonnenstrahlen ausgesetzt war, beschloss ich, etwas weiter vom Orte wegzuziehen, wo ich zwischen jungen Palmenpflanzen mehr Schutz vor Wind und Stürmen finden konnte. Denn in der Sandebene wirbelten selbst die leisesten Brisen unangenehme Wolken von Sand und Staub in die Zelte.

Ich wandte mich nun mit dem Saptieb, welchen mir Hammed Efendi zur Verfügung gestellt hatte, nach dem nächsten, halbwegs zwischen Areg und Lebbeh, aber nördlich von beiden Städten gelegenen Palmenwald. Ohne Arg liess ich die Zelte aufschlagen, und sie standen auch bereits, als ein alter Greis wuthschnaubend mit den Worten auf uns losstürzte: "Das ist mein Grund und Boden, verfluchter Hund und Christensohn; ich dulde keinen Ungläubigen zwischen meinen Palmen!" Dies brüllte er so, dass jeder es hören konnte, und dabei fing er an, die Zeltpflöcke herauszureissen. Meine Diener kamen herbei und drängten ihn zurück, der Saptieh aber rief: "Das ist Mustafa Bei, der Freund des Kaimakam und der ganzen Midjeles." - "Der Kaimakam ist ein türkischer Heide", erwiderte er, "und die Midjeles hat auf meinem Grund und Boden nichts zu suchen, das verfluchte Christenschwein aber werde ich bespucken!" Näher trat er, aber die Diener hielten ihn fest, sodass er nur schimpfen konnte, allerdings in Ausdrücken, die sich hier nicht wiedergeben lassen. Nur die gelindesten wiederholte ich, da diese Scene durch den plötzlichen Wechsel, den sie erfuhr, immer zu einer der ergötzlichsten Episoden gehörte, die ich auf dieser Reise erlebte.

"Ist der Mann wirklich Eigenthümer des Palmengartens?" fragte ich den Saptieh. - "Das ist er in der That, aber wenn du als Bei des Sultans in seinem Garten lagern willst, kann er nichts dagegen machen." - "Als Eigenthümer", erwiderte ich, "hat er allerdings das Recht, uns auszuweisen, du hättest mir das vorher sagen müssen." Ich nahm nun einen Bu Thir (österreichischen Maria-Theresienthaler), ging auf den Alten los, der wie ein wildes Thier fauchte, und sagte so sanft wie möglich: "Nimm, o Herzensfreund, diesen Thaler als Abschlagsgeld für die Miethe deines Gartens, wir Christen zahlen für alles, und ich möchte nicht umsonst hier lagern; gönne mir also den Schatten und den Schutz deiner Palmen." Der Thaler und meine kurze Anrede wirkten wie Chinin beim Fieber. "O gnädigster Herr, verzeihe meine harten und ungeziemenden Worte, sieh, ich bin dein Sklave, und alles, was ich habe, stelle ich dir zur Verfügung; möge die Zeit schnell eilen, damit die Datteln rasch reifen, sei tausendmal willkommen, und dein Verweilen auf meinem Grunde, der nun dein eigen ist, bringe mir tausendfachen Segen. Willkommen, willkommen!" Nach einer kurzen Entgegnung meinerseits fragte der Alte in kluger Vorsorge, wie viel ich ihm dann später noch geben würde, und als ich ihm noch einen Thaler beim Weggehen versprach, wurden wir von dem Augenblick an die besten Freunde. The almighty Dollar! dachte ich, und unwillkürlich fiel mir ein in Amerika früher häufig gegebenes Schauspiel ein, das diesen Titel führt.

Während gleich nach meiner Ankunft Hammed Efendi, der Kaimakam, nach Audjila gereist war, um Steuern zu erheben - die einzige Beschäftigung, welcher die türkischeu Beamten mit Gewissenhaftigkeit obliegen -, begann ich sogleich Verhandlungen anzuknüpfen, um auf irgendeine Weise von hier südwärts zu kommen. Aber alles vergebens; stets war ich der Betrogene.

So schrieb ich eines Tags einen Brief an eine einflussreiche Persönlichkeit in Schchörre, der nördlich von Djalo gelegenen Oase, welche den Suya-Arabern gehört. Ein mir von der Midjeles von Djalo empfohlener Bote trug den Brief hin. Als er zurückkam, erhielt ich im Beisein der Midjeles die Antwort, selbst für tausend Thaler würden sie mich nicht nach Kufra begleiten, falls nicht Befehl zum Mitgehen von Djarabub, dem obersten Sitze ihrer Geistlichkeit, von Sidi el Madhi ben Snussi käme. Aber der Bote war gar nicht in Schchörre gewesen; er hatte den Brief unterschlagen und log der Midjeles und mir ins Gesicht!

Als Hammed Efendi nach Beendigung seiner Steuereintreibung wieder in Djalo eintraf, wurden mehrere Rathsversammlungen unter seinem Vorsitze gehalten, aber stets ohne Erfolg; der geheim durchklingende Refrain war immer, ohne Befehl von Djarabub können wir nichts thun, und selbst dann hätten die Modjabra aus commercialer Eifersucht wahrscheinlich nichts gethan. Eines Tags liess mich ein alter reicher Kaufmann, der mindestens 80 Jahre alt war, zu sich kommen und eröffnete mir feierlichst und gelobte dabei, einen koranischen Eid thun zu wollen, dass er mir, falls ich ihm ein Verjüngungsmittel gebe, einen seiner Sklaven schenken wolle, der mich nach Uadaï bringen würde. Das war sein voller Ernst. Aber selbst wenn ich ein mephistophelisches Mittel besessen und ihm gegeben hätte, glaube ich kaum, dass er seinem Sklaven würde gestattet haben, mich zu begleiten. Ich erwiderte deshalb, da er so nahe den von Mohammed verheissenen Freuden des Paradieses stände, sei es doch sündhaft, den Aufenthalt hier im irdischen Jammerthal verlängern zu wollen, er solle sich doch freuen auf die in Aussicht gestellten ewigen Genüsse im Jenseits. Der Alte sah mich sehr zweifelhaft an und meinte, ich wollte ihn foppen.

Dann kam ein Neger zu mir und hatte mehrere male lange und anscheinend ernsthaft gemeinte Unterredungen mit mir; er verlangte eine ziemlich hohe Summe für seine Führerschaft nach Uadaï und zugleich die Bewilligung, seine Frau und Kinder mitnehmen zu dürfen; als aber alles eine bestimmte Form annehmen sollte, weigerte er sich, unter dem Vorwande, er habe die Erlaubniss zur Reise vom Snussi nicht. Derartige Anerbietungen kamen noch mehrere, aber immer war ich der Gefoppte.

Endlich der Unterhandlungen mit den Modiabra und ihren Negern müde, erklärte ich eines Tags meinen eingeborenen Dienern, ich würde ohne Führer aufbrechen; denn alle Vorräthe hatte ich inzwischen completirt, sodass meiner Weiterreise nichts mehr fehlte als Führerschaft. Aber bis auf Ali Gatroni und Omar erklären alle, ohne Führer nicht gehen zu wollen, und nichts half, weder Drohungen, noch Versprechungen. Meine Diener waren längst von den Sklaven der Modjabra und diesen selbst bearbeitet worden, ich konnte mich gar nicht mehr auf sie verlassen. Dabei sahen sie, wie schnöde man mich behandelte, wie man mich belog und betrog, und dadurch litt der Respect.

Es war vielleicht gut, dass ich den Vorsatz, nach Kufra allein aufbrechen zu wollen, nicht ausführen konnte, denn ich hätte die Oase nie erreicht. Gesetzt den Fall, wir hätten uns aufgemacht, um Kufra da zu finden, wo es nach den Angaben der besten Karten liegen sollte, also Taiserbo auf dem 27.deg. nördl. Br., und wir wären marschirt, wie man in der Wüste zu marschiren pflegt, d. h. wir hätten den 27.deg. nördl. Br. von Battifal aus in sieben Tagemärschen zu erreichen gesucht und alsdann im günstigsten Falle für 10 Tage Wasser in unsern Schläuchen mitgenommen; hätten jedoch den ersehnten Brunnen auf jener Breite nicht gefunden; wären vielleicht noch weiter marschirt; hätten vielleicht den 26., aber immer noch nicht Taiserbo oder Sirhen erreicht, welches, wie wir später constatirten, fast 11/2 Grad (Taiserbo, d. h. Drangeda-Lager 25deg.27'44'' nördl Br.) südlicher gelegen ist: wir wären elend in der Wüste umgekommen, d. h. unfehlbar verschmachtet. Und dies alles wäre eingetroffen, wenn wir nicht schon früher zu Grunde gingen, falls Samumwind unsern Wasservorrath auf nichts reducirte. Als ich damals aufbrechen wollte, wusste ich noch nicht, dass man, blos mit Lederschläuchen versehen, unter allen Umständen starke Märsche machen muss, dass es stets mit Lebensgefahr verbunden ist, wenn man die grosse Sserir, welche sich zwischen Battifal und Kufra erstreckt, mit gewöhnlichen Märschen, also zu 35 bis 40 km auf den Tag, durchziehen will.

Ja, wenn wir eiserne Wasserkisten, und wären es auch nur 10 Stück gewesen, gehabt hätten! Jetzt, bei ruhiger Ueberlegung, freue ich mich, dass die eingeborenen Diener sich weigerten, südwärts mit mir zu ziehen. Damals wusste ich vor Aerger und Wuth nicht aus noch ein. Jetzt, nachdem ich Kufra gesehen, bin ich auch froh, dass sich uns 1874 bei Regenfeld solche physische Hindernisse entgegenstellten und die Expedition absolut nicht weiter vordringen konnte (die Kamele konnten bekanntlich die Dünen nicht überwaten); denn wären wir mit fünf oder sechs Mann nach Kufra gekommen, hätten uns sicher die von den Snussi aufgestachelten Suya ermordet. Auch sonst war unsere Lage in Djalo nicht beneidenswerth; abgesehen von den Sonnenstrahlen, welche direct auf unsere Zelte brannten und inwendig eine Temperatur von über 60 Grad hervorriefen, hatten wir sonst mit vielen Unannehmlichkeiten zu kämpfen. Mein kleines von Weimar mitgenommenes Hündchen, das so häufig uns und auch Fremde durch seine possirlichen Einfälle erfreute, war wahrscheinlich von fanatischen Eingeborenen vergiftet worden. Wenigstens kann ich mir die plötzliche Krankheit und den schnellen Tod unter so eigenthümlichen Symptomen nicht anders erklären. Er hatte sich namentlich den Hass der Religiösen deshalb zugezogen, weil er sich unaufgefordert auf die Hinterbeine zu setzen pflegte. Sobald er eine Gruppe von zwei oder mehrern Menschen beisammen sah, lief er hin und machte seine Männchen. Die eifrigen Mohammedaner sahen hierin eine Verhöhnung ihrer Gebetsübungen; sie glaubten unbegreiflicherweise, man habe dem Hunde dies beigebracht, um sie durch thierische Nachäffung ihrer Gebetsgymnastik zu verhöhnen.

Die aufs Zelt brennende Sonne wurde manchmal aufs unangenehmste abgelöst durch entsetzliche Samumwinde. Einer der stärksten fand am Ostermontag am 12. April statt, kündete sich schon morgens durch die bleierne Luftfarbe an und entwickelte sich im Laufe des Tags zu einem widerstandslosen Orkan. Aus Süd und Südsüdwest blasend, fegte er mit einer unglaublichen Geschwindigkeit und rasirend über den Boden dahin, denn es ist viel schlimmer, wenn ein Orkan in geneigtem Winkel gegen die Erdoberfläche antost, als wenn er in nicht so schräger Richtung wüthet. Vorsorglich hatte ich mein Zelt niederschlagen lassen, weil es grösser als das meines Reisegefährten war und überhaupt weniger Widerstandsfähigkeit besass. Ich verkroch mich unter einem Palmenbusch und wartete der Dinge, die nun kommen sollten. Die entfesselten Windsfurien tobten immer mehr, dicke Wolken - war es Sand oder waren es Wasserdämpfe? - wirbelten mit jagdzugmässiger Geschwindigkeit über unsern Köpfen dahin, donnerähnliches Getöse erdröhnte zuweilen, und dann und wann hörte man das Krachen einer geknickten Palme. Da auf einmal ertönte ein lautes Geschrei meines Gefährten: sein ganzes Zelt mit einem Theil der darin befindlichen Gegenstände riss sich los und flog davon, und viel hätte nicht gefehlt, so wäre er selbst mit durch die Lüfte getragen worden.

Die Sache war komisch und ernsthaft zugleich: komisch der Anblick Dr. Stecker's, dem wir in diesem Augenblick gar keine Hülfe leisten konnten; ernsthaft die Besorgniss, dass unersetzbare Gegenstände, z. B. Schriften, Instrumente u. s. w., möchten verloren gehen. Glücklicherweise fing sich das Zelt an einem Palmenbusch und übrigens ging auch nichts verloren. Um aber die Verwirrung voll zu machen, ergoss sich, als der Orkan den höchsten Punkt erreicht hatte, plötzlich ein Sturzregen über uns, der zwar nur einige Secunden anhielt, aber vollkommen hinreichte, uns bis auf die Haut nass zu machen. Es war, als ob man einen ungeheuern Eimer Wasser über uns ausgeleert hätte, oder eine Wasserwoge über uns weggerollt sei, und ich weiss jetzt noch nicht mit Bestimmtheit zu sagen, ob die Flut von oben oder von seitwärts in Gestalt einer Wolkenwasserwoge kam. Dann aber plötzlich wie durch Zaubermacht war es still, und die jetzt glänzend aus klarster und heiterster Höhe hervortretende Sonne hatte im Augenblick unsere durchnässten Kleidungsstücke und übrigen Gegenstände getrocknet. Am Abend sprachen wir über diese eigenthümliche meteorologische Erscheinung; unter den Einwohnern in Djalo aber war grosse Trauer, denn gegen 300 hochstämmige Palmenbäume hatte der Sturm geknickt. Die Modjabra, wenigstens einige, liessen Worte laut werden, es sei dies eine Strafe Gottes, weil sie einige Christen in ihrer Oase beherbergten, ich hingegen wies darauf hin, es sei eine Strafe dafür, dass sich fanatisch und feindlich Gesinnte meiner Reise widersetzt hätten. In der That waren den uns feindlich gesinnten Leuten von Areg mehr Palmen umgeweht, als denen von Lebbeh. Ich wage nicht zu entscheiden, wer recht hatte, aber der geneigte Leser ersieht hieraus, dass auch in den entferntesten Winkeln der Erde die Menschen sich stets die Sachen nach ihren eigenen Anschauungen und zu ihren Gunsten auslegen.

Obgleich die Behörde, Kaimakam sowol wie die Midjeles, den Pöbel ermahnte, uns nicht zu belästigen, wurde unsere Lage doch immer unerträglicher. Nicht selten verhöhnten uns Banden lakbitrunkener Gesellen, wenn sie abends nach Hause gingen. Hätte ich nicht stets solchen Beschimpfungen gegenüber die grösste Zurückhaltung und Lammesgeduld an den Tag gelegt, so konnte es leicht zu blutigen Auftritten zwischen uns kommen. Das musste ich aber auf alle Fälle vermeiden. Zudem war ich beständig in Sorge um unsere Kamele, die ich zwar unter Garantie eines Bürgers und in Begleitung eines Djalensers mit einigen unserer Diener auf die Weide geschickt hatte, die aber eines Tagsleicht von den Suya konnten gestohlen werden. Und wer hätte dann gezahlt? Heute, wenn ich ruhig darüber nachdenke, kommt es mir fast wie ein Wunder vor, dass man sie nicht wegtrieb. Wer wollte es hindern?

Unter diesen Umständen, als ich alle Mittel, um weiter zu kommen, erschöpft sah, blieb nichts anderes übrig, als umzukehren. Um jedoch den Modjabra nicht den Triumph zu gönnen, wir hätten vor ihnen das Feld geräumt, beschloss ich, selbst zu bleiben, und bat meinen Begleiter Dr. Stecker, mit der ganzen Karavane nach Bengasi zu ziehen, während ich ihnen ein sichtbarer Bürge bleiben wollte, dass die Reise zwar durch ihren bösen Willen einen Aufschub, nicht aber eine Vereitelung schlechtweg erleiden könne. Es handelte sich aber jetzt für mich um eine etwas bessere, kühlere und mehr sichere Wohnung, weshalb ich nach Audjila zu gehen beschloss, wo das verhältnissmässig grosse Gasr, einst Regierungssitz für alle Oasen, leer und zu meiner Verfügung stand.

Am Sonntag den 19. April, nach einem vierzehntägigen Aufenthalte in den Palmengärten von Djalo, verabschiedete ich mich von Kaimakam, der eigens noch die Midjeles zusammenberufen hatte. Alle versprochen mir feierlichst, mich mit der ersten Karavane nach Kufra und Uadaï befördern zu wollen. Hätte ich eine Anweisung blos hierauf gehabt, wäre sie gewiss nie honorirt worden! Natürlich that ich so, als wenn ich ihren gleisnerischen Versprechungen Glauben schenkte, wusste aber, wie wenig auf sie zu bauen sei. Und als wir dann den liebgewonnenen Palmenwald verliessen, der uns so oft Schutz gegen die sandigen Sturmwinde gewährte, kam noch der alte Eigenthümer gerannt, diesmal nicht, um uns zu fluchen, sondern mit einem selbstgeflochtenen Körbchen voll der schönsten Zwiebeln; seinen Lohn hatte er selbstverständlich vorher schon erhalten.

Mein Reisegefährte blieb in Audjila nur eine Nacht im Gasr und brach sodann mittags am 20. April nach Bengasi auf. Er hatte einen guten Führer engagirt, und in seiner Begleitung befand sich auch jene verrückte Marabuta, die ich schon vor zehn Jahren in Audjila kennen lernte, und welche jetzt noch toller als vordem mit allerlei Krimskram behangen war. Während Stecker nun mit allen Kamelen fortzog, blieb ich mit Hubmer und Omar allein im Castell zurück. Der Kaimakam hatte mir einen Saptieh beigegeben, der die vornehmsten Schiuch des Ortes zusammenrief und ihnen auseinandersetzte, dass sie für meine Sicherheit der türkischen Regierung verantwortlich wären. Das hatte insofern wenigstens Erfolg, als ich nun mit ihnen und namentlich mit dem Schich Ibrahim el Fadhil in Berührung kam, der sich später als ein braver, wackerer Mann und Freund gegen mich bewies. Aber der Ort war doch im ganzen gegen mein Bleiben eingenommen und die Mehrzahl der Bevölkerung so fanatisch, dass eine hinter dem Gasr postirte Bande von Jungen - und aus dem Benehmen der Kleinen erkennt man am besten die Gesinnungen der Grossen - am zweiten Tage, als ich allein war, dasselbe mit faustgrossen Steinen regelrecht zu bombardiren begann, sodass einige durch die Fensteröffnungen ins Innere flogen. Die Aeltern verhinderten zwar diese Belagerung, ob aber der Fakih wirklich der hoffnungsvollen Jugend eine nähere Bekanntschaft mit dem Palmstocke verschaffte, wie man mir sagte, beweifle ich.

Höchst merkwürdig war es für mich, dass dieser Berberort - in Audjila wohnen nur Berber - durch die Bemühungen der Snussi so religiös wurde, dass man ihn kaum wieder erkannte. An Wohlstand, an Reichthum, an Intelligenz haben die Bewohner allerdings nicht zugenommen, aber dafür besitzen sie jetzt auch fast so viel Moscheen wie einzelne grosse Familien. Während früher in Audjila nur eine Hauptmoschee und vier kleine sich befanden, gibt es jetzt dort dreizehn[70], und alle haben bedeutenden Besitz an Palmen. Es gibt jetzt nur noch drei wohlhabende Leute in Audjila, alle andern sind verarmt. Die früher von mir für die ganze Oase angegebene Einwohnerzahl von 4000 Seelen beträgt heute nur noch 3000, von denen 2500 auf den Ort selbst kommen mögen. Die Zahl der Palmen hat sich durch das frühere Lakbitrinken sehr vermindert, und man pflanzt junge Stämme nicht in genügender Zahl. Das Lakbitrinken hörte zwar öffentlich auf, weil Sidi Omar Bu Haua, ein Sohn Audjilas und ein Chalif der Snussi, es verbot, aber heimlich holen sich Bewohner den Palmenwein von Djalo und Schchörre und vergeuden dadurch Zeit und Geld. Kurz, Audjila macht den Eindruck der Heruntergekommenheit, aber die Einwohner sind dafür sehr religiös geworden.

Wir richteten uns so gut es ging im Castell ein, welches aus einem grossen Hof bestand, wo man zur Noth alle meine Kamele hätte unterbringen können. Umrundet war er von kleinen Zimmern, die als Gemächer - auch das officielle Gefängniss befand sich hier, das ich in einen Hühnerstall umwandelte - für Diener und Pferde dienten. Eins davon nahm Karl Hubmer, eins Omar und eins wurde Küche. Von diesem Hof kam man durch eine abschliessbare Thür in einen zweiten kleinern, auf den ein grosses Zimmer, das Midjeles- oder Rathszimmer, mündete; ein kleineres, mit verschliessbarer Thür, machte ich zu in einem Wohn-, Schlaf- und Vorrathszimmer. Das für etwaigen Gebrauch zurückbehaltene Kamel wurde durch einen kleinen Knaben tags auf die Belbelweide geführt, kam aber regelmässig abends zurück und bekam dann Datteln und Stroh.

Der Schich Fadhil war der erste, der mich bat, ihn zu besuchen; er lag schwer krank an einer Schusswunde darnieder, die er vor einigen Wochen von den Morharba auf dem Wege nach Bengasi bei einem Zusammentreffen erhalten hatte. Als ich ihn, einen Neffen des einflussreichen Omar Bu Haua besuchte, wurden die Schiuch der andern Stämme eifersüchtig und baten um dieselbe Ehre. Obwol gegen allen Brauch, besuchte ich doch den alten Burko, Schich der Ait Burho, der mich vor zehn Jahren so freundlich aufnahm und sich auch noch ganz gut meiner erinnerte; dann den Shich Mohammed, den Ait Ben Chaschen und den Schich der Segagena.

Somit stellte sich nach und nach ein erträgliches Einvernehmen zwischen uns her, und namentlich meine Beziehungen zum Schich Ibrahim el Fadhil wurden immer fester und intimer.

Es gelang mir auch, Unterricht in der Audjila-Sprache[71] bei zwei Schriftgelehrten zu bekommen, wodurch ich die Ueberzeugung gewann, dass dies Berberische zu einem der interessantesten Idiome der grossen Masigh-Sprache gehört. Wir können mit Bestimmtheit annehmen, dass die Audjilenser schon zu Herodot's Zeiten Libyer, d. h. Berber, waren, die sich wahrscheinlich damals derselben Sprache bedienten wie heute. Interessant sind namentlich innerhalb ihres Dialektes die vielen Anklänge an griechische und römische Namen, vornehmlich in ganz Nordafrika unter der arabischen Bevölkerung mit wenigen Ausnahmen die der Ortsnamen, denn offenbar ist Dernab von Darnis, Krennah von Kyrene, Tolmita von Ptolemais abgeleitet. So kann es uns denn auch kaum wundern, dass die Audjilenser für Bengasi den alten, jetzt allerdings von den eigenen Bewohnern der Stadt vergessenen Namen noch beibehielten: Bernik, eine Abkürzung von Berenike, wie man die Stadt unter der Herrschaft der Ptolemäer in der That auch nannte. Leider ist es mir nicht möglich, durch Beispiele zu erläutern[72], dass viele Hausgeräthe, mit welchen die Vorfahren der heutigen Oasenbewohner durch Griechen, und Römer bekannt wurden, in ihrer Benennung ebenfalls auf die alten Sprachen hinweisen. Keineswegs aber folgt hieraus eine ursprüngliche Verwandtschaft zwischen Berber- und lateinisch-griechischer Sprache. -

Wochenlang hatte ich nun wie ein Verbannter an diesem entsetzlichen Orte zugebracht. Ausser sprachlichen Uebungen, die freilich zugleich interessante Aufschlüsse über ethnographische Verhältnisse[73] gaben, hatte ich wenig geistige Anregung. Die Oase selbst bot gar nichts, was zu dem von Pacho, Hamilton, Beurmann u. s. w. über sie Gesagten als Neues hätte hinzugefügt werden können. Bald aber wurde das anders. Am 24. April nämlich trat Schich Mohammed Tarrhoni, unser Sellenser Führer, der uns nach Djalo begleitete und von dort schon wieder nach Sella zurückgekehrt war, mit einem grossen Packet von Briefen und Zeitungen bei mir ein. Aus erstern ersah ich, dass die kaiserlichen Geschenke endlich in Sokna angekommen seien. Aber warum hatte der Naimakam von Sokna sie nun nicht gleich weiter expedirt? Das war abermals ein Verzug, jedoch insofern nicht von Belang, als Dr. Stecker in Bengasi bei der türkischen Regierung bisjetzt nichts ausgerichtet hatte. Nur eine Nacht blieb Tarrhoni, dann kehrte er reich beschenkt zurück, und zwar direkt über Sella nach Sokna, um die Geschenke zu holen. Ich gab ihm zu dem Behufe das mir verbliebene Kamel und bat ihn, seine Reise so viel wie möglich zu beschleunigen.

Auch die Ankunft einer grossen Sklavenkaravane, die von Uadaï kam - eine solche traf auch ein während unsers Aufenthalts in Djalo, und ihr Hauptkaufmann war einer der vornehmsten Bürger von Tripolis, der Bruder von Hadj Ali Gordji -, brachte Abwechselung. Ich habe schon hervorgehoben, dass der Sklavenhandel immer lustig weiter geht, und dass nur die strengsten Massnahmen aller Regierungen und ein vollkommenes Uebereinstimmen bezüglich der zu ergreifenden Handlungen seitens der europäischen Consuln ein allmähliches Aufhören desselben herbeiführen kann. Nichtbezahlte kaufmännische Consuln sind aber ihrer commercialen Beziehungen wegen zu einer solchen Amtirung vollkommen untauglich. Auch die zeitweise von der britischen Regierung in Anwendung gebrachten Massregeln, nämlich die Absendung eines Consuls ins Innere, um sich über den Sklavenhandel Bericht erstatten zu lassen, sind vollkommen unnütz. Welchen Bericht wird der früher in Bengasi residirende Consul Henderson, als er 1877 nach Audjila eine Reise machte, der britischen Regierung eingeschickt haben? Was konnte er dort während seines Aufenthalts, der nur einige Tage währte, erfahren? Glaubt man, dass die Audjilenser ihm, dem Consul, sagten: Ja, wir kaufen und verkaufen Sklaven? Oder glaubt man, dass seine Cavassen die Wahrheit erfuhren? Oder wenn das, glaubt man, dass die Mohammedanischen Cavassen, die selbst Sklaven besitzen, ihren Herrn und Consul mit Wahrheit bedienten? Ich halte es für überflüssig, darauf zu antworten. Jedenfalls ist es ebenso naiv, als wenn man an ein Zugeständniss Marokkos bezüglich der Gleichberechtigung der Culte glaubte, welche Naivetät nur noch von der einer christlichen Macht übertroffen würde, die von einer desfallsigen Forderung an Marokko einen Erfolg erwartet. Am 1. Mai hatten wir in Audjila am Morgen etwas und mittags von 12 bis 3 Uhr sogar anhaltend Regen, sodass er 4 cm in den Sand eindrang. Samumwinde belästigten uns öfter. Am schlimmsten aber war die wachsende Aussichtslosigkeit unsers Weiterkommens, wenn auch Stecker's Briefe aus Bengasi alle Hoffnung versprachen. Die Suya, die allmählich in Audjila eintrafen und von denen mich auch einige besuchten, erwiesen sich als absolut unumgänglich, und schliesslich stellte es sich heraus, dass sich unter ihnen eine Bande Wegelagerer befand, welche eigens nach Audjila kamen, um die erwarteten Geschenke abzufangen. Diese Kerle machten die Oase so unsicher, dass man in nächster Nähe des Gasr, innerhalb des Ortes nur noch bewaffnet ausgehen konnte und Spaziergänge durch die Palmengärten zu den Unmöglichkeiten gehörten. Abends musste das grosse Thor verrammelt werden, und die Bewohner der Oase, welche sich für meine Sicherheit und mein Leben verantwortlich fühlten, fingen an, nachts das Gasr mit Wachen zu umstellen. Alles dies machte mich ganz melancholisch, denn nun war ich nur auf meine Sprachstudien angewiesen, übrigens aber Gefangener. In Djalo und bei unserer ersten Durchkunft durch Audjila bestimmten wir nach den zu Anfang April 1879 vermittelst unserer Aneroide und eines Hypsometers erhaltenen Resultaten die Lage dieser Oasen höher, dagegen im Jahre 1869 niedriger als das Meer. In meinem an den Vorstand der Afrikanischen Gesellschaft gerichteten Berichte vom 6. April 1879[74] hatte ich dies mit folgenden Worten gemeldet:

"Wenn ich bei meinem ersten Besuche dieser Oasen, fussend auf Aneroidbeobachtungen, mich veranlasst sah, hier eine absolute Depression anzugeben, so muss ich jetzt bekennen, dass ich mich geirrt habe, dass aber der Irrthum durch einen constanten hohen Stand meiner Aneroide verursacht wurde u. s. w."

Diese Angabe muss ich nun insofern abermals rectificiren, als ich nach der Abreise Dr. Stecker's neue Beobachtungen mit meinem Aneroiden sowol, als auch mit dem Kochthermometer anstellte und nun wieder zu den Resultaten von 1869 kam. Mit Sicherheit lässt sich also nach dem Aneroid, dem Kochthermometer und auch nach dem Quecksilberbarometer nur dann ein annähernd richtiges Resultat erzielen, wenn man das Jahresmittel der Mittheilungen der Aneroid- und Barometerbeobachtung kennt, um hiernach seine Berechnungen anstellen zu können. Was die Höhe von Audjila und Djalo über oder unter dem Niveau des Meeres anbetrifft, so wird man der Wahrheit wol am nächsten kommen, wenn man sagt, die Oasen liegen ungefähr auf gleicher Höhe mit dem Meere.[75]

Mein Begleiter, Dr. Stecker, war am 27. April wohlbehalten mit der ganzen Karavane in Bengasi eingetroffen. Seinem unter dem 15. Mai, 1879 an den Vorstand der Afrikanischen Gesellschaft gerichteten Berichte entnehme ich zum allgemeinen Verständniss der Sachlage Folgendes:

"In Bengasi eingetroffen, fand ich die ganze Gegend in einer revolutionären Stimmung. Die in der Umgegend von Bengasi ansässigen Araberstämme der Suya und Morharba haben nämlich die Gerstenfelder der Bewohner von Bengesi geplündert und alles, worauf sie kamen, total vernichtet. Die letztern haben daraus Anlass zu einem Streite genommen, und so kommt es fast täglich beiderseits zu Gewaltthaten, gegen welche seitens des hiesigen Gouverneurs, Mohammed Raif Bei, gar nichts vorgenommen werden kann, da die Besatzung von Bengasi äusserst mangelhaft ist. Ein Land wie Barka soll von 80 Soldaten und 30 Reitern in Ruhe gehalten werden!

Ich habe dem Gouverneur, gleich nach meiner Ankunft hier, in Begleitung des hiesigen italienischen Consuls, Herrn F. E. Rossoni, in dessen Hause ich aufs freundlichste empfangen wurde, einen Besuch abgestattet und ihm den Grund meiner Ankunft hier mitgetheilt, ihn nämlich um einige Empfehlungsbriefe an die Schinch der Suya, eines unabhängigen[76] Araberstammes, dem die Datteln in Kufra gehören, und um einen andern, an den Schich der Sauya Snussi, Hadj Omar Bu Haua el Fadhil, aus Kufra und zur Zeit in Bengasi, gebeten. Nach langem Warten ist mir von dem Bei ein Brief für Herrn Gerhard Rohlfs eingehändigt worden, in dem er erklärt, dass der ihm unterstellte District von Bengasi gegen Süden nicht über die Oasengruppe Djalo-Audjila hinausreicht, er daher keinerlei Einfluss weder auf die Suya, noch auf die Bewohner von Kufra besitze.

Unterdessen nahmen die Dreistigkeiten der Araber immer mehr zu. Auch mich haben sie in eine sehr peinliche Situation gebracht. Am 4. Mai nachmittags ist es nämlich vor der Stadt zwischen den streitenden Arabern zu einer Schlacht gekommen, in welcher drei Individuen getödtet und einige verwundet wurden. Abends haben die von dem <<Schlachtfelde>> zurückkehrenden Sieger unsere in der Nähe von Bengasi weidenden Kamele überfallen, sechs Kamele gestohlen und einen Diener nicht unbedeutend verwundet. Ich begab mich noch am selben Abend, sowie ich die Nachricht bekommen hatte, zum Gouverneur. Derselbe hat mich freundlich empfangen, alles Mögliche versprochen, in der That aber gar nichts gethan, und wären nicht seitans des Herrn Consul Rossoni und eines der angesehensten Bürger hier, Hadj Mohammed ben Schaban el Medhuï, Vorkehrungen behufs Eruirung der Diebe getroffen, so wären wir bis heute ohne jede Nachricht von den Kamelen. So ist es aber schon gelungen, einen Dieb zu fangen und ins Gefängniss zu setzen. Herr Consul Rossoni hat ausserdem am 5. Mai einen sehr energischen Brief in dieser Angelegenheit an den Gouverneur geschickt. Da uns aber nach einer Woche noch keine Antwort vom Gouverneur zugekommen ist, so sah ich mich genöthigt, an denselben im Namen des Herrn Rohlfs einen Mahnbrief zu richten, dessen sehr starker Inhalt den Gouverneur endlich zu einer Antwort bewogen hat. Noch am selben Tage, an welchem ich ihm den Brief übermittelt habe, kam sein Dragoman mit dem Versprechen, der Gouverneur werde uns einen Schadenersatz leisten u.. s. w. Da mir aber der Belang solcher Versprechungen zu gut bekannt ist, so habe ich doch in dieser Angelegenheit an die deutsche Gesandtschaft in Konstantinopel telegraphirt und im Namen von Herrn Rohlfs um eine vollkommene Satisfaction seitens der Regierung gebeten.

Der Gouverneur scheint mir aber doch sein Versprechen ernst gemeint zu haben, denn sowie er erfahren hat, dass sich Herr Rohlfs von Audjila hierher begeben will, hat er ihm den Schich el Bled von Bengasi, zehn Schiuch der Morharba und seinen geheimen Polizeivorsteher mit acht Saptiehs entgegengeschickt. Es ist in der That bei den hier obwaltenden Verhältnissen und besonders für einen Christen mit sehr grossen Gefahren verbunden, selbst die Reise von Audjila nach Bengasi allein zu machen. Auch hat der Gouverneur gestern einen langen Brief an Herrn Consul Rossoni geschickt, in welchem er uns versichert, er sei bereit, die Kamele, falls sie nicht gefunden würden, zu bezahlen, uns eine exemplarische Satisfaction zu verschaffen und die gewünschten Briefe, sowie ein militärisches Geleite bis nach Kufra zu geben. Es ist also zu hoffen, dass wir bei diesen Verhältnissen unsere Reise viel eher, als mit der grossen Modjabra-KaravaneAnfang September antreten und so alsbald Kufra erreichen werden." -

Endlich trafen nach einer äusserst schnellen Reise Mohammed Tarrhoni, sein Bruder, sein Sohn, der Sohn des Schich Ibrahim aus Sella und noch zwei Sellenser mit den kaiserlichen Geschenken in Audjila ein. Sie hatten den gefahrvollen Weg glücklich zurückgelegt und, selbst brave, tüchtige Männer, brauchten sie ja einen Ueberfall von einer gleich starken oder auch noch stärkern Bande nicht zu fürchten. Auch die auflauernden Suya, zehn Mann hoch, welche für ihre Rechnung die kaiserlichen Geschenke am Rande der Oase in Empfang nehmen wollten, wagten nicht, die Uled Chris anzugreifen, sondern liessen sie ruhig einziehen. Sie hatten gleich darauf die Frechheit, mich zu besuchen, um Abschied zu nehmen, und gingen so weit, zu sagen: "Wir haben gehört, dass man dir weismachte, wir seien gekommen, deinen Waaren aufzulauern; wenn wir gewollt, hätten wir sie ja nehmen können, aber du zweifelst sicher nicht an unserer Rechtschaffenheit." - Qui s'excuse, s'accuse, dachte ich; aber Mohammed Tarrhoni, mein braver Führer, sagte den Suya: "Die Flinten der Uled Chris sind nicht blind geladen, das wisst ihr von alters her, und wir sind freie Araber." Ich verstand den Sinn des Wortes "frei" nicht gleich, worauf Tarrhoni, nachdem uns die Suya verlassen, erläuternd hinzufügte, dass sich die Suya mehreremal in Abhängigkeit von andern Araberstämmen, namentlich von den Morbarba, befunden hätten, dass aber nur diejenigen wirklich "hor", d. h. frei, vornehm und edel seien, welche wol besiegt, aber nie abhängig gewesen wären.

So schlich denn die Zeit langsam hin, und längst waren die Zugvögel nach dem Norden gezogen. Ein Storch und eine Schwalbe fielen eines Tags vor Erschöpfung in unser Heim, alle Bemühungen, das Leben der lieben heimatlichen Thiere zu erhalten, blieben vergeblich. Die letzten Schwalben, nachdem sie wochenlang in Audjila geruht und eine grosse Niederlage unter den Fliegen und Mücken angerichtet hatten, mussten schon in Europa sein, nur für uns war kein Fortkommen. Interessante Beobachtungen, namentlich an Spinnen[77] und Wespen, und auch Sammlungen davon konnten wir zwar machen, aber auch dies war meist vergebliche Mühe gewesen: sie gingen verloren. Die sandwespenartige Papierwespe (vgl. Brehm's Abbildung IX, 252), denn so muss ich sie wol nennen, von den Arabern Abu Daude (Wurmvater), von den Audjilensern mit eigenem Namen genannt, entspricht ganz der Beschreibung des Belonogaster, welche unser berühmter Zoolog Brehm von der Port-Natalwespe macht, nur dass die Flügeladern sowie der Hinterleib nicht roth, sondern dunkelstahlblau gefärbt waren. Diese Wespen siedelten sich stets im Midjeles-Saal an und bauten ihre klumpenartig zusammensitzenden Zellen an Wände und Balken. In die aus nassem Thon fertig gewordene Zelle legten sie ein El, holten alsdann von den Ethelbäumen 5-6 kleine Raupen, die sie als zukünftiges Futter dem El beifügten, und verklebten schliesslich die Zelle. Es gelang uns, nicht nur Wespen, sondern auch mit lebenden Raupen und einer Larve gefüllte Zellen zu bekommen und nach Berlin zu senden. Gegen Ende Mai musste ich mich dann entschliessen, selbst nach Bengasi zu reisen: Herr Stecker schrieb mir nämlich, dass meine Anwesenheit absolut nothwendig sei, da er von der Regierung nicht die erhoffte Unterstützung erhalten könne. Wie aus dem oben erwähnten Berichte hervorgeht, hatte mein Begleiter mir auch die Absendung einer Escorte angekündigt, und ich wartete nun auf das Eintreffen derselben. Mittlerweile aber brachte ich die kaiserlichen Geschenke, sowie alle unsere Vorräthe und Waaren, Waffen und Instrumente, soweit wir solche nicht für unsere Person brauchten, im Hause des Schich Ibrahim el Fadhil unter, bei dem sie, wie ich wusste, gut würden aufgehoben sein. Und wie sorgte der brave Mann, der an seiner Schusswunde darniederlag! Er liess sich herbeitragen, und in seiner und meiner Gegenwart wurden alle Gegenstände, welche sich in einem fensterlosen Gemache mitten in seiner Wohnung befanden, zugemauert, sodass in der That von einem Eindringen nicht mehr die Rede sein konnte.

Der Tag kam endlich. Und wie staunten die Audjilenser, als sie in Erfahrung brachten, welche Ehre dem Christenhund (so nannten sie mich unter sich noch immer) zutheil werden solle!

Am Morgen des 25. Mai nämlich stürzte ein Audjilenser ins Castell mit den Worten: "Komm schnell, deine Karavane kommt!" Begreifen konnte er nicht, dass ich mich nicht von der Stelle rührte. Ich wusste aber bereits infolge brieflicher Mittheilung, dass nicht meine Karavane, sondern eine mich abzuholende Escorte kommen würde. Bald darauf hörte man denn auch das Geknatter der Flinten, das Getrappel der Pferde - das Thor öffnete sich, und herein traten der Bürgermeister (Schich el Bled) von Bengasi, Schich Sarok genannt; der Polizeidirector; ein Lieutenant; alle drei in glänzender Uniform, die sie schon morgens angelegt; dann zehn Schiuch der Morharba, jenes mächtigen Stammes, welcher mit Stolz sagt, die Suya sind unsere Sklaven. Alle waren beritten, und vor der Stadt hielten noch zwanzig Reiter und Diener und die nöthigen Kamele. Als aber die Audjilenser, die sich mit ins Castell gedrängt hatten, sahen, mit welcher Demuth die Obrigkeit der Stadt Bengasi, die doch für diese Wüstenbewohner das war, was Paris für die Franzosen ist, sich gegen mich benahmen, fühlten sie sich vollends ganz betäubt und wussten nicht mehr, was sie von mir halten sollten.

Nach gemeinsamer Berathung beschloss man, dass die Bedeckung nur einen Tag rasten sollte, und damit Audjila nicht allzu viel Last von der Einquartierung habe, war am Abend die ganze Gesellschaft sammt Pferden und Kamelen bei mir zu Gast, d. h. ich kaufte drei Ziegen, schickte Hunderte von Broten, welche der Schich el Fadhil für mich backen liess, und kaufte Gerste und Stroh für die Thiere.

Aber wie das immer bei den Arabern zu gehen pflegt: wenn sie auch noch so bestimmt sagen, "morgen gehen wir", wobei sie allerdings nie vergessen, ein "scha Allah", d. h. so es Gott will, hinzuzufügen, so kann man fast stets darauf rechnen, dass irgendetwas dazwischenkommt. So auch hier. Sich einige Tage umsonst füttern zu lassen, war doch zu verlockend. So zogen wir denn nach der Soani Schoasna, und die Landbevölkerung hatte das Vergnügen, die grosse Karavane beköstigen zu müssen. Der Kaimakam Hammed Efendi, der inzwischen von Djalo herübergekommen war, erhielt allerdings Befehl, alles von den zu erhebenden Steuern abzuziehen, aber man weiss, wie derartige türkische Vertröstungen gehalten werden.

Am 29. Mai 4 Uhr nachmittags erst traten wir wirklich die Reise an, nun aber in Eilmärschen. Und das war auch ganz natürlich, denn unterwegs gab es nichts zu beissen. Obwol der Bürgermeister, und Polizeidirector auf Befehl des Gouverneurs die ganze Karavane, d. h. alle Morharba, die Baschi Bosuks u. s. w., nebst den Pferden beköstigen mussten, versuchten doch die Morharba und mehrere Baschi Bosuks, in einigen Duar der Suya eine Extramahlzeit zu erlangen, aber ich glaube, dass sie dabei meistens leer ausgingen.

Wir bemerkten auf dem Wege nichts Neues und, Tag und Nacht marschirend, waren wir am 31. Mai um 8 Uhr morgens schon bei Bir Rissam, wo uns die grosse Menge versteinerten Holzes, die vielen unversteinerten Cardiummuscheln in Erstaunen setzten. Das südlichste Auftreten der grossen Schnecken (in Audjila, Djalo und Kufra gibt es gar keine Schnecken), Helix desertorum, zeigt uns, dass wir etwas südlich von Fareg in die Region der regelmässigen Mittelmeerregen traten. Hier erscheint auch der Floh. Auf dieser südlichen Zone, wo die Trockenheit so gross ist und oft jahrelang der Regen fehlt, schätzen sich übrigens die Helices desertorum gegen die grosse Dürre der Luft - wie Dr. Stecker meint, während der Begattungszeit - durch eine oft 1 Centinieter breite Vorkammer, welche gewissermassen eine Verlängerung des ganzen Gehäuses zur Folge hat. Die während der trockensten Jahreszeit durch eine harte Schicht dicht geschlossene Mündung klebt hermetisch auf den Steinen oder Büschen fest.

Am 2. Juni waren wir schon in sehr krautreicher Gegend und zwischen zahlreichen Zeichen vormaliger Civilisation. Am 4. Juni lagerten wir ein paar Stunden bei der Snussi-Sauya Tilimun, welche sich in einem alten römischen Castell befindet. Früh am 5. Juni sprengten einige Baschi Bosuks voraus, um unsere Ankunft zu verkünden, und nachmittags um 3 Uhr erreichten wir das alte Berenike.

[67] In der östlichen Wüste heissen jetzt die Männer ebenso häufig Snussi, wie Mohammed oder Abdallah, oder sie fügen doch den Namen Snussi ihrem andern Namen bei.

[68] Modjabra heissen die Bewohner von Djalo.

[69] Hammed Efendi war früher Händler mit Baumwolltaschentüchern in Konstantinopel gewesen; wie er zu diesem Posten gekommen, kann ich nicht angeben.

[70] Die Djemma heissen: Djemma Deana mit 500 Palmen; Djemma Ben Djemil; Djemma Seragna mit vielen Palmen; Djemma Ruman; Djemma Segagna mit vielen Palmen; Djemma Sarug mit vielen Palmen; Djemma ben Mischkani ohne Palmen; Sauya mit vielen Palmen; Sauya Snussi mit acht Palmen; Djemma Sebuch mit vielen Palmen; Djemma Sidi Said mit vielen Palmen; Djemma el Fadhil mit vielen Palmen; Djemma el Megrissa mit vielen Palmen. Mehr als die Hälfte aller Palmen in Händen der Kirch!

[71] Leider auch alles zerstört worden.

[72] Interessiren dürften folgende Eigennamen, die ich einem an meine Frau gerichteten Briefe entnehme, a. Männernamen: Huda, Borku, Hallus, Bakir, el Hadali, Bota, Hummo, Yakoah, Müftah (letzterer, ein allgemeiner Name in Tripolitanien, bedeutet "Schlüssel"), Bu-Schnaf. b. Frauennamen: Saluma, Mariam, Mama, Ssalha, Alia, Mim, Sessia, Sselma, Boka, Kamela, Ifalima, Gelida.

[73] In Beziehung auf die Farbenbenennungen erinnere ich nur, dass sowol Soknenser wie Audjilenser "roth" und "schön" als identische Worte brauchen.

[74] Afrikanischen Gesellschaft, I, 123.

[75] Die von Herrn Hann berechnete Höhe hat also auch nur relativen Werth.

[76] Die Suya sind abhängig von der Pforte, da sie derselben Tribut zahlen, und sind zum Theil in Schchörre sesshaft, nur die in Kufra wonnenden sind unabhängig. Stecker konnte das damals nicht wissen, da er seine Erkundigungen aus türkischen Kreisen erhielt, welche, je nachdem es passt, Kufra und Uadaï bald für türkisch, bald für unabhängig erklären.

[77] Die beiden wundervollen Spinnen, ein Männchen und ein Weibchen, die ich in Audjila nachts einfing, von der Grösse der Buschspinne, sind leider, da ich sie mit nach Kufra nahm, vernichtet worden. Die Mauerwespen nebst Larven u. s. w. befinden sich in Berlin.


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