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Die Oase Djofra im Jahre 1879.

Wie viele Fehden und Kriege werden unter den nicht europäischen und halbcivilisirten Völkern geführt, von denen Europa und die ganze gebildete Welt nichts erfährt. Nur zufällige Umstände machen uns damit bekannt, und mit Gleichgültigkeit hört man von ihnen, namentlich wenn die Interessen der gebildeten Nationen nicht davon berührt werden. Was geht es uns in Europa an, ob z.B. Hamarua und Bautschi mit einander im Krieg sind; wir erfahren es vielleicht garnicht einmal, ja die, Gebildetsten wissen kaum, wo jene Länder liegen. Noch weniger ist das der Fall, wenn kleine Gemeinwesen mit einander in Streit gerathen, eine mittelalterliche Fehde auskämpfen, bei welcher allerdings Menschenopfer genug zu beklagen sind, von der Existenz der Orte man aber im eigenen Reiche, in dem der Osmanli, vielleicht kaum eine Ahnung hat. Eine solche Fehde liegt, vor und ist jetzt oben beendet worden. Wäre aber die Expedition der deutschen africanischen Gesellschaft nicht in diese Gegenden gekommen, so würde man nie davon vernommen haben. Doch bevor wir den Liliputstreit schildern, gestatte man uns ein Bild von Land und Leuten zu zeichnen.

Ungefähr achtzehn oder zwanzig Tagemärsche südöstlich von Tripolis liegt eine kleine Oase, Djofra oder Jofra genannt, was auf Deutsch so viel bedeutet wie Einsenkung oder vielmehr "kleine" Einsenkung. In der That existirt auch im Verhältniss zu den umliegenden Bergen und Gebirgsketten eine Depression, welche sich nur nach Osten, und Nordosten zu öffnen scheint. Im Norden von den Vorbergen des Tar-Gebirges, von der steilen Hon- und Uadan-Kette im Nordost begrenzt, schliesst die Oase im Süden und Westen das Djebel Ssoda oder schwarze Gebirge ab. Circa 60 Km lang, hat die Einsenkung eine durchschnittliche Breite von 20 Km. Die Längsachse geht von Westen nach Osten. Die umgebende Berge haben keine bedeutende relative Höhe, selbst das schwarze Gebirge, so imposant, wild zerklüftet auch die steilen Ufer erscheinen, erbebt sich über dem Djofra mit seinem Beginn nicht höher als ca. 200 Meter. Bei Abend- oder Morgenbeleuchtung erscheinen die Berge aber dreimal höher. Die Einsenkung selbst dürfte eine durchschnittlich Höhe von 250 Meter haben.

Die Formation der Gebirge besteht aus Kalk und kalkigem Sandstein, durchsetzt mit Feuersteinschichten. Gyps kommt namentlich in den Ebenen auflauernd vor, während innerhalb der Oase nirgends Versteinerungsschichten, wie z.B. am Djebel Tar, gefunden werden konnten. Die einzelnen isolirten Berge innerhalb der Einsenkung selbst, z.B. der Djebel Fitri östlich von Sokna, enthalten keine Petrefacten. Nummulithen wurden keine, aber andere zahlreiche Versteinerungen im Djebel Ssoda gefunden. Der Boden zur ebenen Erde besteht aus kalkhaltigem Sand, und darin werden auch die Gärten angelegt.

Eine mächtige Wasserschicht findet sich überall in der Einsenkung bei einer Tiefe von nur durchschnittlich 3 Meter. Wie in Dachel muss dabei eine Felsschicht von etwa 0,5 Meter Mächtigkeit, ebenfalls aus kalkigem Gestein bestehend, durchbrochen werden. Das Wasser in den Brunnen ist bei so geringer Tiefe den Temperaturen der Luft entsprechend kalt oder warm. Aber nicht wie in der eben genannten Oase kommt dann das Wasser mit Gewalt an die Oberfläche, sondern es erhält sich auf dem Niveau, auf dem es war. Es giebt Brunnen mit ganz süssem, aber auch solche mit brakigem Wasser. Diese Wasserschicht ist indess so mächtig, das Wasser in so reichem Masse vorhanden und überall anzutreffen, dass sich dem denkenden Menschen unwillkürlich die Frage aufdrängt, woher dieser Reichthum kommt, wo der Ursprung, die Quelle oder das Herkommen des Wassers zu suchen sei. Wenn man ferner hört, dass dies Quantum Wasser unvermindert ist, wenn auch keine Regen fallen -, und wie selten regnet es überhaupt in der centralen Wüste -, dann erscheint Einem die Beantwortung dieser Frage doppelt schwierig. Angesichts der Thatsache, dass der Tschad-See nur etwas über 200 Meter über dem Meere erhoben liegt, kann man wohl nicht daran denken, dass von seinen Gewässern unterirdisch sich ein Theil bis hierher ergiessen könnte. Giebt es vielleicht andere Quellen? Muss in der Sahara selbst der Ursprung zu suchen sein?

Was die klimatischen Verhältnisse Djofra's anbetrifft, so dürfte es kaum einen gesunderen Ort in der Sahara geben als diesen. Nach den vorkommenden Producten zu schliessen, durfte die Temperatur im Sommer in den Monaten April bis September nicht höher als durchschnittlich 30deg.C. sein, während die der übrigen Monate ca. 20deg.C. erreicht. Frost scheint in der Oase selbst unbekannt zu sein, obschon das Thermometer im Freien vor Sonnenaufgang oft auf +2deg. oder +3deg. im December, Januar und Februar herabsinkt. Während auf den umliegenden Höhen, auf den Hon-, Uadan- und Ssoda-Bergen, sicher häufig das Thermometer auf -5deg. fällt, wird eine solche herabgeminderte Temperatur in der Oase selbst nie wahrgenommen. Ein Gleiches findet ja auch in Aegypten statt, wo im Nilthal nie der Gefrierpunkt erreicht wird, während an denselben Tagen die anliegenden Plateau's Frost haben.

Die herrschenden Winde sind Nordwest und Südost, sowohl in den Wintermonaten als auch in denen des Sommers. Ersterer vorwiegend im Winter, letzterer im Sommer. Jeder etwas stärkere Wind, einerlei aus welcher Richtung er kommt, hat Sand und Staub im Gefolge und kann deshalb Simum oder Samum genannt werden. Regen fällt nur nach jahrelangen Zeiträumen, und dann mehr auf den umliegenden Bergen als in der Einsenkung selbst. Vorzugsweise beobachtet man deshalb auch heiteren wolkenlosen Himmel.

Ausser Augenleiden scheint man daher wenig Krankheiten zu kennen. Das Wechselfieber z.B., sonst so oft endemisch in den Oasen, ist hier so unbekannt, dass man es die "Fesaner Krankheit" nennt. Trotzdem sehen die Eingeborenen nicht gesund aus, was in den mangelhaften Ernährungsverhältnissen begründet ist. Jahr aus Jahr ein leben sie nur von Datteln und von einer Art Gerstenmehlpolenta. Fleischkost ist den meisten unerschwinglich, und selbst der Reiche geniesst nur an den grossen mohammedanischen Festtagen animalische Kost. Man kann deshalb mit Recht die Bewohner der Oase als Vegetarianer bezeichnen, denn selbst das bischen Fett, welches sie ihrer Basina (Gerstenmehlpolenta) zusetzen, besteht in Oel, welches von Norden her importirt wird. Hin und wieder ein Ei, oder hin und wieder ein Stückchen Ziegenkäse, das ist die einzige animalische Kost, welche sich die besser situirten erlauben, sie gelten dann aber in den Augen ihrer Mitbürger schon für Sybariten.

Mit dieser traurigen Ernährung steht zweifelsohne der düstere Charakter der Menschen in Wechselbeziehung. Man hat für nichts Interesse. Allerdings spielen die Erwachsenen Karten (mit europäischen), aber ohne besonderes Interesse, da das Spiel um Geld verboten ist; die Kinder belustigen sich mit Stockfechten, und man sieht sie sich auch mit einem Spiel abgeben, ähnlich unserm Damenspiel, wobei die Felder in den Sand gezeichnet werden. Aber alles das geht so ruhig zu, so ohne Lärm, so ohne Interesse selbst bei den Hindern, wie man es bei uns kaum für möglich halten würde. Nur einförmigen religiösen Gesang hört man den ganzen Tag. Sind alle Bewohner körperlich krank? seelisch leidend? Diese Frage drängte sich mir manchmal unwillkürlich auf; aber, wie gesagt, von wirklichen Krankheiten merkt man nichts, und auch die Belästigungen, denen sonst jeder Europäer ausgesetzt ist, wegen Vertheilung von Medicamenten, kommen fast nie vor. Ja, ziehen wir einen Vergleich hinsichtlich der Augenkrankheiten, welche hier herrschen, und denen, welche man in anderen Oasen beobachtet, z.B. im Uadi Draa, so muss man gestehen, dass auch diese Krankheiten relativ selten genug vorkommen.

Aus dem eben Angeführten wird aber genugsam klar, dass zum Theil das gesunde Klima so günstige Verhältnisse für die Eingeborenen geschaffen hat. Dass der Ozongehalt der Luft auch in diesem Theile der Sahara ein sehr reichlicher ist, fanden wir ebenfalls durch unsere täglichen Beobachtungen bestätigt. Trockenheit der Luft ist ja, kann man dem Körper nur auf andere Weise die benöthigte Feuchtigkeit zuführen, gewiss nicht absolut schädlich. Und dann muss man bedenken, dass in den Ortschaften, in den Oasengärten, wo Brunnen direct an die Oberfläche münden, wo alltäglich grosse und weite Berieselungen gemacht werden, innerhalb der nächsten Grenze der Oase die Feuchtigkeit der Luft bedeutend grösser ist, als ausserhalb auf den Hochebenen, in den Dünen, in den Uadis. Und doch leben auch hier Menschen, Thiere und Pflanzen in den trockensten Luftverhältnissen. Erstere, weil sie eben durch das mitgebrachte Wasser das im Körper verbrauchte ersetzen können. Letztere , weil sie sich in der That mit einem Minimum zu begnügen verstehen.

Ja, es unterliegt gar keinem Zweifel, dass es sowohl Thiere wie Pflanzen in der Sahara giebt, welche nie des Wassers, weder des oberirdischen Regens noch des unterirdisch aufgespeicherten bedürfen. Jeder, der in der Sahara gelebt oder doch während längerer Zeit darin gereist hat, wird diese Thatsache nicht leugnen können. Ich spreche nicht von jenen kleinen Insecten, und wie viele giebt es deren! welche in der trockensten Jahreszeit geboren, ein Eintagsdasein fristen, um dann zu sterben, oder von jenen Pflanzen, welche hier in diesem Augenblick in den trockensten Uadis ihr Dasein fröhlich fristen, ohne dass von Regen die Rede ist und ohne dass eine unterirdische Wasserschicht ihre Wurzeln speist, sondern von jenen Pflanzen und Thieren, welche längere Zeit leben und perenniren und bei denen man annehmen muss, dass ihnen die geringste in der Luft enthaltene Feuchtigkeit zur Lebensbedingung genügt.

Es giebt z.B. Akazien und Tamarisken in der Sahara, welche Jahre lang keinen Regen erhalten, und deren Wurzel eine Wasserschicht nicht erreichen, welche überhaupt keine Wasserschicht unter sich haben: sie grünen und blühen doch. Bei ihnen muss die Annahme gestattet sein, dass sie sich mit der geringen Feuchtigkeit, welche in der Luft enthalten ist, welche vielleicht auch noch den Boden durchdringen begnügen. Denn selbst die Bethauung ist in den centralen Theilen der Sahara ausgeschlossen, d.h. in Gestalt von wirklichen Ansammlungen von Wassertropfen. Aber auch im Hochsommer offenbart sich Nachts und namentlich Morgens, vor Sonnenaufgang, sowohl der grössere relative wie absolute Feuchtigkeitsgehalt der Atmosphäre durch das Hygrometer und Psychrometer. Wo der Mensch nichts mehr wahrnimmt, belehren uns gute Instrumente, dass dann die Luft reichlicher mit Feuchtigkeit geschwängert ist, und diese ist es, welche genügend wirkt zur Erhaltung verschiedener Pflanzen und Thiere.

Und jene grosse Dubeidechse, welche im Winter, d.h. in der Zeit vom November bis April, vollkommen erstarrt und todt in ihrer Felsspalte liegt, sie trinkt vielleicht während eines Zeitraumes von vielen Jahren nicht ein einziges Mal Wasser, vielleicht überhaupt niemals. Regen fällt in der Gegend, wo sie haust, vielleicht alle fünf Jahre einmal, Quellen oder Wasserlöcher sind nicht in der Nähe, zu weiten Wanderungen ist sie überhaupt nicht eingerichtet oder geneigt, folglich führt sie ein Dasein, ohne Wasser zur Existenz nothwendig zu haben. Vom Chamäleon glaube ich das Gleiche. Ich erinnere noch daran, dass wir einst im libyschen Sandocean, wo seit Jahren eine solche Dürre geherrscht hatte, dass sogar die Akazien gestorben waren (oder waren sie an Altersschwäche oder sonst einer Ursache zu Grunde gegangen?), unter einem Felsen eine grosse Schlange fanden, lebhaft und wohl ausgebildet. Seit wie vielen Jahren hatte sie vielleicht ohne Wasser dort gelebt! Weshalb auch nicht? Ich finde nichts Wunderbares darin, dass Thiere und Pflanzen ihren Wasserbedarf aus der Luft entnehmen, sowie aus dem Minimum von Feuchtigkeit, das in der Erde enthalten ist.

Wir waren nach der Oase Djofra gekommen, unter den ungünstigsten Umständen für die Entwickelung der Pflanzen. Seit Jahren hatte es im Djebel Ssoda und in den übrigen umgrenzenden Gebirgen nicht geregnet, und der Winter 1878 bis 1879 war für ganz Tripolitanien ein besonders trockener und heisser; während unter normalen Verhältnissen gewiss bis hierher die Feuchtigkeit der Luft durch bedeutend grösseren Gehalt im Winter sich kennzeichnet, ist das auch in diesem Jahre nicht der Fall gewesen. Auf dem ganzen Wege, vom Mittelmeer bis hierher, litten wir unter diesen Einwirkungen: überall vertrocknete Pflanzen, fast nirgends frisches Grün und Blumen.

An Baumbestand giebt es wildwachsend in Djofra nur die zwei Geredh- und Thalh-Mimosen, den Sarach- und den Ethelbaum; diese wuchsen aber jetzt ebenso lustig, als wären sie gestern begossen. An anderen wildwachsenden Pflanzen findet man jetzt nur vereinzelte Kräuter, welche den Kamelen Weide geben, aber ich zweifle keinen Augenblick, dass während eines anderen Winters sich eine viel üppigere Flora entwickelt.

Unbeeinflusst vom Regen und vom Thau, befinden sich die Palmengärten, welche durch aus dem Brunnen gehobenes Wasser gespeist werden, in wirklich vorzüglichem Zustand. Und es scheint fast, als ob den Palmen auch eine gewisse Grenze des Alters gezogen wäre, um reichlich und alljährlich zu produciren. Denn wenn die Araber behaupten, je älter eine Palme sei, desto besser und voller trüge sie, und sogar von tausendjährigen Dattelbäumen erzählen, so mag Jeder davon halten, was er will. Ich kann mich nur darauf beschränken, anzuführen, dass im Kriege mit dem in Tripolitanien weitbekannten Abd-el-Djelil, dieser sämmtliche Palmen abhauen liess, mit Ausnahme eines einzigen Haines, welcher Besitzthum eines seiner Freunde war. Thatsache ist nun, dass jene so hohen, alten, ehrwürdigen Palmen, welche weit sichtbar aus den jungen hervorragen, lange nicht so ergiebige Ernten liefern wie die frischen, welche neben den abgehauenen Stümpfen herausgewachsen sind. Sie sind etwa 30 Jahre alt. Man kann sich aber auch in der That keinen von Kraft und Stärke strotzenderen Palmenwald vorstellen, als der es ist, der die Gärten von Hon, Kessier, Sokna und Uadan beschattete.

Natürlich ist wie in allen Oasen so auch hier die Palme der Hauptreichthum der Bewohner, sie bildet den Durchschnittsreichthum der Eingeborenen, je nachdem einer mehr oder weniger davon besitzt, kennt man sein Vermögen. Wenn die besten Früchte dieses edlen Baumes sich wohl auch nicht mit denen von Tafilet, Tuat und Draa messen können, so stehen sie doch keineswegs an Aroma und Süssigkeit hinter denen des Djerid und der Oasen Algeriens zurück. Letztere beiden werden, so viel mir bekannt, allein bis jetzt auf den europäischen Markt gebracht. Es könnten die hiesigen Datteln, selbst bei dem ziemlich theuren Transport, von hier nach Tripolis, zu 8 Mark die Kamellast (d.h. 24 Frcs. für circa 350 Pfd.), dennoch einen lohnenden Gewinn abwerfen. Eine Kamellast Datteln der feinsten Sorte, in der Zeit der Ernte gekauft, würde für circa 12 Frcs. zu beschaffen sein. 350 Pfd. Datteln für 12 Frcs. oder 10 Mk. Und wenn irgend ein Haus sich einrichten wollte, eigene Leute, eigene Kamele zum Fortschaffen zu halten, dann würde sich der Transport noch billiger beschaffen lassen. Es ist mir nicht möglich gewesen, auch nur annähernd zu constatiren, wie viel Datteln in dieser Oase alljährlich producirt werden. Wenn man aber annimmt, dass etwa 300000 Palmen in der ganzen Einsenkung sein durften und jeder Palmenbaum circa 3 Centner liefert, so würde das im Ganzen circa 900000 Centner Datteln ergeben.

Diese Datteln nun bilden die Nahrung für die Oasenbewohner selbst, und ausserdem entnehmen davon die Orfella und zum grössten Theil auch die Tarrhona. Beide letztgenannten Stämme beziehen ihre Datteln von Djofra. Sie liefern dafür Oel und Korn. Für etwa 11/2 Liter Oel wird an Datteln mindestens ein Neuscheffel (1 Hectol.) gegeben. Natürlich sind dies nicht die feinsten Datteln, aber bei sorgfältiger und namentlich reinlicher Behandlung würden selbst diese auf jeden europäischen Tisch kommen können. Es giebt in der Djofra keine schlechten Dattelsorten, wie z.B. in Tuat, in Rhadames oder Fesan. Unsere Kamele z.B. bekamen als Futter dieselben Datteln, von denen auch unsere eingeborenen Diener frühstückten. Die vorzüglichsten Datteln sind die Birni.

Die Palme und ihre köstliche Frucht unterliegt hier demselben Gebrauch wie in allen übrigen Oasen. Der Palmbaum ist so recht der "Diener für Alles". Es giebt kaum etwas in der Oase, mit dem nicht irgend ein Theil dieses Baumes in directer oder indirecter Verbindung stände. Aus den gekochten Früchten bereitet man auch hier einen vorzüglichen Syrup, der vorzugsweise zur l'Asseda, d.h. süsse Gerstenmehlpolenta, genossen wird. Auch werden im Frühjahr zahlreiche Palmen angezapft, um Lakmi oder, wie man häufiger sagt, Lakbi zu gewinnen, jene milchige süsse Flüssigkeit, welche, wenn sie in Gährung übergegangen ist, berauscht. Wenn man den Aussagen der Eingeborenen Glauben schenken darf, so leben in den letzten Wochen, dicht vor der Ernte, wenn die Dattelvorräthe verzehrt sind, die armen Leute fast ausschliesslich vom Safte der Dattelpalmen. Die Oasenbewohner behaupten, der Lakbi würde nur süss getrunken, das gegohrene Getränk würde nicht genossen.

Die Zeit der Dattelernte fällt hier zwischen Juli und October; so frühreife wie in Tuat und Draa scheint es hier nicht zu geben. Die frühreifen blühen zuerst im Monat Januar, die grosse Mehrzahl, namentlich die edleren Sorten, blüht aber erst im März, ja einige erst im April. Mit einem einzigen männlichen Baum kann eine grosse Zahl weiblicher Palmen befruchtet werden, aber Befruchtung ist unbedingt nothwendig, um gute Früchte zu erzielen. Die Fortpflanzung der Dattelpalmen geschieht nur mittelst Setzlingen, welche neben den grossen an der Wurzel hervorspriessen, nie aber aus Samen. Letzteres Verfahren würde viel zu viel Zeit erfordern, da die Dattelpalmen sehr langsam wachsen. Ein kräftiger Setzling kann, wenn er gut gepflegt, namentlich regelmässig oder doch oft begossen wird, schon nach drei bis vier Jahren Früchte tragen. Die Palmen, welche hinreichend Wasser haben, namentlich die, welche mit ihren Wurzeln die Wasserschicht erreichen - und das ist in sehr vielen Oasen der Fall -, tragen jedes Jahr Früchte.

Die übrigen vorkommenden Fruchtbäume in Djofra beweisen, dass das Klima noch nicht die Hitze erreicht, wie z.B. in Fesan. Es muss das der nördlicheren Lage sowie dem Umstand zugeschrieben werden, dass im Süden das höhere "schwarze Gebirge" sich befindet, während verschiedene Pässe nach dem Norden den kühlenden Winden von dieser Seite Eingang verschaffen. Man findet Oliven, Weintrauben, Feigen, Aprikosen, Pfirsiche, Quitten und Granaten; einige andere Obstsorten würden wohl noch gedeihen, wenn man sie angepflanzt hätte. Man findet ausserdem die Baumwollenstaude, obschon die Bewohner nicht Baumwollenstoffe herstellen, sondern höchstens Fäden daraus drehen. An Getreide wird Weizen und Gerste im Winter, Ksob (Negerhirse) im Sommer gebaut. Weisse Rüben, Karotten, Sauerampfer, Zwiebeln, Knoblauch, Tomaten, rother Pfeffer, Eierpflanze und eine Pflanze, Tafrit (sie war jetzt eben erst im Keimen begriffen, die Blätter sehen grasartig aus, sollen sowie die Blüthen gegessen werden) genannt, bilden die Gemüse. Melonen verschiedener Art und Gurken werden auch gezogen. Blumen, selbst Rosen und Jasmin, findet man nirgends in den Gärten, und als besonders auffallend erwies sich mir die Abwesenheit jeglichen Unkrauts und wild wachsender Blumen und Kräuter in den Gärten. Ein Queckengras und Malven sind das einzige, was längs der kleinen Wasserrinnen wildwachsend anzutreffen ist. Nirgends ein Blümchen zu erblicken!

Die Bearbeitung der Gärten geschieht in derselben Weise und mit denselben Instrumenten, wie in den übrigen Oasen. Bei so kleinen Verhältnissen ist die Anwendung des Pfluges ganz und gar ausgeschlossen. Man bedient sich einer spitzen und einer unten geradlinigen Hacke aus Eisen mit kurzem Stiel. Küchenabfälle, Dünger, Strassenkehricht, welches Alles in kleinen Körben auf Eseln herausgeschafft wird, dient zur Auffrischung der Erde. Da die Brunnen nicht tief sind, so hat die Bewässerung keine Schwierigkeit, das Wasser zu heben; sie ist ebenfalls die allgemein übliche: mittelst eines doppelmündigen Schlauches, welcher von einem eine abschüssige Bahn hinabgetriebenen Esel heraufgezogen wird, läuft das Wasser in ein Reservoir, von dem sodann, die Berieselung der Felder erfolgt. Zum Begiessen der Gärten müssen somit mindestens zwei Arbeiter thätig sein, einer, der den Schlauch und den Esel überwacht, und ein zweiter, der das Berieseln der Felderchen leitet. Diese sind äusserst klein, viereckig und kaum 1 qm. gross. Man berieselt hier jeden siebenten Tag die Getreide und Gemüse, während das Grünfutter, welches drei bis vier Jahre stehen bleibt, nur alle zehn Tage Wasser erhält.

Die Gärten selbst sind musterhaft gehalten und fast alle von Mauern umfriedigt. In jedem grösseren Garten befindet sich ausserdem, meist dicht beim Brunnen gelegen, eine Sommerwohnung, von denen einige den Namen Villa verdienen könnten, wenn man sie mit bescheidenen Augen betrachtet. Zur Zeit der Ernte, namentlich wenn man anfängt, die Datteln einzuheimsen, siedeln dann die Bewohner der Ortschaften nach den Gärten aber, um Alles unter unmittelbarer Aufsicht zu haben. Die Pflege der Gärten, das langweilige Aufziehen des Wassers, das Umarbeiten des Bodens, das Schneiden des Getreides, sowie das Pflücken der Datteln ist fast ausschliesslich Arbeit der hier ziemlich zahlreich vertretenen Sclaven.

Die Oase hat drei Ortschaften, welche fast genau auf einer Linie, von Westen nach Osten, liegen: Sokna am westlichsten, Kessir, Qesir oder Guesir, ein grosser Palmengarten folgt sodann, etwas nördlich davon liegt der zweite Ort Hon und am weitesten nach Osten Uadan, oder, wie Lyon und Ritchie, welche zuerst nach Uadan hingekommen sind, in englischer Manier schreiben: Wadan. Bemerkt soll übrigens werden, dass Kessier, ein grosser Palmengarten, wie z.B. der, welcher unter dem Namen Mschia bei Tripolis gelegen, bevölkert ist; es wohnen dort Familien von Sokna und Hon, denen er überhaupt zugehört, vorzugsweise jedoch Fesasna oder Fesaner, welche sich hier als Arbeiter der eben genannten Orte ein Heim gegründet haben.

Bei den complicirten Eigenthumsverhältnissen in Nordafrica, wo z.B. dem Grundeigenthümer sehr häufig die darauf stehenden Dattelpalmen oder Oelbäume nicht gehören, sondern einem Anderen[46], welcher Fall durch Verkauf, durch Erbschaft, durch Verheirathung etc. oft vorkommt, ist es gar nicht zu verwundern, dass nicht nur häufig Familienstreitigkeiten, sondern auch, wenn Ortschaften sich begrenzen oder doch nahe liegen, blutige Fehden entstehen durch die verschiedenartigen Ansichten über Mein und Dein.

Ein solcher Fall lag hier in der That vor und kam zum Austrag, wie ich im Anfange dieses Aufsatzes bemerkt habe, während der letzten Dattelernte, im Herbst 1878. - Natürlich handelte es sich hier auch um die Eigenthumsrechte der Palmen, der Feigen, Pfirsiche und der liegenden Gründe und zwar in Kessir.

Topographisch eigentlich zu Hon gehörend, denn die Palmengärten Hon's verschmelzen mit denen Kessirs, ist es im Laufe der Jahrhunderte aber doch so gekommen, dass durch Verheirathungen, welche zwischen den Bewohnern beider Orte stattfanden, oder auch durch Ankauf von Land und Bäumen seitens der viel reicheren Soknenser thatsächlich zwei Drittel des Besitzthums sich in den Händen der letzteren befanden. Nimmt man dazu die vorhin angedeuteten verwickelten Eigenthumsrechte, so erklärt sich der Hass und die Abneigung bei der Orte gegen einander. Dazu kommt noch, dass die Einwohner Sokna's der Mehrzahl nach Berber, die von Hon Araber sind. Bei dem Einheimsen der Datteln entspann sich Streit, der Streit ging in eine Schlägerei über, und von der Schlägerei kam es zu einem regelrechten Gefecht, bei welchem sechzehn Honenser und zwei Soknenser getödtet und eine verhältnissmässig grosse Zahl Verwundeter auf beiden Seiten davongeschleppt wurden. Dass bei den Bewohnern Hons mehr Getödtete und Verwundete vorgekommen sind als bei denen Sokna's, erklärt sich daraus, dass der Palmenwald von Kessir dem von Hon ganz nahe gelegen ist. Die Honenser kamen ohne Waffen alle Tage zur Ernte, waren vielleicht auch nicht vorbereitet, während die ca. 10 km von Sokna kommenden Leute mit ihren Gewehren erschienen und höchst wahrscheinlich den Ueberfall und Angriff vorher geplant hatten.

Bei unserer Ankunft in Sokna, war die Feindseligkeit zwischen beiden Orten noch im vollen Gainge. Die Bewohner beider Städte hatten allen Verkehr mit einander abgebrochen, keiner wagte sich über das Weichbild seines Heimathortes hinaus. Mit uns kam indess zur Pacificirung von Tripolis ein Detachement Cavallerie. Als bald darauf auch der Gouverneur von Fesan, der den Rang eines Mutassarif hat, und Ali Bei heisst, mit einer Compagnie Soldaten eintraf, dauerte es nicht lange bis zum Friedensschluss; jetzt bedarf derselbe nur noch der Bestätigung des Vali (Generalgouverneur) von Tripolitanien, welch' hoher Posten in dem Augenblick von Mahmud Damadh Pascha, dem Schwager des Sultans, bekleidet wurde.

Der von Ali Bei patronisirte Frieden wurde dadurch eingeleitet, dass beide Orte vor Allem eine Steuer zu entrichten hatten, Sokna 16000 und Hon 8000 Piaster. Sodann wurde den Einwohnern ersterer Stadt eine Busse von 22000 Piastern auferlegt, zu zahlen an die Angehörigen der Getödteten von Hon; diejenigen, welche Sokna im Gefecht verloren hatte, waren bei diesem Strafgeld berücksichtigt worden. Dann, wenn das Geld auch noch nicht erlegt worden, wurde der Verkehr wieder eröffnet, da beide Parteien sich mit den auferlegten Bedingungen einverstanden erklärt hatten.

Im Grunde genommen, eine höchst einfache Justiz, über die man in Europa vielleicht lächeln wird. Da wird Niemand wegen schweren Landfriedenbruches persönlich bestraft, obschon man sehr gut die Haupträdelsführer und Hauptmörder kennt. Da wurden keine Verhöre vorgenommen, da wurde nichts protokollirt, sondern als beide Theile sich mit der Sühnsumme einverstanden erklärten (ursprünglich sollten für jeden Getödteten 20000 Piaster bezahlt werden), wurde darüber ein von beiden Parteien unterschriebenes Protokoll aufgesetzt und dies Schriftstück der Regierung in Tripolis zur Bestätigung zugeschickt.

Wenn ich dies Bild von dem Rechtsleben in den Oasen skizzirt habe, so ist dasselbe nur entworfen in der Absicht, um die Zustände in einem der bestregierten Staaten Nordafrica's wiederzugeben. Denn das kann in der That behauptet werden, dass innerhalb des türkischen Gebietes in Tripolitanien die verhältnissmässig grösste Sicherheit herrscht[47]. Dass dieselbe aber auch nur relativ ist, geht genugsam aus dem eben Geschilderten hervor. Kehren wir jetzt noch einmal zur Oase zurück.

Politisch bildet Djofra ein eigenes Kaimmakamlik, welches zu Fesan gehört. Fesan selbst ist eins der vier Mutassarifiate des Vilayat Tripolitanien. Der Sitz des Kaimmakam ist in Sokna, die übrigen Orte haben eine Midjeles (Rathsversammlung), denen ein Schich vorsteht. Was die polizeiliche Gewalt anbetrifft, so hat der Kaimmakam vier Sabtieh (Polizisten) zu seiner Verfügung, welche uniformirt und besoldet sind, und in gewöhnlichen Zeiten genügt diese Macht auch vollkommen, um die Autorität der Regierung aufrechtzuerhalten. In den übrigen Orten wird keine besondere Polizei geübt, Alles regelt sich dort nach dem Herkommen. An Steuern bezahlen die Bewohner der Oase circa 100000 Piaster, davon kommen auf Sokna 33000 Piaster, auf Hon 28500 Piaster und auf Uadan nur 7490 Piaster. Die Schürfa dieser Stadt geben aber eine freiwillige Gabe von 25000 Piastern. Kessir entrichtet keine Abgaben, da die dort sich aufhaltenden Fesaner als Fremde oder Gäste betrachtet werden. Zum Militärdienst wird Niemand herangezogen, wie denn überhaupt in ganz Tripolitanien bis jetzt gar keine Bestimmung darüber besteht, wer dienen muss und wer ausgeschlossen ist. Man nimmt eben die Soldaten einfach, wo man sie findet, man presst sie, man wirbt an durch ein kleines Handgeld, aber von einer regelmässigen Aushebung ist noch nie die Rede gewesen. Tripolitanien ist eben eine Provinz, um die man sich in Constantinopel gar nicht kümmert jeder Gouverneur thut, was ihm beliebt. Daher haben auch die allgemeinen Gesetze für das osmanische Reich in den seltensten Fällen Anwendung in dieser Provinz. Von einer Beschickung des Parlaments in Constantinopel hat man z.B. in Tripolitanien nie etwas gehört. Was sollte dort auch wohl ein Bewohner von Fesan machen? oder ein Beduine aus der Syrte ? Der blosse Gedanke ist schon lächerlich.

Es ist äusserst schwer, auch nur annähernd Angaben zu machen über die Zahl der Bewohner der Oase. Sokna wird meist mit einer Einwohnerzahl von über 2000 Seelen angegeben, und doch dürften höchstens 1500 Menschen vorhanden sein. Im Ganzen werden in der Oase wohl nicht mehr als ca. 5500 Menschen wohnen[48]. Nach ihnen bestehen sie aus Schürfa (Abkömmlinge Mohammed's, die, wenn sie echt sind, natürlich auch zu den Arabern gerechnet werden müssen), aus Arabern, aus Berbern und Fesasna. Die Abgeschlossenheit der Oase, das Durcheinanderheirathen hat aber eine so grosse Vermischung aller hervorgebracht, dass bei keinem dieser Stämme von einer vollständigen Reinheit desselben die Rede sein kann. Die Fesasna müssen ohnedies schon als ein Mischlingsvolk betrachtet werden. Mit Ausnahme der Bewohner Soknas, welche sich von den übrigen doch wenigstens durch ihre Sprache abtrennen, welche dem grossen Berbergebiet angehört, sind daher äusserlich die Bewohner der Ortschaften durch besondere Merkmale nicht zu unterscheiden.

Es ist mir absolut unmöglich gewesen, irgend einen bemerkenswerthen Unterschied zwischen den Leuten von Uadan, Hon und Sokna aufzufinden, nur dass letztere, was ja allerdings äusserst wichtig ist, berberisch reden, während die übrigen arabisch sprechen. Die Bewohner von Djofra sind von mittlerer Statur, haben gelbliche, oft bronzene Hautfarbe, schwarzes Haar, welches meist kraus ist, ohne so kurz und wollig wie bei den Negern zu sein. Die Augen, durchweg schwarz, sind nicht übermässig gross, aber auch nicht so klein und stechend wie z. B bei den Bewohnern Siuah's. Da es unmöglich war, wegen des Fanatismus und der Vorurtheile der Bewohner Messungen mit dem Tasterzirkel und dem Messband anzustellen, so muss man sich schon mit diesen Angaben begnügen, Die übrigen Gesichtszüge und namentlich der ganze Ausdruck derselben sind weit entfernt davon, regelmässig oder gar schön zu sein. Es ist indess eine grosse Verschiedenartigkeit hinsichtlich der Züge zu constatiren. Und es muss dies auch wohl der steten Vermischung zugeschrieben werden. Man bedenke nur, dass Sokna an der Hauptstrasse gelegen ist, welche überhaupt von Tripolitanien aus nach den sudanischen Ländern führt. Es kommt sodann noch hinzu, dass sich ein grosses Contingent Schwarzer in der Oase als Freie und Sclaven befinden und Heirathen auch mit den Negern nichts seltenes und ungewöhnliches sind. Man wird es deshalb auch nicht wunderbar finden, dass man ebenso vielen Adlernasen wie eingebogenen, ebenso vielen wulstigen Lippen wie schmalen begegnet. Magerkeit - es giebt in der ganzen Oase keinen wohlbeleibten Mann - herrscht vor, Hässlichkeit ist allgemeiner als Schönheit. Ja, durch eigentliche Schönheit durfte in der ganzen Bevölkerung kein einziges Individuum ausgezeichnet sein. Hände und Füsse sind meist ungewöhnlich klein. Vielleicht ist das bedingt durch die geringe

Arbeit und das wenige Gehen.

Was Charakter und Temperament anbetrifft, so erlaube ich mir kaum ein Urtheil. Die meisten halbcivilisirten Völker und namentlich die, welche von ihnen Mohammedaner sind, verstellen sich den Europäern gegenüber, heucheln und zeigen sich ganz anders, als sie in Wirklichkeit sind. Erst nach langem Verweilen unter ihnen könnte man es wagen, sich eine Meinung zu bilden. Aber auch unter einander wird Wahrheit, Aufrichtigkeit, Treue und Ehrlichkeit nur dann geübt, wenn es unumgänglich nothwendig ist, wenn man diesen Tugenden nicht aus dem Wege gehen kann. Das ist übrigens bei allen Völkern der Fall, deren ganzes Leben sich nur auf solche religiöse Grundsätze stützt, welche an und für sich schon zur Heuchelei Veranlassung geben. Die Bewohner scheinen nicht streitsüchtig zu sein, trotz des Eingangs Dieses mitgetheilten Falles zwischen Soknensern und den Bewohnern von Hon. Sie sind auch nicht lebhaft, sondern eher indolent. Von Fanatismus ist kaum die Rede, und auch ihren religiösen Pflichten scheinen sie mit keinem grossen Eifer nachzukommen. Die Trägheit, welche sie zur Schau tragen, ist Folge ihrer wirthschaftlichen Verhältnisse, weil die grosse Zahl der Sclaven für die eigentlichen Bewohner jede Arbeit überflüssig macht. Gastfreundschaft wird gerade nicht sehr geübt, wenigstens nicht wie im nordwestlichen Afrika. Da die Bewohner der Oase hinlänglich durch Palmenzucht und Gartenbau ihren Unterhalt finden, so trifft man bei ihnen weniger jenen Hang zum Reisen an wie in den übrigen isolirten Wüsteninseln, z.B. in Rhadames, Djalo und Sinah. Ihr Gebiet reicht noch hin, sie zu ernähren, und nur Sokna stellt ein kleines Contingent solcher, welche, um Handel zu treiben, sich Jahre lang ins Ausland begeben. Die Frauen sind wie die aller nordafricanischen Völker bedeutend kleiner an Statur als die Männer. Da von allzu grosser Scheu bei ihnen keine Rede ist, hatte ich oft genug Gelegenheit, sie betrachten zu können. Alte Weiber, Frauen, Jungfrauen und Mädchen im zartesten Alter - alle sind hässlich, schmutzig und abstossend.

Die Tracht der Bewohner ist ganz dieselbe wie die der Nordafricaner überhaupt, ebenso die der Frauen, bei denen jedoch schon häufig das dunkelblaue Kattungewand verwaltend ist. Tätowirungen sind selten, dahingegen hat fast jeder Erwachsene einen Ring von Silber, oder die Armen auch von Messing am kleinen Finger der Rechten. Amulette am Kopf, auf der Brust, an den Oberarm, meist in Koransprüchen bestehend, welche sich in kleinen Ledersäckchen befinden, fehlen bei keinem. Alle sind beschuht, und viele tragen im Winter Strümpfe. Ein Drittel der Männer trägt sogar Hosen. Die Frauen tragen Halsbänder aus Bernstein und Glasperlen, grosse Ohrringe aus Silber oder Kupfer, Fussknöchelringe aus verschiedenem Metall. Männer wie Frauen, Alt und Jung, alle lieben es, die Augenlider mit Kohöl (Antimon) zu umpinseln; ausserdem färben die Frauen und Mädchen ihre Hände und besonders die Nägel mit Henneh.

Die Heirathen werden früh abgeschlossen, und jeder Mann ist verheirathet. Die eheliche Verbindung erfordert auch nicht viel. Der reiche Mann muss seiner Zukünftigen zehn Anzüge schenken (ein Anzug, d.h. ein Hemd oder ein Umschlagetuch, oder eine Jacke - Alles wird Anzug genannt), darunter einen von Seide. Das Ganze hat etwa einen Werth von 200 bis 300 Piastern[49]. Der Arme giebt nur einen Anzug. Trotzdem jedes männliche Individuum heirathet und trotzdem - nach den Aussagen der Bewohner - mehr Knaben als Mädchen geboren werden, giebt es alte Jungfern, welche keinen Mann gefunden haben. Ein allerdings seltener Fall, den ich sonst nirgends in Nordafrica gefunden habe. Vielleicht dürfte der Grund darin zu erblicken sein, weil viele Männer sich mit einer Negerin verheirathen, während der umgekehrte Fall, dass ein Neger (wenigstens so lange er ein Sclave ist) eine Weisse heirathet, wohl nie vorkommt. Die Zahl der verabschiedeten Frauen (Hadjela, Wittwen) ist sehr gross und Folge des abscheulichen Religionsgesetzes, nach welchem sich jeder Muselman wegen eines Nichts von seiner Frau scheiden kann. Vielweiberei kommt fast gar nicht vor, dazu ist die Bewohnerschaft zu arm.

Einen gemeinsamen Verband aus sich selbst heraus bilden die Bewohner nicht; Niemand betrachtet die Oase als sein Vaterland, noch weniger Tripolitanien oder gar das ganze Reich der Osmanli. Jeder kennt nur seinen Ort: Hon, Sokna und Uadan. Die mohammedanische Religion hat ihren Bekennern nie patriotische Gefühle, sondern nur Glaubensgefühle gestattet. Ein Soknenser würde es gar nicht begreifen können, weshalb er sich für ganz Tripolitanien erwärmen sollte, ebenso wenig wie ein Tripolitanier sich irgend etwas aus seiner Eigenschaft als Unterthan der Türkei macht. Einen Glaubenskrieg würde Jeder mitmachen, ebenso in den Kampf gehen, um sein persönliches Eigenthum oder das seiner nächsten Verwandten zu schützen, aber darüber hinaus gehen auch diese Gefühle nicht. Natürlich hat die Türkei nie etwas gethan, um bei den Unterthanen das Vaterlandsgefühl zu wecken. Andere mohammedanische Herrscher auch nicht. Es giebt z.B. keinen Marokkaner, der sein Vaterland liebte, er schätzt nur seinen Stamm oder seine Stadt, in der er geboren wurde oder in der er wohnt.

Die Oasenbewohner bekennen sich zum malekitischen Ritus der mohammedanischen Religion, welcher überhaupt in ganz Nordafrica Norm ist und zu dem sich alle Mohammedaner dieses Erdtheils bekennen, mit Ausnahme der wenigen türkischen Beamten in Aegypten und Tripolitanien. Von religiösen Orden giebt es nur zwei, den der Snussi und den von Mulley-Abd-es-Ssalem. Die Mitglieder des ersteren werden von vielen Mohammedanern für Anhänger einer fünften Glaubensrichtung gehalten, was aber thatsächlich nicht der Fall ist, da die Snussi sich innerhalb des malekitischen Ritus bewegen. Was sie allein von den Malekiten unterscheidet, ist, dass sie bei der ersten Position zum Gebet die Hände auf der Brust kreuzen, während Sidna Malek das Herabhängen der Arme für ein erforderliches Attribut der ersten Bewegung beim Gebet erklärt. Im Uebrigen zeichnen sich die Snussi durch grösseren Glaubenseifer, durch mehr Hass gegen Andersgläubige, durch eine straffe Organisation und Disciplin ihrer Angehörigen und durch grosse Proselytenmacherei aus. Klug genug, haben die Vorgesetzten und die Stifter dieser Richtung erkannt, dass, um zum Zweck zu kommen, in unseren Tagen nicht mehr das Schwert, wie ehedem, also die rohe Gewalt zu benutzen sei, sondern dass man Geld und Güter sammeln, den Einfluss auf die Frauen gewinnen und vor Allem den Unterricht der Jugend zu leiten habe. Auf diese drei Dinge haben sie ihr Hauptaugenmerk gerichtet und sie zu erreichen und zu gewinnen gilt ihr ganzes Streben. Es ist ihnen dabei natürlich nicht um Belehrung und Aufklärung der Jugend zu thun, wie denn überhaupt in den Schulen der Mohammedaner davon keine Rede sein kann, sondern nur darum, den Kindern von vornherein einzuprägen, dass nur sie, die Snussi, die wahren Ausleger des Koran seien, dass nur durch die Befolgung ihrer Vorschriften das jenseitige ewige Leben gewonnen werden könne. Aber auch für die Mohammedaner kommen heute solche Lehren zu spät, vielleicht haben sie noch Wirkung in einigen ganz abgelegenen Oasen oder in den nördlichen Negerländern, aber innerhalb des türkischen Reiches heisst es auch: zu spät. So ist denn auch in der Oase Djofra der Einfluss der Snussi nicht bedeutender, als der der anderen religiösen Genossenschaft. Es ist die türkische Regierung, welche keine Uebergriffe duldet und von einer Herrschaft der Snussi, wie dieselben sie träumen, nichts wissen will.

In den Schulen der Ortschaften wird in der That nichts Anderes gelehrt als Buchstaben malen und buchstabiren. Einige bringen es zum stümperhaften Losen und Schreiben, aber Alle wissen einige Capitel des Koran auswendig, was zum Beten unbedingt erforderlich ist. Wollen besonders wissbegierige Jünglinge weiterkommen, d.h. fertig lesen und schreiben lernen, dann gehen sie auf einige Jahre nach Tripolis, nach Bengasi oder auch die in den Snussi-Schulen Gebildeten nach Sarabul (Sarabul liegt in der Oase des Ammon), dem Religionscentrum derselben.

In jeder der drei Ortschaften ist eine Moschee, in der Freitags das Chotbah, Gebet, verlesen wird, und von allen übrigen Minarets wird zu den vorgeschriebenen Stunden ins Gebet gerufen, welchem die Meisten Folge geben; darauf beschränkt sich aber auch das religiöse und geistige Leben der Bewohner Djofra's. Es ist möglich, dass unter anderen Verhältnissen - man erinnere sich des eingangs Dieses geschilderten Zwistes, welcher eine starke Execution zur Folge hatte - das Leben der Bewohner eine veränderte Physiognomie trägt; aber in diesem Augenblick hat es den Anschein, als ob aller Orten Trauer wäre. Und selbst Uadan, was doch nicht in Mitleidenschaft gezogen ist, macht davon keine Ausnahme. Von Belustigungen ist nirgends die Rede. Der Gesang der Bewohner ist der monotonste, den man sich denken kann. In Sokna z.B. hört man nichts weiter als die Töne c d es, d c es; d c es, d c c, c d es; c d es; c d es. - Das ist ihr Nationallied. Man hört es Nachts, wenn der Mudhen ins Gebet gerufen hat, denn sicher verfehlt er dann nicht, jene Melodie noch mit in den Kauf zu geben. Man hört es früh Morgens, wenn die Leute aufstehen, und Abends, wenn sie sich nach ihrem harten Tagewerk, das im Nichtsthun besteht, zur Ruhe begeben.

Wenden wir uns jetzt den einzelnen Orten zu, so gebührt Sokna vor Allem betrachtet zu werden. Die Stadt verdankt ihre Bevorzugung hauptsächlich dem Umstand, dass sie unmittelbar an der grossen Karavanenstrasse gelegen ist. Sokna ist der einzige Ort, wo kleine Buden sind, in denen alle Tage verschiedene Gegenstände verkauft werden: Kaffee, Zucker, einige Gewürze, Kattunstoffe, wollene Tücher (Abbei, Hanli oder Haik genannt), rothe, gelbe und gestickte Schuhe, Seife, Kerzen, Zündhölzchen (wie vor Jahren, so auch jetzt noch immer österreichisches Fabrikat), Pulver, Kugeln, eiserne Hacken, hölzerne Schüsseln, das dürfte wohl so ziemlich das Waarenverzeichniss einer jeden Bude sein. Diese selbst bilden kleine Zimmer zu ebener Erde, haben nur eine Thür, welche zugleich Fenster ist. Mitten in seinem Krimskrams sitzt der Eigenthümer, der zugleich auch mit allen Gegenständen handelt und statt Geld natürlich auch Nahrungsmittel oder andere Gegenstände in Austausch nimmt.

Eigenthümlicherweise hat sich neben dem österreichischen Maria-Theresien-Thaler vom Jahre 1780, welcher ja überhaupt in Tripolitanien und Nordcentralafrica die bevorzugte grosse Münze bildet, hier sowie im Gebiet der Orfella, aber auch nur hier, als Kleingeld ebenfalls eine österreichische Münze eingebürgert: das Zehnkreuzerstück vom Ende der fünfziger und Anfang der sechziger Jahre. Es gilt einen Piaster, während der Maria-Theresien-Thaler 24 Piaster Werth hat, Goldmünzen sind hier nur mit Verlust loszuwerden, im Gegensatz zur Stadt Tripolis, woselbst man dabei verdient. Noch weiter nach dem Süden werden bekanntlich Goldmünzen gar nicht mehr angenommen.

Die europäischen Waaren, welche hier verkauft werden, kommen natürlich alle von Tripolis und sind meistens französischen und englischen Ursprungs. Gewöhnlich wird hier schon der doppelte Preis für das verlangt, was man in Tripolis für denselben Gegenstand zahlt. Bei der Weite des Weges - eine Karavane braucht immer durchschnittlich 18 Tage, um vom Meere hierherzugelangen - und bei den Kosten, welche sich von Tripolis bis Sokna immerhin für eine Kamellast (ca. 4 Centner) auf 8 bis 10 Mahbab (32 Mark = 10 Mahbab) belaufen, kann man gegen einen solchen Aufschlag auch nichts einwenden.

Im übrigen sieht es schlimm um Handel und Wandel aus, die Bewohner sind eben Gartenbauer. Es sind z.B. die nothwendigsten Lebensbedürfnisse, wie Brot und Fleisch, Milch und Gemüse, nur mit grosser Mühe zu beschaffen. Ein regelmässiger Verkauf der genannten Gegenstände findet nicht statt. Für Fremde ist das natürlich sehr unangenehm.

Sokna, ein unregelmässiges Pentagon, ist von einer ca. 5 Met. hohen Mauer umgeben, welche natürlich nur gegen Flintenschüsse Schutz gewählt. Von Zeit zu Zeit werden die Mauerlinien durch eine Art von Bastion flankirt. Die Stadt hat sieben Thore, welche Nachts geschlossen werden und die alle einen besonderen Namen haben. Ebenso haben auch alle Gassen, die gewöhnlich nur etwas breiter sind als 1 Meter, einen Namen. Sie bilden ein vollkommenes Labyrinth, und selbstverständlich fehlen viele Sackgassen nicht. Die Hauptstrasse heisst Saka Habaret. Vor der Kasbah, einem ansehnlichen Gebäude, im Südosten der Stadt gelegen, ist ein kleiner Platz. Die Kasbah dient dem Kaimmakam von Diofra als Residenz. Zwei verrostete Kanonen, welche im Inneren des Hofraumes liegen, sollen noch von den Feldzügen Abd-el-Djelil's herrühren. Aber wenn auch die Strassen eng und wegen des sehr häufig nackt zu Tage tretenden Kalkfelsens äusserst holperig und uneben sind, so zeichnen sie sich sehr vortheilhaft durch Reinlichkeit aus. Zu welcher Tageszeit man auch durch dieselben wandern mag, man findet nie Unrath und Schmutz.

Die Stadt besitzt vier Moscheen, von welchen in der einen, Djemma-el-Kebir (die grosse Moschee), Freitags das Chotbah gelesen wird. Die Djemma-el-Fokara gehört den Snussi. Diese Ordensschaft, sowie die Anhänger des Muley-Abd-es Ssalem haben eine Sauya (d.h. Kloster, Schule, Asyl etc.) im Orte. Für die Heranbildung der männlichen Jugend sorgen vier Schulen, welche den Moscheen zugehören. Die der Snussi ist die frequentirteste. Die weibliche Bevölkerung bleibt ohne Schulbildung.

Die Zahl der Einwohner von Sokna ist eingangs Dieses schon erwähnt worden, auch dass die Eingeborenen der Mehrzahl nach zu den Berbern gerechnet sind. Unter sich reden sie nur ihre eigne Sprache, welche, isolirt wie sie sich hier befinden, natürlich eine Menge arabischer Ausdrücke aufgenommen hat. Das soknensische Berberisch scheint das unvollkommenste und ärmste von allen zu sein. Der mündliche Austausch mit den übrigen Berbern, die Berührung mit ihnen fehlt fast gänzlich, und es wäre nicht unmöglich, dass das Soknensische ganz ausstürbe. Jetzt müssen allerdings die Kinder soknensisch lernen. Es giebt hier aber kein Individuum, welches nicht arabisch verstände. Selbst in dem entferntesten Siuah giebt es Leute, welche nur ihre Muttersprache reden.

Höchst eigenthümlich sind einzelne Zahlen im Sokna-Idiom ausgedruckt. So heisst z.B. 50: i fessen-tischka-didjdem-fuhs, d.h. vier Hände, vier Füsse und zwei Hände. (Die Finger und Zehen derselben nämlich.) Es giebt jedoch auch einen einfacheren Ausdruck, der dem allgemeinen Tamersirht oder Masigh (Berbersprache) conform sein dürfte, nämlich asegin tmed. Die Zahl tausend heisst, neben dem arabischen "Elf" auch "Abu Mursuk". Gewöhnlich werden indess die arabischen Zahlenbenennungen angewandt. Ebenso haben sie auch keine eigenen Benennungen für die Monate. Die Armuth speciell dieses Berberdialektes offenbart sich auch noch dadurch, dass sie für die übrigen Völker und Nationen keine besonderen Benennungen haben; die sudanische Bevölkerung wird z.B. bei ihnen mit dem einen Namen tamur-n-ilalem, alle europäischen Nationen mit dem einen Namen tamur-t-imatar bezeichnet, d.h. die "guten Leute". So behauptet mein Gewährsmann wenigstens. Ich bin aber geneigt, zu glauben, dass sie uns tamur-t-ingimattar, d.h. die "bösen Leute", nennen. Schliesslich möchte ich noch anführen, dass die Bewohner Sokna's selbst behaupten, von den Berbern Marokko's abzustammen.

[46] Gerade in diesen Tagen ereignete sich noch in Sokna der Fall, dass ein Individuun, welches längere Zeit krank gewesen war, eine prächtige Dattelpalme der Sauya Sidi Snussi hierselbst, einem Kloster, urkundlich schenkte; die Palme steht inmitten eines Gartens.

[47] Natürlich kann mit Algerien und selbst mit Aegypten kein Vergleich aufgestellt werden.

[48] Es sei mir gestattet, hier meiner Meinung Ausdruck zu geben, dass die in den neuesten geographischen Lehrbüchern angegebene Seelenzahl Africa's viel zu hoch gegriffen zu sein scheint. Wenn man bedenkt, dass der äusserste Norden, etwa bis zum 30deg. n. Br., sehr dünn bevölkert ist und, hoch gerechnet, von Marokko bis nach Aegypten hin kaum 15,000000 Seelen enthält; wenn man dann erwägt, dass zwischen dem Soll und 15deg. n. Br. von Bevölkerung kaum die Rede sein kann - hier kann man oft zehn bis zwanzig Tagemärsche reisen, ohne auf einen Menschen, geschweige auf eine feste oder Nomaden-Niederlassung zu stossen -, so bleibt für die übrige hohe Zahl von 185,000000 Einwohnern der Raum vom 15deg. n. Br. bis zum Bay. Und selbst wenn wir in dem obenerwähnten Raum zwischen dem 30deg. und 15deg. n. Br. 5 Millionen Seelen annehmen wollen, was aber gewiss sehr reichlich bemessen ist, dann käme auf das übrige Africa immerhin noch eine Seelenzahl von 180,000000. Man betrachte nur einmal auf der Karte den verbleibenden Raum für die 180,000000 Seelen, man ziehe den Platz in Erwägung, den die grossen Seen einnehmen, man denke an die Kalahari-Wüste und lese dann die Berichte der Reisenden, welche wohl von grossen Städten und Ortschaften berichten, aber auch fast täglich vermelden, dass sie stundenlange unbewohnte Gegenden, grosse Wälder und unbesiedelte Wildnisse durchziehen müssen, und man wird finden, dass die Angabe von 200,000000 Einwohnern, welche in den heutigen Lehrbüchern der Erdkunde für Africa vindicirt werden, viel zu hoch, wenn nicht um das Doppelte zu hoch gegriffen ist. Man staunt in der That, wenn man liest: Africa hat über 200,000000 Einwohner.

[49] Ein Piaster hat 19 Pfennige.


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