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Gesandtschaften von und nach Marokko.

Kein Land hat so viele grundverschiedene Dynastien aufzuweisen gehabt wie Marokko, kein Land ist so von bürgerlichen Kriegen seit jeher durchwühlt worden wie Marokko, kein Land hat seit Langem so unter der Willkür und Laune Einzelner geschmachtet wie Marokko. Und alles dies, weil das Volk nur nach religiösen Sätzen und Meinungen regiert wird, und, in religiösen Banden befangen, nur der Religion nach lebt. Es giebt gar keine civile Gesetzgebung in Marokko. Alles basirt auf die Religion, das ganze Leben dreht sich darum. Wie in jeder Religion giebt es in der mohamedanischen ein Hauptbuch, welches als Basis der ganzen Religion dient. Bekanntlich ist dies Buch der Koran. Jeder Unparteiische wird aber zugeben, dass im Koran mindestens ebenso viele Widersprüche enthalten sind, wie z.B. in der Bibel, und dass desshalb ohne Schädigung nach einem solchen Buche nicht gerichtet werden kann. Hat man sich wohl die Frage vorgelegt, was aus der Menschheit werden würde, wenn heutzutage nur nach der Bibel gerichtet würde, wenn alle civile Gesetzgebung ungültig wäre?

So ist es aber in der That in Marokko; denn wenn auch einzelne Berber Triben ihre "Kanons" haben, nach denen sie Recht sprechen, so ist die grosse Mehrheit des Volkes koranischen Kadhi's unterstellt, wenn ich mich so ausdrücken darf, welche nach eigenem Ermessen ihre Entscheidung, je nachdem es ihnen einleuchtet, im Sinne des Buches Gottes abgeben. Daher ist bei den mohammedanischen, und speciell also bei den marokkanischen Völkern, jeder Fortschritt von vornherein unmöglich gemacht. Man fühlt instinctartig in Marokko, dass eine Berührung mit den Culturvölkern ein Ruin der Religion ist. Die mohammedanische Religion kann ebenso wenig wie jede andere die Freiheit des Geistes, die Civilisation und Gesittung vertragen, sie zersetzt sich, saugt dann philosophische, naturwissenschaftliche und materialistische Lehrsätze ein und hört damit auf, Religion zu sein. Mohammedanische Religion und Civilisation zusammenschmieden zu wollen, ist absolut unmöglich. Man weise nicht auf Aegypten, auf den "civilisirten" Khedive, oder auf die vom französischen Schliff angehauchten türkischen Beamten hin. Diese sind gar keine Mohammedaner mehr, sie sind Nichts, denn man muss sich ja hüten, auf sie das Wort Materialisten oder Philosophen anzuwenden. Vielleicht giebt es auch einige derartige Persönlichkeiten in Marokko, obschon es sehr zweifelhaft ist, denn man lebt dort viel zu abgeschieden, und gerade in den höchsten Kreisen hat man am wenigsten Lust, aus dieser Abgeschiedenheit herauszutreten. Namentlich, seitdem die jetzige Dynastie, die der Schürfa Filali auf dem Throne, sitzt, hat dieselbe geglaubt, mehr als je das Land und die marokkanischen Unterthanen von der Berührung mit den Christen fernhalten zu müssen. Man fühlte instinctartig, dass mit der Gesittung Freiheit der Anschauung, mit der Cultur Kritik in religiösen Dingen Platz nehmen, und damit der persönlichen Willkür, der Despotie der Weg verbaut werden würde. Die Würdenträger der jetzigen Dynastie sind um so weniger geneigt, das marokkanische Volk an den allgemeinen Culturbestrebungen Theil nehmen zu lassen, als die Dynastie die Religion des Islam gewissermassen körperlich vorstellt, denn sie stammt direct von Mohammed. Man kann sich daher den colossalen Nimbus dieser Fürsten denken, welche nicht nur weltliche Beherrscher des Landes und Alles was darinnen ist, sind; welche nicht nur die oberste geistliche Behörde der Unterthanen mit vollkommenster Unfehlbarkeit in ihrer Person vereinigen, sondern noch den ungeheuern Vortheil haben, körperliche Nachkommen des Propheten zu sein.

In allen Religionen wird der Prophet höher geachtet und mehr verehrt als der Gott, welchen er seine Anhänger anzubeten lehrte. In den meisten Religionen sind sogar die ersten Nachfolger des Propheten, Heilige etc. mehr angebetet als der Stifter der Religion oder der von ihm gelehrte Gott[33].

So ist es auch in der mohammedanischen Religion, und speciell so ist es in Marokko beschaffen. Und wegen der oben entwickelten Gründe glaubt kein Fürst der Erde sich so von Gottes Gnaden, so rechtmässig und so erhaben über alle anderen Menschen, als der Sultan von Marokko, welcher sich Hakem el Mumenin oder Emir el Mumenin, d.h. Beherrscher der Gläubigen nennt, und der seinem Titel vor Allem hinzufügt: "Der Vorkämpfer des Herrn in dieser und jener Welt." Aber kein Volk der Erde sieht auch mit solcher scheuen Ehrfurcht, mit solcher Hingebung, mit solcher von oben dictirten Liebe zu seinem Kaiser auf, wie das marokkanische; am besten hat dies de Amicis wiedergegeben, welcher 1876 die italienische Gesandtschaft nach Fes begleitete. "Tutto", sagt de Amicis S. 207 seines anziehend geschriebenen Buches, "intorno a lui, esprimeva, la sua enorma potenza (es ist vom Sultan die Rede, welcher die italienische Gesandtschaft in Audienz empfing), l'immensa distanza che lo separava, da tutti, una sottomissione sconfinata, una devozione fanatica, una svisceratezza d'aniore panroso selvaggio, che sembrava dornandare d'essere provato col sangne. Non pareva una monarea; ma un dio."[34]

Er ist ein Gott, der marokkanische Kaiser, viel mehr als der türkische und als der russische es ist, er ist weit unfehlbarer als der römische Papst, hat viel mehr Machtvollkommenheit als der nordamerikanische Präsident. Er ist das Ideal eines Willkürherrschers, eines Despoten des Mittelalters, dessen Glorie sich unverändert erhalten hat; unberührt von allen Fortschritten, unangesteckt von den abscheulichen Ideen der Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz; der Brüderlichkeit der Menschen, insofern auch der Schwarze, der Bauer, der Arbeiter, der Künstler und wissenschaftlich gebildete Mann als Mensch betrachtet werden; unberührt von der Freiheit, welche die denkenden Völker sich gegeben haben, ihre Regierung und Geschicke selbst zu bestimmen.

Nichts ist süsser, als als Gott betrachtet zu werden, als unumschränkter Herrscher sich geriren zu können; das wissen am besten seine Stellvertreter auf Erden, grosse und kleine, solche, die mit ihrem Amt weltliche Macht verbinden oder die nur das sogenannte Seelenheil ihrer Heerde überwachen. Aber dazu bedarf es vor allen Dingen, das Volk in Ignoranz zu erhalten und kein Mittel ist hierzu wirksamer, als Religion und Abgeschiedenheit.

Den Carlos Antonio Lopez und sein Sohn Francisco Solano benutzten, um ihrer Herrschgier zu fröhnen, nur die Religion und die Abgeschiedenheit. Die Paraguenser waren vom Verkehr mit allen anderen Völkern abgeschlossen. Dasselbe Princip beobachteten die sacerdotalen Judenherrscher im Alterthum, die Mormonenpropheten der Jetztzeit, und eben dasselbe beobachten die marokkanischen Emire. Besonders seit der letzten Dynastie hat man, wie hervorgehoben, das Land mehr und mehr abgeschlossen. Nur der jetzige Sultan scheint davon eine rühmliche Ausnahme zu machen. Unter den Almohaden und Meriniden war der Abschluss schon desshalb nicht möglich, weil die Wechselbeziehungen mit Spanien auch Christen nach Marokko lockten. Zu der Zeit gab es sogar noch Bischöfe in Marokko. Die Namen derselben und ihre Geschichte sind uns aufbewahrt.

Der prägnanteste Fürst der Filali-Dynastie war Muley Ismaël, der grausame Bluthund, wie er auch schlechtweg genannt wird, welcher von seinen 8000 Frauen[35], 700 Knaben und vielleicht die doppelte Zahl weiblicher Kinder hatte. Er regierte von 1672-1727, also verhältnissmässig lange. Heute wird er als einer der grössten Heiligen in Marokko verehrt, seine Grabstätte in der grossen Moschee von Mikenes ist sogar Asyl.

Es sind uns verschiedene Gesandtschaftsberichte von seinen Abgesandten, sowie von denen aufbewahrt, welche die europäischen Mächte an ihn richteten. Am bekanntesten ist die Gesandtschaft, welche Muley Ismaël an den Roy-soleil schickte.

Er hatte seinen Gesandten Ben-Aissa beauftragt, für den Sultan die Hand der Prinzess von Conti zu erlangen, einer Tochter von Louis XIV. und Mademoiselle de la Vallière. Zu der Zeit schickten die europäischen Mächte eigentlich nur Gesandtschaften, um christliche Sclaven frei zu kaufen oder auszutauschen. Louis XIV. schickte 1682 den Graf St. Armand und 1691 Pidou de Saint Olon nach Marokko. Aus der Beschreibung der Audienzen, welche die Gesandten damals machten, sehen wir, dass sie fast ganz so, wie sie heute noch vor sich gehen, abgehalten wurden. Der Sultan erscheint auf einem schneeweissen, reich aufgeschirrten Hengst, das einemal hat er einen Litham[36] vor, das anderemal ist er entschleiert. Die Hauptsache ist, die Geschenke entgegen zu nehmen, welche für damalige Zeit kostbar genug waren; Saint Armand übergab zwei Luxusflinten, zwei grosse Pendeluhren, zwei Dutzend Taschenuhren, zwölf Stück Goldstoff und zwölf Stück englisches Tuch. Natürlich fehlte der Tribut in Gold nicht. Saint Olon überreichte dem Sultan ähnliche Geschenke und bemerkt noch, dass bei der Abschiedsaudienz der Körper des Sultans von Blut bespritzt gewesen sei, von Executionen, welche er kurz vorher eigenhändig an Sclaven zu vollziehen die Gnade gehabt hatte. Schon zu jener Zeit war es Sitte, dass der Sultan den Herrscher des jedesmaligen Gesandten mit besonderen Schmeichelnamen belegte, die anderen aber herabdrückte. So nannte er den König von Frankreich, den König der Könige, während er gegen Olon äusserte, der Kaiser von Deutschland sei nur der Gefährte seiner Kurfürsten, der König von Spanien wäre weniger Herr in seinem Lande, als die Minister es in Marokko seien, und der König von England wäre ein vom Parlament abhängiger Sclave.

In der That schätzten die Sultane von Marokko die Macht und Grösse der europäischen Herrscher immer nur nach den Geschenken, welche die Gesandten mitbrachten, und schienen ihnen diese nicht reich genug, so unterwarfen sie die Gesandten der schmachvollsten Behandlung. Mitunter ergriffen die europäischen Fürsten Gegenmassregeln; so musste der marokkanische Abgesandte vor dem König von England barfuss und ohne Turban erscheinen, weil man den englischen Gesandten gezwungen hatte, barhaupt und barfuss vor dem Sultan seine Mission abzugeben.

Sehr interessant ist die Beschreibung, welche Olof Agrell von dem Empfang der Gesandten, Generalconsuln und Consuln unter den Nachfolgern Muley Ismaëls gibt. Mit einem Worte: die Repräsentanten sämmtlicher Mächte mussten sich wie die Hunde behandeln lassen. Man setzte sie zeitweise gefangen, man tödtete sie, man schändete ihre Frauen, man zerstörte ihre Wohnungen, kurz es gibt keine Schmach auf Erden, welche diese Repräsentanten der Fürsten Europa's nicht zu erdulden hatten. Und das von einer Macht, deren Stärke damals schon eben so verfault, schon ebenso geschwunden war wie heute. Von einer Macht, welche nur dadurch sieh Ansehen zu geben wusste nach aussen, weil sie mit der grössten Unverschämtheit Piraten gegen friedliche europäische Kauffahrer verüben liess, so dass manchmal Tausende jener unglücklichen Christen in einem Jahre in marokkanische Gefangenschaft geriethen.

Uebrigens kam es in jener Zeit oft vor, dass marokkanische Gesandte nicht nach ihrem Vaterlande zurückkehren wollten, wenn sie nämlich nicht reichliche Geschenke zurückbrachten. Die marokkanischen Gesandten wurden natürlich von den europäischen Fürsten beschenkt, waren die Gaben aber gering, oder wenn sie gar eine dem Sultan missliebige Botschaft zu übermitteln hatten, liess dieser sie tödten, oder hatte die Gewogenheit, sie eigenhändig ins bessere Jenseits zu, befördern.

Die natürliche Folge, davon war dass die marokkanischen Gesandten ihren Sultan belogen, und zwar auf die unverschämteste Art. Um dem Leser einen Begriff davon zu geben führe ich eine Stelle an aus dem Bericht des Sidi Abu el Abbes Ahmed Ben Madhi el Ghasal von Fes, Privatsecretär des Sultan Muley Muhammed ben Abd Allah, welcher von 1757 bis 1789[37] den Thron von Marokko einnahm. Nach einer weitläufigen Beschreibung der Städte Spaniens, welche der Gesandte gesehen, berichtet er über eine Tour, welche ihm zu Ehren von Granada aus in die Umgegend gemacht wurde, und nachdem er seine Rede an den König von Spanien mitgetheilt, lässt er den König ihm Folgendes erwidern:

"Ich (der König von Spanien) bin der Diener, der Sclave des Sultans, bereit, die von ihm gegebenen Befehle auszuführen. Diese Geschenke[38], womit er mich beehrt hat, sind kostbarer als das ganze Königreich Spanien, bedeutend kostbarer. Man liess darauf die Pferde vorführen und er streichelte jedes Thier, dann bedeckte er das eine mit seiner Schabracke und küsste es auf die Stirn. Ich will, so's Gott gefällt, dass sie die Väter einer edlen Race werden, fügte er hinzu. Auch die Kamele machten ihm viel Spass. Als Alles beendet war liess der König seinen Wagen vorfahren und wollte, ich sollte zuerst einsteigen, nur aus Höflichkeit und Ergebenheit gegen unsern Herrn, den Sultan. Ich weigerte mich, aber der König bestand darauf, und so stieg ich zuerst ein, Angesichts sämmtlicher Gesandten der Mächte, welche auch die Worte des Königs hörten."[39]

Dass hier nicht nur übertrieben, sondern gelogen ist vom Gesandten, liegt klar auf der Hand, aber bei seinem Sultan machte Abu el Abbes sich natürlich durch einen solchen Bericht angenehm. Derartige Referate machen aber auch heute noch die marokkanischen Gesandten ihrem Fürsten. In der Anschauungsweise der Beherrscher der Gläubigen und seines Volkes ist gar keine Aenderung eingetreten. Sie glauben noch immer, das erste Volk der Welt zu sein, und glauben, dass die christlichen Länder des Sultans Vasallenstaaten sind. Auch im Ceremoniell des Empfangs der Gesandtschaften hat gar keine Veränderung Platz genommen.

In den letzten Zeiten sind häufig Gesandtschaften ins Innere des Landes, nach Fes, nach Mikehes und nach Marokko abgegangen, es ist immer dieselbe alte Leier. Der Sultan empfängt von allen Mächten kostbare Geschenke, dieselben müssen öffentlich übergeben werden, damit das ganze Volk den dem Sultan gebrachten Tribut sehe, er reitet heran auf einem weissen, reich aufgeschirrten Pferde, er sagt jedem Gesandten, dass dessen Herrscher sein bester Freund sei etc. Er weiss aber sehr wohl, dass er eigentlich nur einen Freund hat, nämlich Grossbritannien.

Nicht etwa, als ob Grossbritannien ans Uneigennützigkeit Marokko seine Freundschaft böte. Nein, es ist nur das Handelsinteresse, welches England treibt, diesen nordwestlichen Staat Africa's gegen jeden Angriff zu schützen. In früheren Jahren, als der Handel zwischen Marokko und England noch nicht so bedeutend war, namentlich ehe England Gibraltar besass, haben beide Länder oft Krieg miteinander gehabt. Ich erinnere nur daran, dass Grossbritannien einst geraume Zeit Tanger besass.

Aber jetzt, wo Gibraltar ausschliesslich von Marokko verproviantirt wird und ungefähr vier Fünftel des Handels von Marokko in englischen Händen ist, hat sich das geändert. Grossbritannien überwacht so eifersüchtig die Existenz Marokko's, wie die der Türkei.

Da nun in Marokko noch immer der alte Glaube, wenigstens beim Volk, besteht, dass derjenige Staat der mächtigste sei, der die reichsten Geschenke mache, so hat es daran Grossbritannien auch nie fehlen lassen. Was haben je die übrigen Mächte vergleichsweise dagegen gethan, seitdem die Tribute aufgehört haben, Frankreich schon aus Interesse nichts, weil es natürlich Marokko so schwach wie möglich haben will.

Man kann sich am besten einen Begriff machen von der Grossartigkeit der englischen Geschenke, wenn ich erwähne, dass vor etwa 15 Jahren ausser vielen Kleinigkeiten eine ganze Pontonbrücke und Instrumente für Janitscharen-Musik geschickt wurden.

In diesem Jahre hat zum erstenmal das deutsche Reich eine Gesandtschaft nach Marokko geschickt, und zwar hat dieselbe wie die französische, mit welcher sie sich unterwegs kreuzte, in Fes selbst die Audienz gehabt. Natürlich hat auch die deutsche Gesandtschaft Geschenke überreicht, der Brauch will das nun einmal so. Gewiss war es aber ein glücklicher Gedanke, in nähere Beziehung zu Marokko zu treten, dessen Herrscher als ein natürlicher Verbündeter Deutschlands gelten kann. Und nicht nur politisch war es von Bedeutung, mit Marokko in Verbindung zu treten, sondern auch im Interesse des Handels. Der jetzige Sultan Muley Hassan scheint in der That geneigter zu sein als alle seine Vorgänger, mit den europäischen Ländern bessere Beziehungen zu unterhalten und es ist wahrlich nur zu wünschen, dass unsere Kaufleute ihre Augen auch dorthin richten.

Von allen Staaten an der Nordküste von Africa ist Marokko am meisten mit Naturproducten gesegnet. Und wenn auch die Bedürfnisslosigkeit der Eingeborenen der europäischen Industrie kein weites Feld eröffnet, so steht nichts im Wege, dass wir die dortigen Producte, besonders Gemüse, Hülsenfrüchte, Wolle und Häute, ebenso billig kaufen, wie Engländer und Franzosen, und zum Theil hat wohl die Regierung desshalb die Gesandtschaft geschickt, um geregelte Handelsbeziehungen mit Marokko anzuknüpfen.

Als besonders ehrenhaft für die deutsche Gesandtschaft muss noch hervorgehoben werden, dass einige erfreuliche Resultate auch für die Wissenschaft gewonnen wurden. Zwischen Mikenes und Serone wurde von Dr. Mohr eine lateinische Inschrift entdeckt, welche es unzweifelhaft macht, dass Volubilis und das heutige Serone, sowie das mittelalterliche Valili ein und dieselbe Stätte sind[40]. Zum erstenmal ist auch der Djebel Salah gemessen. Dieser mächtige Berg, der unmittelbar Fes überragt, wurde 550m relativ hoch gefunden.

Es ist dies das erstemal, dass eine nach Marokko geschickte Gesandtschaft wissenschaftliche Erfolge aufweisen konnte, und wir können stolz darauf sein, dass es die deutsche war.

[33] Siehe dazu "Ausland", 187 , Nr. 27: Gennaro etc. von Dr. R. Kleinpaul.

[34] "Die ungeheure Kluft, welche ihn von allen trennt, eine unbegrenzte Unterwerfung, eine fanatische Verehrung, eine Herzliebe gepaart mit Sclavenhingabe, die sehnsüchtig danach strebt, auf die Probe gestellt zu werden, lassen ihn nicht als Monarch, sondern als ein Gott erscheinen."

[35] Siehe Godard, histoire de Maroc. S. 510 u. f. Die Zahl der Knaben ist vielleicht etwas übertrieben angegeben. Denn wenn auch damals die Juden bei jeder Geburt eines kaiserlichen Kindes eine Abgabe entrichten mussten, so stand ihnen keineswegs eine Controle zu, und häufig genug mögen die Israeliten für ein sultanliches Kind haben zahlen müssen, ohne dass die Geburt stattgehabt hatte.

[36] Gebrauch, den die Sultane aus ihrer Heimath Tafilet mit herüber gebracht haben, wo häufig die vornehmen Bewohner nach Art der Tuareg sich verschleiern.

[37] Die Gesandtschaft fand statt 1111 der Hedjra oder 1766 unserer Zeitrechnung.

[38] Einige Pferde und Kamele.

[39] Revue africaine 1862. S. 105.

[40] Nach Professor Willmanns in Strassburg wird die Inschrift, ergänzt, etwa so zu lesen sein: Quinto Caecilio Quinti filio Domitiano Claudia (tribu) volubili[t]ano, decurioni municipii Volubili[t]ani annorum XX (oder XXX) Quintus Caecilius...... et Caecilia Antoniaria parentes filio piissimo posuerunt. Mommsen liest den Schlusssatz: et Antonia Natalis filio piissimo posuerunt, und fügt hinzu, dass diese westlichste Inschrift von Africa von hohem Interesse sei.


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